Zweitligist Darmstadt 98 scheitert im Grünwalder Stadion

TSV 1860 liefert seinen Fans großen Pokalabend

Starke Vorstellung im Pokal: Phillipp Steinhart. Foto: Anne Wild

Starke Vorstellung im Pokal: Phillipp Steinhart. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Die Münchner Löwen stehen in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Am Ende einer langen Nacht auf Giesings Höhen durfte der TSV 1860 nach 120 Spielminuten (1:1) und anschließendem Elfmeterschießen (5:4) gegen den Zweitligisten SV Darmstadt 98 zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder einen Pokalsieg auf Bundesebene feiern. 4.158 nach bayerischer Pandemie-Regel zugelassene Zuschauer brüllten im Grünwalder Stadion ihre Farben enthusiastisch zum Sieg.

Der Vergleich der Lilien mit den gastgebenden Löwen begann temporeich. Nach sieben Minuten tauchte Stefan Lex, durch ein Zuspiel von Kapitän Sascha Mölders in Szene gesetzt, allein vor Darmstadts Schlussmann Marcel Schuhen auf, scheiterte jedoch mit dem Versuch eines Hebers. Der durch mehrere an Corona erkrankte Akteure geschwächte Zweitligist tat sich in der Anfangsviertelstunde noch schwer ins Spiel zu kommen, wurde dann aber richtig gefährlich. Marco Hiller, nach abgegessener Rotsperre wieder ins Team zurückgekehrt, stellte seine Qualität als Torhüter mit einer Glanzparade gegen Matthias Bader unter Beweis, der eine Flanke zielsicher in Richtung Kreuzeck geköpft hatte (17. Min.).

Als Aktivposten bei den Gästen zeigte sich der groß gewachsene Stoßstürmer Luca Pfeiffer. Der Leihspieler vom dänischen FC Midtjylland traf mit einem wuchtigen Fernschuss aus rund 25 Metern nur die Latte (22. Min.). Auf der Gegenseite verpasste Yannick Deichmann knapp (28. Min.). Alle Hände voll zu tun hatte der aufmerksame Schuhen im Tor der Hessen bei einer Serie von Eckbällen für die Gastgeber. Nach Ansicht von Löwen-Trainer Michael Köllner war »die erste Halbzeit zu wild«. In dieser habe sein Team in einigen Situationen die Stabilität vermissen lassen: »Dadurch war es ein Hin und Her, beide Mannschaften hatten Riesenchancen.«

Nach dem Seitenwechsel dauerte es neun Minuten, ehe Mölders eine Flanke des stark spielenden Phillipp Steinhart per Kopfball um Haaresbreite am Pfosten vorbeischickte. Einen Versuch aus der Distanz von Marcel Bär konnte Schuhen im Nachfassen parieren (57. Min.). Die Darmstädter überließen in dieser Phase dem TSV 1860 die Initiative, standen tief in der eigenen Hälfte und lauerten auf Kontersituationen. Eine davon brachte Pfeiffer an der Strafraumgrenze in Schussposition, aber Hiller lenkte das Geschoss über die Querlatte (63. Min.). Sein Gegenüber vereitelte mit einer Flugeinlage einen Torversuch aus einem direkten Freistoß von Lex aus 25 Metern (69. Min.). Drei Minuten später riskierte Schuhen Kopf und Kragen, als er nach einem Pass von Quirin Moll in die Tiefe dem enteilten Bär außerhalb des Strafraums entgegen stürzte und von diesem im Gesicht angeschossen wurde (72. Min.).

Der Druck der Löwen wurde immer größer, die Führung lag nun in der Luft. Lex setzte sich über die rechte Seite durch, seine Flanke landete bei Steinhart, der zunächst seinen Mitspieler Merveille Biankadi anschoss, den zweiten Versuch aber per Vollspann zum 1:0 in die lange Ecke setzte (75. Min.). Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht beklagte eine vorhergegangene Abseitsstellung Biankadis, der Schuhen die Sicht versperrt hätte. Doch seine Mannschaft kam mit einer feinen Einzelleistung von Pfeiffer zurück ins Spiel. Geschickt brachte sich der Mittelstürmer zentral vor dem Tor an der Sechzehnmeterlinie gegen Dennis Dressel in Schussposition und hämmerte das Leder über den Innenpfosten zum 1:1-Ausgleich ins Netz (80. Min.).

Nach 90 Minuten ging das packende Duell in die Verlängerung, in der beide Mannschaften jeweils eine dicke Möglichkeit zum Sieg liegen ließen. Ein weiter Pass von Stephan Salger erreichte den eingewechselten Erik Tallig, der bis zur Grundlinie sprintete – seine Flanke erreichte den ebenfalls neu ins Spiel gekommenen Richard Neudecker am kurzen Pfosten, der das Leder am Tor vorbei setzte (111. Min.). Noch besser die Chance für die Darmstädter. Nach einem Freistoß von Fabian Schnellhardt köpfte Patric Pfeiffer – nicht verwandt mit Namensvetter Luca – aus fünf Metern wuchtig auf das Tor, doch Hiller rettete mit einem sensationellen Reflex das Unentschieden (119. Min.).

Im anschließenden Elfmeterschießen vor der Ostkurve scheiterte eben jener Patric Pfeiffer als erster Schütze für die Lilien an Hiller, während bei den Löwen Steinhart, Tallig, Dressel und Staude sicher verwandelten. Salger setzte den Schlusspunkt zum 5:4-Sieg für den TSV 1860 München. Köllner attestierte seiner Mannschaft »gefightet und alles gegeben« zu haben. »Sie haben sich das Weiterkommen verdient. Aber genauso hätte es sich Darmstadt verdient gehabt.« Trotz der schwierigen personellen Situation habe der Gegner nämlich »einen ganz, ganz großen Kampf« geliefert.

Weil Drittliga-Teilnehmer gegen Gegner aus der 1. und 2. Bundesliga bis zum Erreichen des Halbfinales immer automatisch Heimrecht genießen, darf sich der TSV 1860 München auf einen weiteren Pokalkracher an der Grünwalder Straße freuen. Die Auslosung findet am 29. August in der ARD-Sportschau statt. »Ich hätte schon gern einen Gegner, gegen den sportlich auch eine reelle Chance auf das Erreichen des Achtelfinales besteht«, verriet Löwen-Präsident Robert Reisinger seine persönliche Präferenz.

(as)

Artikel vom 07.08.2021
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