Als das Grauen vor die Haustür kam - Kurzfilm und Gespräch

Bayern Erinnerung an den Todesmarsch

Der Künstler Hubertus von Pilgrim schuf 22 identische Mahnmale, die an den Todesmarsch der KZ-Häftlinge erinnern. Dieses Mahnmal ist in Starnberg aufgenommen worden. F.: hw

Der Künstler Hubertus von Pilgrim schuf 22 identische Mahnmale, die an den Todesmarsch der KZ-Häftlinge erinnern. Dieses Mahnmal ist in Starnberg aufgenommen worden. F.: hw

Bayern/München · Bayern Ende April 1945 wurden aus dem KZ Dachau und seinen Außenkommandos die Gefangenen von den SS-Schergen gen Alpen getrieben. Außenkommandos gab es unter anderem in München-Riem, in Giesing und in Ottobrunn. Mit der Evakuierung des KZ Dachau begann das Ende der NS-Diktatur in Bayern. Mehr als 10.000 Häftlinge machten sich damals auf den Weg.

Bewacht von Bluthunden und SS-Einheiten begann ein Überlebenskampf. Wer erschöpft zusammenbrach, wurde an Ort und Stelle erschossen.

Die Hauptroute führte durch das Würmtal nach Starnberg, über Wolfratshausen nach Bad Tölz und Waakirchen, wo amerikanische Einheiten den Elendszug befreiten. Auf ihrem Weg passierten einige dieser Gefangenenkolonnen auch die Gemeinde Grünwald. Hier beobachtete der damals 14-jährige Otto-Ernst Holtaus gemeinsam mit Freunden einen der Todesmärsche der KZ-Gefangenen gen Süden hautnah mit.

"Diese Begegnung mit diesen ausgezehrten Menschen, diese Unmenschlichkeit, hat mich bis heute geprägt. Nie wieder darf so eine Barbarei stattfinden, dafür engagiere ich mich", erklärt Holthaus, der sich bis heute dafür einsetzt, dass das Geschehene nicht vergessen wird. So gehört er zu den Mitstreitern, die sich unter anderem für das Aufstellen der Mahnmale zum Gedenken an die Opfer des Todesmarsches stark gemacht hat. Die Statue in Grünwald, die am 6. Mai 2008 in der Tölzer Straße aufgestellt worden war, hat der erfolgreiche Geschäftsmann gestiftet.

Dieses Denkmal stammt von dem Bildhauer Hubertus von Pilgrim. Dieser schuf insgesamt 22 (identische) Denkmäler, die an den Todesmarsch der Häftlinge des KZ Dachau im Jahr 1945 erinnern und die in München und im weiteren Münchner Umland entlang der Strecke des Todesmarsches stehen. Ein weiteres Exemplar befindet sich in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Die Gemeinde Ottobrunn hat an der Kreuzung Rosenheimer Straße/Putzbrunner Straße am 23. November 2001 ein Denkmal für die Gefangenen des KZ-Außenlagers in Ottobrunn aufgestellt. Es wurde von dem Bildhauer Wolfgang Sandt geschaffen.

Was viele Münchner, aber auch viele Landkreisbürger nicht wissen, ist, dass sozusagen vor den Toren Münchens, eben im damaligen Wolfratshauser Ortsteil Föhrenwald, unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg bis 1957 das größte Lager für jüdische sogenannte DPs (displaced persons) in ganz Europa betrieben wurde. Eine ehemalige Siedlung für Rüstungsarbeiter, die im Wolfratshauser Forst von den Nazis 1940 errichtet wurde, wurde damals von den Amerikanern kurzerhand zum Flüchtlingslager umfunktioniert. 5.000 Menschen lebten zu Kriegszeiten in Föhrenwald, wie die Siedlung genannt wurde. Viele Überlebende des Todesmarsches wurden im Lager Föhrenwald versorgt, wo sie ihre ersten Tage in Freiheit verbrachten.

Auch Menschen, die den Dachauer Todeszug, der sich gegen Ende des 2. Weltkrieges auch durch Grünwald gezogen hatte, kamen erstmals im Lager Föhrendwald unter, um sich dort von den Strapazen und Torturen zu erholen. Eigentlich war die Siedlung nur als Zwischenstation für diese Menschen gedacht, bis sie sich entschieden hatten, wohin sie auswandern wollten. Viele blieben aber dort bis das Lager 1957 schließlich aufgelöst und der Ortsteil in Waldram umbenannt wurde.

Gedenkveranstaltung lädt ab dem 25. April ein

Regisseur Max Kronawitter stellt für den Erinnerungsort BADEHAUS eine halbstündige Kurzfassung seines neuen Dokumentarfilms zusammen und berichtet im Anschluss an die Vorführung über seine Recherchen und die Dreharbeiten. Außerdem erzählt der Gautinger Altbürgermeister Dr. Ekkehart Knobloch von seiner denkwürdigen Initiative, zur Erinnerung an den Todesmarsch zahlreiche Wegstrecken-Mahnmale errichten zu lassen.

Musikalisch begleiten Susanne Pausch am Klavier und Peter F. Schneider an der Klarinette das Programm. Für unsere Veranstaltung hat der Münchner Künstler Peter F. Schneider extra ein neues Stück komponiert, das er dem Erinnerungsort BADEHAUS widmet. Dieser Kurzfilm ist ab dem 25. April um 17 Uhr auf der Homepage des Erinnerungsortes Badehaus zu sehen: www.erinnerungsort-badehaus.de

Artikel vom 22.04.2021
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...