Ausflug in die Erdinger Kinowelt

Forscherpreisträger Hermann Kraus berichtete über die Kinos von einst

Heimatforscher Hermann Kraus forscht gerne über Erdinger Themen. Foto: Fotostudio Naglik Erding

Heimatforscher Hermann Kraus forscht gerne über Erdinger Themen. Foto: Fotostudio Naglik Erding

Erding · Der Historische Verein Erding lud vor klurzem als Referenten Hermann Kraus ein. "Wir freuen uns sehr, dass wir nun den Forscherpreisträger des Historischen Vereins Erding 2020 bei uns haben und er über sein jüngstes Forschungsgebiet, die Erdinger Kinowelt, berichten wird", freute sich Vereinsvorsitzende Heike Kronseder.

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Hermann Kraus hat über die Kinos nach dem Zweiten Weltkrieg geforscht und viele Geschichten und Historie rund um die Weißbräu-Lichtspiele, das ELI, das Stadttheater, die Filmbühne St. Paul, das Ringtheater, das Kino im Fliegerhorst bis hin zum heutigen Cineplex mit 11 Kinosälen zusammengetragen. Nicht außer Acht gelassen hat er dabei die Kinos im Landkreis: Dorfen, Forstern, Goldach, Hörlkofen, Moosinning, Reithofen, Taufkirchen und das Kino in Wartenberg.

Seine Ergebnisse mit Wort und Bild hat Hermann Kraus in einem 100 Seiten umfassenden Büchlein festgehalten. Vor dem zahlreich erschienen Publikum berichtete er nun über die Kinos in Erding und wusste dazu auch allerlei Anekdoten zum Besten zu geben, die ihm während seiner Forschung begegnet sind.

Vielfach hatte er Zeitzeugen befragt und auch in den Archiven der Kinobetreiber oder ehemaligen Kinobesitzer gegraben. Bei seinen umfangreichen Recherchen ist Hermann Kraus auf mehrere aussagekräftige Archive von Kino-Betreiber-Familien gestoßen: Das Archiv Calligaro und das hervorragende Archiv Kalmowicz, das Gabi Kalmowicz für die Recherchen öffnete, waren Grundlage für die Veröffentlichung und für den Inhalt seines Abendvortrags beim Historischen Verein.

Gespräche mit den Betreiberfamilien, Recherche im Stadtarchiv und Museums-Archiv, Durchforsten von Zeitungsartikeln der Lokalpresse seit 1945 vervollständigten Hermann Kraus´ Ausführungen. So konnte er über den Besuch von Heinz Rühmann in Erding anlässlich des Kinofilms "Quax, der Bruchpilot" berichten, der 1941 zum Teil in Erding auf dem Schrannenplatz gedreht worden ist. Aber auch Fotos von Rühmann während seines Aufenthalts in Wartenberg existieren. In Wartenberg gab es seit 1949 im Hauptgebäude des ehemaligen Gasthofs "Zur Post" in der Unteren Hauptstraße ein Kino, einfach in der Ausstattung. Eigentümer war die Gastwirtsfamilie Huber. Heinz Rühmann war 1959 der prominente Gast im Wartenberger Kino, denn zu dieser Zeit weilte er im Sanatorium der Klinik Wartenberg zu Kur.

Bei den Zuhörern wurden teilweise Erinnerungen wach, als Hermann Kraus über die verschiedenen Kategorien der Kinoplätze referierte: Es gab die Reihe ganz vorne, die im Volksmund gerne als "Rasierplatz" betitelt wurde, weil man wie beim Rasieren den Kopf sehr weit in den Nacken legen musste um auf der Leinwand etwas zu sehen. Es gab aber auch den "2. und den 1. Platz" und den "Sperrsitz", der seinen Namen von der ehemaligen Absperrmöglichkeit der Sitze hatte. Die teuersten Plätze waren die "Logen", denn dort konnte man ungestört das Filmgeschehen beobachten; "diese Platzkategorie war aber auch von Liebespaaren bevorzugt, weil man unbehelligt anbandeln und gar poussieren konnte", schmunzelte Hermann Kraus.

Lustig war die Geschichte, die sich einst in Erding in den Weißbräu-Lichtspielen zugetragen hatte: Da unter dem Kino ein Schweinstall war, sausten ab und an Ratten durch den Vortragsraum. Eine Kinobesucherin meinte dereinst, dass das in der Dunkelheit von ihr auf dem Schoß sitzende Tierchen eine kleine Katze sein, die sie da während der Vorführung streichelte…tatsächlich soll es aber ein "Ratz" gewesen sein, wusste Hermann Kraus zu berichten.

Die Jahresschrift des Historischen Vereins mit dem prämierten Beitrag von Hermann Kraus ist für 10 Euro bei Heike Kronseder zu erwerben: Telefon 01718095120 oder heike.kronseder@t-online.de (das Buch wird zugeschickt) oder im Modehaus Kraus zu kaufen.

Artikel vom 26.10.2021
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