Eine 10-jährige Erfolgsgeschichte aus dem Familienzentrum Trudering

Trudering · Mentoren-Projekt "Balu und Du"

Dieses Foto entstand 2011 zum 10-jährigen Bestehen von „Balu und Du“ in Köln, als „Glückwunschkarte“ der Münchner Moglis an die Zentrale. Foto: privat

Dieses Foto entstand 2011 zum 10-jährigen Bestehen von „Balu und Du“ in Köln, als „Glückwunschkarte“ der Münchner Moglis an die Zentrale. Foto: privat

Trudering · Viele Märchen beginnen mit "es war einmal…", und so startete auch das Mentoren-Projekt "Balu und Du" vor zehn Jahren. Es waren einmal sechs starke Frauen und ein starker Mann, die Balu und Du in München möglich gemacht haben. Zuerst war da Martina Hansel-Wolfshörndl, die Leiterin des Familienzentrum Trudering.

Sie hatte von "Balu und Du" gelesen und war so begeistert, dass sie sich sofort mit Dr. Dominik Esch in Köln in Verbindung setzte. Sie wollte "Balu und Du" unbedingt in München im Familienzentrum Trudering anbinden. Prof. Dr. Hildegard Müller-Kohlenberg - die Gründerin des bundesweiten Mentorenprojekts "Balu und Du" - gab dann zusammen mit dem heutigen Vorstandsvorsitzenden von "Balu und Du" Dr. Dominik Esch, den "Startschuss""Balu und Du" konnte auch in Bayern beginnen. Den Startschuss gehört und sofort losgelaufen sind damals an der Universität der Bundeswehr die Verantwortlichen für das Studium Plus Programm Prof. Dr. Ina Ulrike Paul und die Dozentin Prof. Dr. Theresia Wintergerst. Sie beschlossen auf Anfrage der allerersten Koordinatorin Frau Dr. Kerstin Jaunich, dieses Programm an der Universität der Bundeswehr zu implementieren. Nun fehlte nur noch eine wichtige Komponente für ein perfektes Märchen, und das war Frau Kronthaler, die Direktorin der Grundschule an der Kafkastraße. Zusammen stellten sie in München das auf die Beine, was schon in vielen anderen Bundesländern erfolgreich lief und bis heute noch immer stetig wächst, das Programm "Balu und Du".

Das Rezept von "Balu und Du" ist denkbar einfach. Ein junger Mensch bis etwa 30 Jahre kümmert sich ein Jahr lang einmal in der Woche für ein paar Stunden ehrenamtlich um ein Grundschulkind, und betreut es in seiner Freizeit. Besonders wichtig ist dabei die 1:1 Betreuung, denn die junge Frau oder der junge Mann spielt nicht nur mit dem Kind und macht viele Ausflüge mit dem Kind, sondern sie oder er fördert das Kind auch indirekt. Es gibt keine Nachhilfe, aber wenn die beiden durch den Wald gehen, um Tippis zu bauen, erklärt der Balu die Bäume, erzählt von den Tieren im Wald, sucht im Winter vielleicht mit dem Kind nach Tierspuren und fördert so die kindliche Neugier und das Wissen in Naturwissenschaften. Was das Kind genau braucht, sagt ihm die Lehrkraft des Kindes, die auch das Kind für das Programm vorschlägt. Manche Kinder brauchen mehr Aufmerksamkeit, manche mehr Selbstbewusstsein, manche brauchen mehr Bewegung und wieder andere brauchen Hilfe bei den Deutschkenntnissen. Auch Feinmotorik lässt sich z.B. super durch Bastelarbeiten trainieren. Wenn der Balu (der/die junge Erwachsene) und Mogli (Grundschulkind) backen, kippen sie nicht einfach nur Zutaten zusammen. Sie gehen vorher einkaufen, berechnen die Kosten, schauen, ob das Budget reicht, rechnen das Rezept für eine kleinere Kuchenform um, wiegen die Zutaten ab und verteilen den Teig dann gleichmäßig in Muffinformen. Diese kommen dann in den Ofen, und man rechnet die Backzeit in Stunden und Minuten um und zum Schluss überlegt man, wie viele Muffins verteilt werden können, wenn Mogli fünf Muffins mit nach Hause nehmen will. Und so hat das Kind den ganzen Nachmittag gerechnet, ohne ein einziges Mal Stift und Papier in die Hand genommen zu haben. Und wirklich, Studien weisen nach, dass "Balu und Du" ein überaus erfolgreiches Programm ist, um Kinder sowohl in den schulischen als auch den Alltagskompetenzen zu fördern. Viele der Moglis erlangen – gemessen an Kontrollgruppen – einen besseren Schulabschluss. Und auch wenn das Jahr vorbei ist weisen Studien nach, dass der Effekt von "Balu und Du" noch viele, viele Jahre anhält.

