"Arbeiten in der Melasse"

Feldmoching · Ausstellung über das ehemalige Kraftfutterwerk Feldmoching

Hans Theimer engagiert sich im Kulturhistorsichen Verein Feldmoching. Im Hintergrund ist eine Ansicht auf das Kraftfutterwerk Feldmoching zu sehen. Es stammt von dem Maler Paul Huml. Foto: Tanja Beetz

Hans Theimer engagiert sich im Kulturhistorsichen Verein Feldmoching. Im Hintergrund ist eine Ansicht auf das Kraftfutterwerk Feldmoching zu sehen. Es stammt von dem Maler Paul Huml. Foto: Tanja Beetz

Feldmoching · "Erbaut 1913 von der Gemeinde" steht auf dem Haus in der Josef-Frankl-Straße 55. Hier hat der "Kulturhistorische Verein Feldmoching auf dem Gfild e.V." seinen Sitz. Und hier ist zurzeit eine Ausstellung zu sehen, die noch ein Stück weiter zurückreicht, nämlich ins Jahr 1890: "100 Jahre Kraftfutterwerk Feldmoching". Klingt trocken? Ist es aber nicht.

Siloturm als Wahrzeichen

Es geht hinauf in den ersten Stock des alten Gebäudes. Hans Theimer vom Kulturhistorischen Verein hat an diesem Tag zu einem Rundgang eingeladen. Mehr als 100 Jahre prägte das Kraftfutterwerk das Feldmochinger Gebiet. Viele Bürger fanden hier Arbeit, und der 35 Meter aufragende Siloturm setzte dem Ort eine Art Wahrzeichen. Schautafeln und Ausstellungsstücke aus längst vergangener Zeit dokumentieren die Geschichte des Kraftfutterwerks, das 1890 von Louis Steinharter an der damaligen Udalrichstraße, heute Ponkratzstraße, gegründet wurde. Nach seinem Tod ging es an seine beiden Söhne Sigwart und Paul Steinharter über. Im Jahr 1936 kaufte Kommerzienrat Eugen Zentz das Werk, da es aufgrund der jüdischen Besitzverhältnisse stilllag. Sigwart und Paul Steinharter wanderten bald darauf in die USA aus. 1938 wurde mit dem Bau einer neuen Betriebsstätte an der Paul-Preuß-Straße begonnen. Dieses Werk erhielt den Firmennamen "Press- und Kraftfutterwerk Gmbh".

Der Chronist Martin Holzner

Wie es nach dem 2. Weltkrieg mit dem Werk weiterging, darüber können sich die Besucher ein kleines aber feines Bild machen. Dass überhaupt noch so viel über die Firmengeschichte bekannt ist, ist nicht zuletzt Martin Holzner zu verdanken. Er ist der Verfasser einer Chronik über das Kraftfutterwerk und war über 40 Jahre an leitender Stelle tätig. Auch Hans Theimer kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, als das Werk in Betrieb war. "Das war der größte Arbeitergeber hier in der Gegend", erinnert er sich. "Kraftfutterwerk hat damals keiner gesagt, das hieß immer nur ,die Melasse'. Man hat in der Melasse gearbeitet." Endgültig stillgelegt wurde das Kraftfutterwerk im Jahr 1991. Der endgültige Abbruch erfolgte von Juni 2003 bis Juli 2004. Später wurde hier eine Wohnsiedlung (Paul-Huml-Bogen) gebaut.

Erforschung der Geschichte

In die Zeit der Stilllegung des Werks fällt übrigens die Gründung des "Kulturhistorischen Vereins Feldmoching auf dem Gfild e.V.": April 1990. Aufgaben des Vereins sind die Erforschung, Darstellung und Verbreitung der Geschichte des heutigen Münchner Stadtteils Feldmoching sowie seines unmittelbaren Umlandes, dem sogenannten Gfild. Mit Ausstellungen und Vorträgen soll den Bürgern die Historie nähergebracht werden. Eine wichtige Arbeit des Vereins ist dabei die Erstellung eines umfangreichen Archivs. Und da freut man sich beim Verein auch über die Unterstützung der Bürger: "Haben Sie noch alte Fotos oder Postkarten ...?" heißt es auf einem Flyer, der dazu aufruft, Bilder, Dokumente, Postkarten und Pläne dem Verein zum Digitalisieren oder auch zum Verbleib zu überlassen. "Werfen Sie bei anstehenden Nachlässen und Wohnungsräumungen alte Papiere und Gegenstände nicht weg. Kontaktieren Sie uns, wir sichten gern mit Ihnen gemeinsam und kümmern uns ggf. um interessante Gegenstände und Papiere", lautet der dringende Appell.

Öffnungszeiten und Kontak

Die Ausstellung hat bis 5. März jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr unter Einhaltung der bestehenden Hygieneregeln geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos gibt es unter www.feldmoching.com im Internet.

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Artikel vom 01.12.2021
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