Brücke der Integration

Lotsenprojekt PONTIS erhält Regelfinanzierung der Stadt

Die Lotsinnen und Lotsen von PONTIS Freimann helfen unter anderem beim Ausfüllen von Formularen. Nun wurde das Projekt in die Regelfinanzierung der Landeshauptstadt aufgenommen. Kl. Bild: Inna Baklanova leitet seit dem vergangenen Jahr PONTIS Freimann. F.

Die Lotsinnen und Lotsen von PONTIS Freimann helfen unter anderem beim Ausfüllen von Formularen. Nun wurde das Projekt in die Regelfinanzierung der Landeshauptstadt aufgenommen. Kl. Bild: Inna Baklanova leitet seit dem vergangenen Jahr PONTIS Freimann. F.

Freimann · Nach Wochen des Hoffens und Bangens ist die Entscheidung im Stadtrat gefallen: Die Landeshauptstadt München nimmt PONTIS Freimann 2022 in die Regelfinanzierung auf. Damit bleibt die Brücke der Integration weiterhin stabil, nachdem die Unterstützung durch die SKala-Initiative, einer gemeinnützigen Organisation der Unternehmerin Susanne Klatten, ausgelaufen war.

Wertvolle Hilfe durch die Lotsen

PONTIS Freimann ist eine von drei PONTIS-Einrichtungen der Diakonie Hasenbergl. Mehr als 55.000 Menschen leben im Stadtbezirk Schwabing-Freimann, fast jeder sechste von ihnen, immerhin mehr als 16.600 Menschen, stammt aus einer Familie, die aus 60 verschiedenen Nationen nach München eingewandert ist. Es sind nicht nur Sprachbarrieren, die das Leben in München schwierig gestalten; die Migranten benötigen Hilfe, um Leistungen wie Wohn-, Elterngeld oder Grundsicherung beantragen zu können. Seit 2019 erhalten die Menschen im Stadtteil Schwabing-Freimann wertvolle Hilfestellung durch die Lotsen von PONTIS Freimann. Sie unterstützen oftmals in der Muttersprache beim Verstehen und Ausfüllen der notwendigen Anträge.

"Offen den vielen Kulturen gegenüber"

Das Konzept ist so einfach wie genial: "Unsere Lotsinnen und Lotsen verfügen selbst alle über einen eigenen Migrationshintergrund. Sie sind offen und wertschätzend den vielen Kulturen gegenüber, die uns um Hilfe bitten. Den Menschen wird das Ankommen und Willkommen in München leichter und erlebbar gemacht", informiert Inna Baklanova, die die Einrichtung in Freimann seit 2021 leitet. Dabei würden die Kunden gleichzeitig befähigt, sich mit ihren Anliegen selbstständig an die entsprechenden Stellen im Münchner Hilfesystem zu wenden. "Dies eröffnet den Migrantinnen und Migranten neue Chancen auf Interaktion und Teilhabe an der Gemeinschaft".

Informationen und Unterlagen zusammentragen

Dass es in Freimann ein weiteres PONTIS-Büro gibt, ist zunächst der großzügigen Projektförderung der SKala-Initiative und der Landeshauptstadt München in den vergangenen drei Jahren zu verdanken. Über 4.200 Klienten konnten die Lotsen dadurch helfen, ihr Leben in München neu zu ordnen.

"PONTIS unterstützt aber auch die Behörden und Regeldienste, indem Lotsinnen und Lotsen gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden die Anliegen bearbeiten, sortieren, besprechen und notwendige Informationen und Unterlagen zusammentragen. Dadurch entstehen bei den Terminen bei den Ämtern und Behörden weniger offene Fragen und dafür gestärkte Menschen", erklärt Inna Baklanova. "Die Lotsinnen und Lotsen ermitteln den Hilfebedarf entsprechend den Vorgaben der sozialpädagogischen Fachkräfte, leisten Sprachmittlung und Formularhilfe. Sie informieren über Hilfsangebote und vermitteln an die entsprechenden Fachstellen und Behörden. Die Fachkräfte dieser Anlaufstellen werden durch die Zuarbeit unserer Lotsinnen und Lotsen entlastet und können sich auf ihre Kernprozesse konzentrieren."

"Zu einem wichtigen Partner geworden"

Lotsen und auch Pädagogen stehen in engem Austausch mit den Fachstellen und Behörden. Regelmäßige Schulungen sind nur ein Teil der vertrauensvollen Zusammenarbeit. Konkrete Absprachen und Informationen zu einzelnen Fallanliegen unterstreichen die Bemühungen von Lotsen und Behörden, die Klienten schnell erfolgreich ins Hilfesystem zu integrieren. "PONTIS Freimann ist für uns im Jobcenter München, im Sozialbürgerhaus Schwabing-Freimann, zum wichtigen Partner geworden", sagt Albin Stoffel, Leiter des Jobcenter München-Nord. "Durch die Lotsinnen und Lotsen werden Menschen mit Migrationshintergrund beim Antragsausfüllen und bei der Beschaffung der notwendigen Unterlagen unterstützt. Sie erhalten so zeitnah Zugang zu den gesetzlichen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch 2 und entsprechend danach auch zu den freiwilligen Leistungen. Auch hinsichtlich der Arbeitsvermittlungen nehmen wir immer wieder PONTIS Freimann in Anspruch."

Fest im Münchner Sozialsystem verankert

Das erfolgreiche Konzept greift auf jahrelange Erfahrung zurück: Als erstes Lotsenprojekt im Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl ist PONTIS-Hasenbergl bereits seit mehr als zehn Jahren etabliert und fest im Münchner Sozialsystem verankert.

Die erfolgreiche Hilfestellung ist auch in anderen Stadtbezirken sehr gefragt: Seit Juli 2019 gibt es im Stadtteil Freimann einen weiteren Standort, seit dem 1. Juni 2020 beraten die Mitarbeitenden von PONTIS Pasing am Standort in der Landsberger Straße Menschen mit Migrationshintergrund aus dem Sozialraum München West. "Wir haben die Strukturen noch einmal geschärft und nutzen Synergien an unseren Standorten", verrät Dr. Stefan Fröba, der das erste PONTIS-Projekt 2008 ins Leben gerufen hat. "Dass sich die Landeshauptstadt München nach der Vorleistung vieler Stellen im Stadtbezirk für eine Regelfinanzierung von PONTIS Freimann entschieden hat, zeugt doch von der Bedeutung und Notwendigkeit der Arbeit unserer Lotsinnen und Lotsen. Wir können nun fast das Stadtgebiet mit unserer Unterstützungsleistung abdecken. Das freut uns natürlich sehr", sagt er.

Die Entscheidung für die Aufnahme in die Regelfinanzierung ist auch im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Landeshauptstadt München im Stadtbezirk Schwabing-Freimann eine wertvolle Weichenstellung. "Hier können unsere Einrichtungen einen wichtigen Beitrag leisten und den künftigen Einwohnerinnen und Einwohnern zur Seite stehen. Gleichzeitig unterstützen wir sie bei der Teilhabe an der Gesellschaft, der sozialen Sicherung. Aber auch dabei, ein nachbarschaftliches Zusammenleben aufzubauen und lebendig zu erhalten", so Baklanova.

Nun müssen nur noch die passenden Räumlichkeiten gefunden werden. Zum 31. Januar muss das Team aus den bisherigen Büros im Starenweg ausziehen. "Wir freuen uns sehr über geeignete Mietangebote", sagt Inna Baklanova.
Weitere Infos gibt es unter www.diakonie-hasenbergl.de im Internet.

Artikel vom 12.01.2022
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