Und das Beste: diese Unterstützung kostet den Steuerzahler keinen Cent. Dank der vielen ehrenamtlichen Balus und großzügiger Sponsoren trägt sich dieses Projekt selbst! Heute, nach zehn erfolgreichen Jahren ist "Balu und Du" enorm gewachsen. Letztes Jahr gab es über 70 neue Balus in München, die ihre Aufgabe trotz Corona wunderbar gemeistert haben. Mit viel Phantasie und persönlichem Einsatz haben sie unter Einhaltung der jeweils geltenden Regeln mit ihren Moglis gespielt und ihnen das Leben – oft in der Enge kleiner Wohnungen – ein bisschen leichter gemacht. Insgesamt hatten in den vergangenen 10 Jahren fast 500 Kinder in München einen Balu, hinzu kamen noch viele in Freising. Und auch sonst hat sich viel verändert. Balu und Du ist nicht nur an der Universität der Bundeswehr.

"Balu und Du" gibt es auch an der Hochschule für angewandte Wissenschaften, an der katholischen Stiftungshochschule (pausiert), am Bertolt Brecht und am Ernst Mach Gymnasium im Rahmen des P-Seminars. Zusätzlich gibt eine sehr erfolgreiche Gruppe "freier" Balus, die nicht an einer der vorher genannten Bildungseinrichtungen angebunden sind. Inzwischen ist auch die Anzahl der Koordinatorinnen und Koordinatoren angewachsen. Sie sorgen dafür, dass die Balus in dem einen Jahr unterstützt werden. Sie stehen den Balus in regelmäßigen, verpflichtenden Begleittreffen mit Rat und Tat zur Seite und lesen und kommentieren die online Tagebucheinträge, die die Balus nach jedem Treffen verfassen müssen. Sie kontrollieren auch die erweiterten Führungszeugnisse und führen Schulungen zum Thema kindgerechte Aktivitäten, informelles Lernen, Prävention usw. durch. Mit der Anzahl der Balus stieg logischer Weise auch die Anzahl an festen Grundschulen, mit welchen "Balu und Du" in München zusammenarbeitet. Begonnen hatte es mit der Grundschule in der Kafkastraße, inzwischen sind elf weitere Grundschulen dazu gekommen. Und auch wenn außer Prof. Dr. Ina Ulrike Paul, Prof. Dr. Hildegard Müller-Kohlenberg und Dr. Dominik Esch niemand der ursprünglichen Gründer mehr mit an Bord ist, so haben sie doch alle zusammen den Grundstein gelegt, dass in München 500 Kinder in eine bessere Zukunft blicken können! Dafür dankt das heutige Team von "Balu und Du" von Herzen!

Wer noch mehr über "Balu und Du" wissen, selbst mitmachen oder das sinvolle Projekt finanziell unterstützen will, findet alle hierzu erforderlichen Informationen unter www.familienzentrum.com/ehrenamt/balu-und-du/

Als weitere Anlaufstelle ist Renate Graf unter E-Mail balu-und-du-muenchen@gmx.de erreichbar. Sie ist sind seit mehr als 9 Jahren die Leiterin von Balu und Du in München.

Artikel vom 18.05.2021
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