Einsatz für den Frieden

Die Deutsche Kriegsgräber-Fürsorge sammelt wieder

Auch in Unterhaching wollte man mit der Aufstellung von Stelen, auf denen die Namen der Opfer der Weltkriege verewigt sind, ein Zeichen für den Frieden setzen. Beteiligt waren Prof. Dr. Alfons Hofstetter und Heimatpfleger Günter Staudter. F: hw

Auch in Unterhaching wollte man mit der Aufstellung von Stelen, auf denen die Namen der Opfer der Weltkriege verewigt sind, ein Zeichen für den Frieden setzen. Beteiligt waren Prof. Dr. Alfons Hofstetter und Heimatpfleger Günter Staudter. F: hw

München · Noch bis zum 7. November finden die Haus- und Straßensammlungen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber-Fürsorge e.V. in Bayern statt. Die Pflege der rund 830 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten kostet Geld, die staatlichen Zuschüsse reichen bei Weitem dafür nicht aus.

Man schätzt, dass in diesen Grabstätten rund 2,8 Millionen Opfer der beiden Weltkriege ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Am Volkstrauertag, 14. November, wird bayernweit gemeinsam mit den Kommunen und Pfarreien vor Ort der Gefallenen der Weltkriege gedacht.

In Bayern ist der Volkstrauertag ein so genannter stiller Feiertag, was bedeutet, dass bestimmte Dinge, wie beispielsweise öffentlicher Tanz nicht erlaubt sind. Vielerorts gibt es Unmut darüber, dass man an diesem Tag nicht wie sonst ausgelassen feiern soll. Das ehrende Gedenken an die vielen Millionen Tote aus den Kriegen soll an diesem Tag aber im Vordergrund stehen und vor allem auch heute zum Frieden gemahnen.

Die Arbeit des Volksbunds Deutscher Kriegsgräber-Fürsorge setzt sich genau dafür ein. Mit der Aufrechterhaltung der Soldatenfriedhöfe erinnern sie daran, welche schrecklichen Folgen kriegerische Auseinandersetzungen haben. Das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt von damals und heute wach zu halten ist das erklärte Ziel, denn Frieden ist kostbar und leider bis heute keine Selbstverständlichkeit. Die Arbeit, die der Volksbund Deutscher Kriegsgräber-Fürsorge hier leistet, ist nicht dazu gedacht, den Krieg und seine gefallenen Soldaten zu verherrlichen, sondern ganz im Gegenteil, durch die Vielzahl an Opfern, die ihr Leben lassen mussten, daran zu erinnern, wie unverzichtbar Friede ist.

Während die meisten Gemeinden und Städte eigene "Kriegerdenkmäler" aufgestellt haben, auf dem nicht selten die Namen der hiesigen Gefallenen eingraviert sind, gibt es für die Soldaten, die fern der Heimat ihr Lieben ließen, oftmals keine solche Andachtsstätte. Hier kommen die Soldatenfriedhöfe ins Spiel.

Wer sich ein Bild davon machen möchte, findet beispielsweise an der Bundesstraße 472 im Ortsteil Dürnbach der Gemeinde Gmund am Tegernsee einen solchen Soldatenfriedhof. Die Kriegsgräberstätte wurde nach dem 2. Weltkrieg von der Commonwealth War Graves Commission (englisches Pendant zur Deutschen Kriegsgräberfürsorge, Anm. d. Red.) errichtet.

Die meisten der dort Bestatteten gehörten der Royal Air Force an und wurden aus Bayern, Württemberg, Österreich, Hessen und Thüringen von bestehenden Einzel- oder Gruppengräbern, nach Dürnbach umgebettet. Einige der Toten sind Angehörige der Truppen des Britischen Empire, die bei Fluchtversuchen aus deutschen Kriegsgefangenenlagern getötet wurden. Auf dem Soldatenfriedhof fanden 2.960 Soldaten des Commonwealth ihre letzte Ruhestätte, wobei 93 Personen nicht identifiziert werden konnten. Es wurden auch für weitere 30 Gefallene anderer Nationen, mehrheitlich Polen, Grabstätten errichtet.

