Helfer in schweren Zeiten

Flüchtlingshilfe Erding hält den Laden trotz Corona weiter am Laufen

Wer hilft darf auch feiern: Die Flüchtlingshilfe feiert mit den Geflüchteten und sorgt damit von Anfang an für Integration. (Unser Archivbild ist vor der Corona-Pandemie aufgenommen.) Foto: kw

Wer hilft darf auch feiern: Die Flüchtlingshilfe feiert mit den Geflüchteten und sorgt damit von Anfang an für Integration. (Unser Archivbild ist vor der Corona-Pandemie aufgenommen.) Foto: kw

Erding · Sie waren da, als die Not am größten war. Im „Camp Shelterschleife“ kamen tausende Migranten an, sorgten für zeitweilige Überforderung aller Behörden und enormen Verdruss in der Politik bis hin zum Vorwurf des Landrates Martin Bayerstorfer: „Totalversagen aller Verantwortlichen.“

Die Flüchtlingshilfe Erding meinte er damit ausdrücklich nicht. Die Ehrenamtlichen arbeiteten sich auf, überzeugten Politik und Öffentlichkeit. Für diese Menschen, die da gekommen sind, da zu sein, ist bis heute das „Kerngeschäft“ des eingetragenen Vereins, der sich heute aber deutlich breiter aufgestellt hat. So gibt es Partnervereine wie die Osteuropahilfe oder die Tafel Erding oder die Caritas, mit denen eng zusammen gearbeitet wird. Sabrina Tarantik ist die Gründungsvorsitzende des eingetragenen Vereins, der im Herbst 2015, genau als die Flüchtlinge kamen: 100.000 Menschen. „Die Flüchtlingshilfe Erding ist für mich zu einer Herzensangelegenheit geworden.“ So äußert sie sich selbst, und sie ist damit wohl nicht allein, denn viele sind im Team seit so vielen Jahren dabei: Hannelore Hundhammer beispielsweise, die jetzt die Schatzmeisterin ist.

Wie breit der Verein jetzt aufgestellt ist geht aus einem Imageprospekt hervor, der der Redaktion vorliegt. Danach ist die Bekämpfung sozialer Ungerechtigkeit und Benachteiligung als eine der großen Herausforderungen genannt. „Unsere Gesellschaft muss schwächeren Gruppen solidarisch zur Seite stehen.“ Genau das geschieht in Erding. Die Flüchtlingshilfe ist ein Kristallisationspunkt für diese Solidarität, neben anderen auch.

Wenn Samstags um 11 Uhr der Transporter auf dem Parkplatz neben dem Haupteingang des Fliegerhorstes vorfährt, die Ehrenamtlichen die Bierbänke aufstellen, und dann die Autos der Spender vorfahren wird das sichtbar. Sichtbar wird aber auch, wie professionell hier gearbeitet wird: 500 Quadratmeter Lagerfläche für Spenden, die hier sortiert und dann wieder gezielt verteilt werden, stehen zur Verfügung. Wer spenden möchte sollte sich vorher auf den verschiedenen Internet-Kanälen informieren, was gerade gebraucht wird. Hier notieren die Helfer auch sehr genau, was jetzt nicht gebraucht und nicht gelagert werden kann. Das kann wechseln.

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Ehrenamtlichen ist groß. Und das verhilft der Flüchtlingshilfe zu geradezu phantastischen Leistungen: Nach der Brandkatastrophe im Flüchtlingslager Moria startete die Flüchtlingshilfe einen eigenen Spendenaufruf: In nur einer Woche kamen 33 Paletten mit Hilfsgütern zusammen, die mit einem Sattelzug auf die Reise geschickt werden konnten. Als die Corona-Pandemie losbrach haben die Freiwilligen in nur fünf Tagen 100 Ehrenamtliche Näherinnen gefunden, die in nur vier Wochen 11.000 Stoffmasken genäht haben, die an 50 soziale Einrichtungen haben verteilt werden können.

Ganz neu ist das „Herzensprojekt“ unter dem Namen „Wärmestüberl“, das zusammen mit der Nachbarschaftshilfe betrieben werden soll. Anerkennung erfährt die Flüchtlingshilfe Erding unter anderem von der Regierung von Oberbayern, die 2020 den Integrationspreis verliehen hat. Im gleichen Jahr ging der Sozialpreis des SPD-Kreisverbandes an die Flüchtlingshilfe Erding. kw

Artikel vom 18.03.2021
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