Interview mit Christian Ketterle, Newcomer im BA 3

Taktische Nachwuchsförderung

Christian Ketterle, Newcomer im BA3.	Foto: rme

Christian Ketterle, Newcomer im BA3. Foto: rme

Maxvorstadt · Er ist 31 Jahre jung und ganz neu im BA Maxvorstadt. Trotzdem (oder gerade deswegen?) wurde Christian Ketterle (SPD) auf Anhieb nicht nur zum ersten Stellvertreter des Vorsitzenden gewählt, sondern auch zum Fraktionssprecher.

Der gebürtige Schwabe, der seit 12 Jahren in München lebt, hat damit im BA 3 eine Blitzkarriere gemacht. Unsere »Schwabinger Seiten«- und »Münchner Zentrum«-Reporterin Dr. Ruth Maria Eicher hat sich mit dem jungen Politikwissenschaftler unterhalten: Haben Sie als Newcomer gezielt auf diese Ämter im BA hingearbeitet oder hat man sie Ihnen angetragen, wenn nicht gar aufgedrängt?

Das Wort »angetragen« trifft es glaube ich am ehesten. Ich bin zwar ein Newcomer im BA, aber im Stadtviertel bin ich ja kein Unbekannter mehr. Ich bin seit fast 2 Jahren Vorsitzender des SPD-Ortsvereins in der Maxvorstadt und arbeite hauptberuflich als Pressesprecher der Münchner SPD. Aber die Funktion des stellvertretenden BA-Vorsitzenden mir anzutragen – das ist natürlich schon ein deutliches Zeichen. Da sagt die SPD: Wir haben da jemand Junges, den wir fördern und für die Zukunft mit aufbauen wollen. Das war schon eine strategische Entscheidung. War es auch eine »strategische Entscheidung«, dass die SPD als stärkste Fraktion im BA 3 nicht den Vorsitzenden stellt, sondern dieses Amt erneut Klaus Bäumler von der CSU überlassen hat?

Natürlich hat die SPD den Anspruch, als stärkste Frak-tion den Vorsitzenden zu stellen, das ist völlig klar. Sonst wären wir ja keine politisch gestaltende Kraft, wenn wir dieses wichtigste Amt im BA nicht haben wollten. Sie haben aber doch niemanden für die Wahl zum Vorsitzenden aufgestellt...

Wir sind eben auch und vor allen Dingen Demokraten. Es genügt nicht, die meisten Stimmen aus der Bevölkerung zu bekommen, um den Vorsitz zu erhalten, sondern man muss eine Mehrheit im Bezirksausschuss finden. CSU und Grüne haben zusammen nun einmal die Mehrheit im BA 3. Und die Grünen haben schon direkt nach der Wahl erklärt, sie würden Herrn Bäumler wiederwählen. Diese Entscheidung war klar. Dann kann man sich als SPD überlegen: Stellen wir jemanden auf, der angesichts dieser Verhältnisse ohnehin verliert, oder konzentrieren wir uns darauf, unseren Einfluß in anderen Bereichen geltend zu machen.

In welchen Bereichen wollen Sie persönlich denn Ihren Einfluss geltend machen? Ich bin in den Unterausschuss Verkehr gegangen, weil ich das für sehr relevant halte. Daneben finde ich zum Beispiel auch den Bereich Planung sehr wichtig. Aber man muss sich – und da hab ich ursprünglich gar nicht dran geglaubt – auch im BA spezialisieren, um die ganze Arbeit bewältigen zu können.

Ist diese lokal begrenzte Arbeit für einen jungen, ehrgeizigen Parteipolitiker nicht langweilig? Langweilig würde ich nicht sagen. Es gibt immer Bereiche, die einen persönlich mehr oder weniger interessieren. Das geht mir auf Bundesebene ebenso wie im BA.

Mich interessiert durchaus: Wie sieht unser Viertel aus, welche Planungen werden hier vorangetrieben? Kriegen wir ein hässliches Hochhaus oder gar keine neuen Bauten... Und da aktiv mitzugestalten, das hat schon wesentlich mehr, als wenn ich einen Antrag an den Bundestag stelle, wo ich weiß, dass die Realisierungsmöglichkeiten sehr klein sind. Zum Schluß noch eine persönliche Frage: Bei so viel Politik, sowohl ehrenamtlich als auch beruflich, bleibt da auch noch Zeit für Hobbys, Familie, Kinder?

Familie und Kinder gibt´s nicht – bis jetzt, aber das ist durchaus vorstellbar. Ansonsten bin ich ein sehr sportlicher Mensch, spiele im Verein Volleyball, auch sehr gern Badminton oder Squash, das darf auf keinen Fall zu kurz kommen. Ich lese auch sehr gerne und mein Hobby »Doktorarbeit« muss auch noch irgendwann seinen Abschluss finden.

Artikel vom 06.06.2002
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