Online durchgeführte „Versammlungen“ werden bleiben

Folgen der Pandemie

Online-Versammlungen wie hier von der Jungen Union mit dem Programm „Zoom“ finden immer noch statt. Sie können Europa-Abgeordnete ohne jeden Flug nach München in die Wohnzimmer bringen. Foto: kw

Landkreis-Erding · Die Inzidenzwerte sinken, das öffentliche Leben kehrt zurück im Kreis Erding. Aber die Pandemie hat Spuren hinterlassen, die bleiben: Online durchgeführte „Versammlungen“ finden auch weiterhin statt, und das gilt vor allem auch im anlaufenden Wahlkampf.

So hat die CSU in Langenpreising etwa eine solche Veranstaltung angesetzt. Die SPD arbeitet ebenfalls damit und hat eine solche „Versammlung“ schon durchgeführt. Beide haben erkannt, dass sich enorm etwas bewirken lässt mit diesem Format: Die SPD in Erding hat Europa-Abgeordnete Maria Noichl zuschalten können, die in ihrem Büro in Brüssel saß.

Die CSU plante mit der Landtagsabgeordneten Ulrike Scharf, die zwar aus dem Kreis ist, aber natürlich mittels Video-Übertragung ebenfalls das bewirken kann, was die Parteien mit jedem Wahlkampf versprechen: Bürgernähe. Plötzlich können die Kandidatinnen und Kandidaten omnipräsent sein – wenn die Technik mitspielt. Die Parteien feilen an ihrer Internet-Präsenz, bohren das auf, was die Fachleute „Content“ nennen, arbeiten immer mehr mit sozialen Medien wie etwa die CSU im Kreis Erding, die die Europa-Abgeordnete Angelika Niebler plötzlich viel näher ran holt.

Die Einsparungen sind gewaltig: Europa, für die Menschen im Kreis oftmals weit weg, und das nicht nur räumlich, kommt doch näher zu den Menschen, ohne dass die Abgeordneten in den Flieger steigen müssen. Aber auch Vereine und Verbände haben erkannt, was sich alles machen lässt: Der Bund Naturschutz beispielsweise hat bei seiner online durchgeführten Hauptversammlung eine derart große Zahl von Menschen vor den Bildschirmen versammelt, dass es möglicherweise Schwierigkeiten bei der Durchführung als Präsenzveranstaltung gegeben hätte.

Gegenüber der Redaktion hat schon mal ein evangelischer Pfarrer ziemlich penibel ausgerechnet, wie viel CO2 sich sparen lässt, wenn die Menschen einfach daheim vor dem Rechner bleiben und sich eben nicht ins Auto setzen, um zu einer Konferenz zu fahren. Und alle müssen überall und gleichzeitig sein: Soziale Netzwerke wie Twitter, Instagram, und Facebook müssen parallel bedient werden, die Parteien vor Ort liefern sich einen harten Wettbewerb im Cyberspace. Sei das nun ein „Videotalk“ der FDP oder ein „Zoom-Meeting“ – auch die Sprache verändert sich, Anglizismen machen sich immer mehr breit.

Überhaupt: Breit. So breitbandig ist der Kreis Erding vielerorts noch nicht, dass die Parteien ihre Inhalte überall gleichzeitig und überall mit ruckelfreien Videos überspielen können. Die FDP spricht gar von einer „Wüste“ im Kreis Erding. Ganz so ist es aber nicht: Die Teams der Tiefbaufirmen buddeln kreisweit um die Wette, verlegen bunte Plastikröhrchen. Darin ist die Glasfaser für das megaschnelle Internet. Der anlaufende Wahlkampf ist ein Indikator für die Veränderung, die aber nicht überall gleich gut ankommt: Menschen, die nicht so internet-affin sind, dass sie mit den vielen Programmen wie „Webex“, „Zoom“, „Teams“, „Meet“ und so weiter zurechtkommen, bleiben außen vor.

Der VdK und hier speziell der Langenpreisinger Vorsitzende Adolf Neidhart sieht kommen, dass eine ganze Generation ausgeschlossen werden könnte. Jutta Harrer, mehrere Jahre Seniorenreferentin in Erding, wollte das nicht ganz so kritisch sehen. Sie verwies darauf, dass viele ältere Mitbürger aus dem Beruf ausscheiden und viel Erfahrung im Umgang mit Computern mitbringen. So hart wie der VdK-Chef aus Langenpreising wollte sie also nicht argumentieren, gab aber zu, dass es durchaus eine Gefahr gebe. Die Menschen, so die große Dame der SPD in Erding, würden die Gemeinschaft doch vermissen. kw

Artikel vom 02.07.2021
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