„Der Landkreis ist nahezu vorbildhaft!“

Vaterstetten · Vortrag mit Wolfgang A. Lenhardt, Geriatrie-Mediziner der Kreisklinik Ebersberg

Medeziner Wolfgang A. Lenhardt.  Foto: Kreisklinik Ebersberg

Medeziner Wolfgang A. Lenhardt. Foto: Kreisklinik Ebersberg

Vaterstetten · Als Schirmherr der diesjährigen Senioren-Thementage im Landkreis beleuchtet Wolfgang A. Lenhardt am Dienstag, 5. Oktober ab 15 Uhr im Offenen Haus der AWO (OHA!) in seinem Vortrag „Akutgeriatrie – das Therapieangebot der Zukunft“ insbesondere die Anforderungen, die eine alternde Gesellschaft an die Medizin stellt und welche Auswirkungen, diese Entwicklung auf die Gesellschaft haben könnte.

„Ich finde es schön, wenn Menschen älter werden und heute zwei oder sogar auch drei Jahrzehnte ihren Ruhestand genießen können und nicht, wie noch Anfang der 1950er Jahre, zwei oder drei Jahre nach dem Renteneintritt versterben“, so Lenhardt.

Aber diese Entwicklung sei auch eine riesige Herausforderung an die Medizin und auch an die gesamte Gesellschaft, so der Mediziner weiter. Die Lösung, um diese Herausforderung zu stemmen, sieht Lenhardt in der Vernetzung und Kooperation aller Dienste, aller Betreuungsangebote, der kommunalen und gemeindlichen Behörden und Seniorenvertretungen bis hin zur Politik.

Als Leiter der Akutgeriatrie der Kreisklinik Ebersberg sei es ihm von Anfang an ein besonderes Anliegen gewesen, diese Vernetzung zwischen den medizinischen Angeboten, den betroffenen Kranken wie auch deren Angehörigen, den Heilberufen, den Versorgungs- und Betreuungseinrichtungen bis hin zur Verwaltung und Politik zu knüpfen und zu verstärken.

Über das Interesse an seiner Arbeit und die Unterstützung kann er sich nur sehr positiv äußern. Lenhardt: „Die Politik und die mit dem Bereich befassten Behörden, Anbieter von Vorsorge- und Betreuungsmaßnahmen haben schon bei der Planung der Fachabteilung Akutgeriatrie in der Kreisklinik reagiert und stehen im hohen Maße hinter meiner Arbeit“, worüber er sehr froh sei. Die Politik habe gesehen, wohin sich der Landkreis in den nächsten zwei oder drei Jahrzehnten entwickle, „der Landkreis ist hier nahezu vorbildhaft“, so der Geriater weiter.

Sorge bereite ihm aber die Preisentwicklung im Bereich Immobilien, ob Miete oder Kauf. Lenhardt: „Hier wird es bedrohlich eng. Das unbedingt erforderliche Personal, ob im Krankenhaus oder ambulant, ob Ärzte, Pflegepersonal oder Physiotherapeuten, können sich das Wohnen im Landkreis nicht mehr leisten.“

Hier sei die Politik gefordert, aber auch die Gesellschaft allgemein. Man dürfe die mittlere Generation, also die Generation, die drei oder vielleicht sogar vier Generationen versorgen müsse, nicht überbelasten.

„Ein Vier-Generationen-Haushalt kann in einigen Jahren ohne weiteres die Regel sein: Kinder, Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, kein Problem? Die gesamte Last liegt auf der mittleren Generation, wie soll das gehen?“ so der Mediziner.

Sorgen bereitet Lenhardt auch der immer größer werdende „Überhang“ an älteren Menschen. Im Jahr 2035 gäbe es 30 Prozent mehr Senioren, also Menschen, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden seien und sich im Ruhestand befänden.

In dem Gespräch blickte der Mediziner auch auf die Entwicklung seiner medizinischen Fachrichtung zurück und konstatiert, dass sich durch den erst vor zwanzig Jahren entstandenen medizinischen Fachbereich der Geriatrie das Bewusstsein entwickelt habe, dass die älteren, oft mehrfach erkrankten Menschen, eine andere medizinische Behandlung, Versorgung und Betreuung benötigten.

„Bei der Kindermedizin war man schon 150 Jahre früher dran.“ Es sei doch ein großer Erfolg, so Lenhardt weiter, dass alte Menschen, die früher im Alter von 70 oder 75 Jahren schwer erkrankten und daran starben, heute durch die Geriatrie oft noch mehr als 10 oder fünfzehn Jahre bei guter Gesundheit leben könnten.

Auch wenn der Aufwand groß sei, Lenhardt rechnet damit, dass 50 Prozent aller medizinischen und gesellschaftlichen Folgekosten auf die Versorgung der älteren Generation fallen werden, „ist es das doch wert. Vergessen wir nicht, wir werden hoffentlich auch alle alt und zwar alt in Würde“.

Die Veranstaltung findet statt im OHA! (Offenes Haus der AWO), Hans-Luft-Weg 2 in Vaterstetten. Die Veranstalter, das KBW Ebersberg und der Seniorenbeirat der Gemeinde Vaterstetten, weisen darauf hin, dass die 3-G-Regel gilt, Einlass bekommen nur Geimpfte, Genesene und Getestete. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

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Artikel vom 30.09.2021
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