Hygienekonzept der Kreisklinik Ebersberg in Zeiten von Corona

Ebersberg · „Saubere Hände sind das A und O“

V.li.: Claudia Hoppe, Dr. Peter Kreissl und Petra Lichtinger vom Hygieneteam gehen mit gutem Beispiel voran. Foto: kk/sf

V.li.: Claudia Hoppe, Dr. Peter Kreissl und Petra Lichtinger vom Hygieneteam gehen mit gutem Beispiel voran. Foto: kk/sf

Ebersberg · Seit Beginn der Corona-Pandemie hat das Hygienekonzept der Kreisklinik einen noch höheren Stellenwert bekommen. Anlässlich des bundesweiten Tages der Patientensicherheit am 17. September berichten der Ärztliche Direktor, Dr. Peter Kreissl, die Leiterin des Bereichs Klinikhygiene, Petra Lichtinger, sowie ihre Stellvertreterin, Claudia Hoppe, über die Herausforderungen und Erfolge in den vergangenen Monaten.

Corona-Erkrankung (COVID-19) mit Virus SARS-CoV-2
Corona (COVID-19) in München und den Landkreisen
Aktuelles, 3G-Regeln, zu Test- und Impf-Zentren, Fallzahlen, Impf-Angebote für Kurzentschlossene u.v.m.

Fühlte sich das Hygiene-Team zu Beginn der Pandemie ins kalte Wasser geworfen?

Petra Lichtinger: Keineswegs! Wir waren gut vorbereitet. Bereits im Januar hatten wir im Hinblick auf das chinesische Neujahrsfest am 25. Januar 2020 begonnen, Schutzkleidung für das Personal zu bestellen. Denn zu dem Fest verreisen Chinas Bürger gerne und es stand zu befürchten, dass sich das Virus dadurch ausbreitet. Als die erste Infektionswelle kam, hatten wir dennoch Probleme mit der weiteren Materialbeschaffung. Aber die Klinik ist gut vernetzt und wir konnten den Engpass relativ schnell beheben. Der logistische Aufwand jedoch war immens.

Claudia Hoppe: Parallel dazu führten wir Schulungen für die Mitarbeiter zum An- und Ablegen der Schutzkleidung durch und im Februar beriefen wir einen Krisenstab ein, der sich anfangs täglich, nach der ersten Entspannung dann wöchentlich traf und über Besucherregeln, die Patientenaufnahme in der Zentralen Notaufnahme und andere wichtige Themen beriet. Das 3-köpfige Hygieneteam war 10 Stunden täglich beschäftigt. Mittlerweile haben wir auch ein „Corona-Bulletin“, eine Art Magazin, in dem alle Ergebnisse der Besprechungen durch die Klinikleitung zusammengefasst sind.

Welche Maßnahmen hatten in der ersten Welle höchste Priorität?

Dr. Peter Kreissl: Die Umstrukturierung der Klinik, um die Patienten, aber auch die Mitarbeiter zu schützen. Es galt, infizierte Patienten von anderen räumlich zu trennen, mehr Intensivbetten für schwer Erkrankte zu schaffen, aber auch intern Hot-Spots zu erkennen und zu entzerren, zum Beispiel Gemeinschaftsräume, in denen sich Ärzte und Pflegepersonal in den Pausen treffen. Gleichzeitig mussten wir darauf achten, dass in der gesamten Klinik Hygienevorschriften und die bekannten AHA-Regeln eingehalten werden.

Was ist Ihres Erachtens absolut notwendig, um Infektionen zu vermeiden?

Dr. Peter Kreissl: Das Tragen einer Maske ist ein guter Schutz, aber sie nutzt nichts, wenn wir uns nicht immer wieder gründlich die Hände waschen. Wir rücken die Maske oft zurecht, haben dann die Viren an den Händen und übertragen sie, wenn wir die Maske ablegen, auf Gegenstände oder uns selbst, wenn wir uns zum Beispiel die Augen reiben. Deshalb führen wir in der Klinik eine sogenannte Compliance-Beobachtung beim medizinischen Personal durch. Das heißt, Mitarbeiterinnen der Klinikhygiene achten darauf, dass die Mitarbeiter*innen der Pflege- und Ärzteschaft eine korrekte Händedesinfektion durchführen. Schon vor der Corona-Pandemie wurde das gewissenhaft geprüft, aber durch die Sorge, sich mit Covid19 anzustecken, hat jeder noch mehr darauf geachtet. Ich denke, durch den „Tag der Händehygiene“, den wir seit 2017 jedes Jahr im Rahmen der Aktion „Saubere Hände“ durchführen, ist das Bewusstsein geschärft.

Händehygiene ist nur ein kleiner Teil des strukturierten Hygienekonzepts der Klinik. Was beinhaltet es außerdem?

Claudia Hoppe: Zu unseren Aufgaben gehört zum Beispiel die Schulung von Mitarbeitern rund um die Themen Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Das ist ein ständiger Prozess, denn jedes Jahr gehen rund 14 Prozent unserer Mitarbeiter und neue kommen. Außerdem werden die Filter der Lüftungsanlagen, in denen sich Keime sammeln, täglich überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht, die Überwachung der Trinkwasserqualität gehört dazu, ebenso die Überprüfung von Reinigungsgeräten, etwa Waschmaschinen und Sterilisationsgeräte. Das Bauwesen ist ebenfalls Bestandteil des Konzepts. Bei Sanierungen etwa müssen Maßnahmen zur Reduzierung der Staubentwicklung getroffen werden.

Eine große Rolle in der Infektionsprävention spielt auch das Antibiotikakonzept der Klinik, richtig?

Dr. Peter Kreissl: Ja, das Antibiotikakonzept ist in unserer Klinik extrem wichtig. Denn seit Jahren ist bekannt, dass eine unnötige oder falsche Medikation zu einer Resistenz bei Bakterien führen kann, das heißt, sie gewöhnen sich an das Medikament und können damit nicht mehr bekämpft werden. Wir haben in jeder unserer fünf Hauptabteilungen einen Antibiotika-Beauftragten, auch Antibiotic Steward genannt, der die Antibiotika-Gaben kontrolliert und gegebenenfalls in Rücksprache mit unseren Mikrobiologen anpasst.

Gegen Covid 19 hilft kein Antibiotikum. Bereitet sich die Kreisklinik schon auf die vierte Welle vor?

Dr. Peter Kreissl: Wir lassen uns nicht überrumpeln, wir reiten gewissermaßen die Welle. Soll heißen, wir sind gut vorbereitet. Neben unserem bewährten Hygienekonzept, das übrigens auch in unserem jährlichen Klinik-Qualitätsbericht einfließt und sehr gute Bewertungen erhalten hat, haben wir ein Rückbau- und Erweiterungskonzept, das mit einer ganz anderen Dynamik greifen kann, als noch in der ersten Welle. Aber eigentlich hoffen wir, dass die vierte Welle ausbleibt oder dass wir zumindest keine, oder weniger schwer Erkrankte haben werden. Daher unser Wunsch und unsere Bitte an die Bürger: Lasst euch impfen! Das ist die beste Vorbeugung.

Das Interview führte Sybille Föll

Artikel vom 02.09.2021
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...