Auf einer Tafel im Eingangsportal des Soldatenfriedhofes steht (auf Englisch und Deutsch): Auf dieser Kriegsgräberstätte sind 2.960 Gefallene des Zweiten Weltkrieges, vor allem Luftwaffenangehörige, bestattet worden.

Nach Nationalitäten aufgegliedert handelt es sich um 2.020 Briten, 484 Kanadier, 281 Australier, 70 Neuseeländer, 30 Südafrikaner, 41 Inder, drei Ostafrikaner, ein Franzose, ein Norweger, 20 Polen, ein Russe, vier Amerikaner und vier mit unbekannter Nationalität. Hinzu kommen Denkmale für fünf britische und einen südafrikanischen Militärangehörige, die andernorts begraben wurden, deren Gräber aber verloren gegangen sind, sowie ein Denkmal für 23 indische Soldaten, deren Leichen verbrannt wurden.“ Viele der Grabsteine enthalten neben dem Namen und dem Alter der Verstorbenen noch letzte Grüße ihrer Lieben, die das ganze Ausmaß der Tragödie für die Angehörigen erahnen lassen. So schrieb die Mutter eines 21-Jährigen: "Gott hat mir das Licht meines Lebens entrissen" oder eine Ehefrau über ihren verstorbenen Mann: "Eine größere Liebe wird es nicht mehr geben."

Wer sein Auge über die unzähligen weiß polierten Grabsteine schweifen lässt, bekommt eine leise Ahnung davon, wie viele Menschenleben der Krieg viel zu früh beendet hat, wie viele Geschichten unerzählt bleiben, wie viele Mütter- und Väterherzen gebrochen wurden, weil ihre Söhne nicht mehr aus dem Krieg zurückkehrten. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sieht seine Aufgabe aber bei Weitem nicht nur darin, die Friedhöfe instand zu halten, sondern vor allem darin, die Jugend für das Thema Frieden zu sensibilisieren.

Was viele nicht wissen, der Volksbund ist anerkannter Träger der politischen Erwachsenenbildung und anerkannter Träger der freien Jugendhilfe.

Unter dem Motto „Arbeit für den Frieden“ treffen sich jährlich über 20.000 junge Menschen aus verschiedenen Ländern in den vier Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten sowie bei den Workcamps und Jugendbegegnungen im In- und Ausland, um einander kennenzulernen, gemeinsam Freizeit zu erleben, auf Kriegsgräber- und Gedenkstätten zu arbeiten und sich mit der deutschen und europäischen Geschichte auseinander zu setzen.

Die Bundesgeschäftsstelle und Landesverbände bieten im schulischen und außerschulischen Bereich zahlreiche Veranstaltungen im Bereich Aus- und Fortbildung an. In der gemeinsamen Begegnung sollen Vorurteile ausgeräumt und gemeinsame Grundlagen geschaffen werden. Zu den Arbeitseinsätzen von internationalen Jugendgruppen gehören auch immer wieder Einsätze von Jugendlichen auf internationalen Soldatenfriedhöfen. Hier arbeiten Jugendliche aus verschiedenen Nationen zusammen, um die Erinnerung an die vergangenen Kriege wachzuhalten und damit das Bewusstsein zu schaffen, wie kostbar und unverzichtbar Friede ist.

Zu den eifrigen Sammlern für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge gehören auch die Vertreter der insgesamt 61 Veteranen- und Kriegervereine im Landkreis Erding. Um einen Beitrag zur Finanzierung dieser herausfordernden Aufgaben zu leisten, werden auch im Landkreis Erding jedes Jahr entsprechende Sammelaktionen organisiert.

Im Jahr 2020 wurde mit insgesamt 32.598,00 Euro (Vorjahr: 86.698,25 Euro) das zweitbeste Sammlungsergebnis im Bezirksverband Oberbayern erzielt. „Ich danke allen fleißigen Sammlerinnen und Sammlern und alle denjenigen, die für die wichtige Arbeit des Volksbundes spenden“, erklärte im Rahmen einer Ehrung Erdings Landrat Martin Bayerstorfer.

Wer mehr über die Arbeit der Deutschen Kriegsgräberfürsorge wissen will, findet weitere Informationen unter www.volksbund.de
hw

Artikel vom 29.10.2021
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