Die Helden aus der Gmoa

Drei Haarer Institutionen vom Landkreis ausgezeichnet

Ehre, wem Ehre gebührt: Haars Bürgermeister Dr. Andreas Bukowski gratuliert Gerti Pfeifer und Eva Genseleiter vom Haarer Tisch. Foto: Gemeinde Haar

Ehre, wem Ehre gebührt: Haars Bürgermeister Dr. Andreas Bukowski gratuliert Gerti Pfeifer und Eva Genseleiter vom Haarer Tisch. Foto: Gemeinde Haar

Haar · Normalerweise wäre es eine Veranstaltung im großen Stil: Wenn Landrat Christoph Göbel die Ehrennadeln in Gold für bürgerliches Engagement verleiht und die dazugehörigen Urkunden verteilt, dann dürfen sich die Geehrten auf „die große Bühne“ freuen. In diesem besonderen Jahr 2020 läuft das ganz anders: Haars Bürgermeister Dr. Andreas Bukowski verteilte die Anerkennung im Auftrag des Landrats im jeweils ganz kleinen Kreis - coronakonform.

Und trotzdem zeigten sich die Vertreterinnen der drei geehrten ehrenamtlichen Haarer Institutionen keinesfalls wehmütig.

Im Gegenteil: Sie packten die Gelegenheit beim Schopfe um über Probleme, Wünsche und die derzeitige Situation ihres Ehrenamtes zu sprechen. Geehrt wurden gleich drei soziale Einrichtungen, die das Leben in Haar für viele erleichtern, die Hilfe und Freude bringen und wirklich ein gelebtes Miteinander der Gemeinde sind: der Tischdienst Maria-Stadler- Haus, der Hospizkreis Haar und das Helferteam des Haarer Tischs. „Es ist mir eine große Freude, in diesem Fall unseren Landrat zu vertreten“, freute sich Bürgermeister Bukowski – und versicherte den Geehrten weiterhin die volle Unterstützung seitens der Gemeinde für ihre hochgeschätzten Ehrenämter.

Der Tischdienst des Maria-Stadler-Hauses

Rosemarie Sure ist DAS Gesicht des Tischdienstes, der seit der Stunde null des Maria-Stadler-Hauses besteht: Sie war es, die vor nunmehr 33 Jahren - damals als Leiterin des Altenclubs in St. Bonifatius -beim neuen Haarer Altenheim anfragte, ob man die Senioren denn im Hause besuchen, mit ihnen spielen, reden oder singen könnte. Schließlich kannte sie viele der neuen Heimbewohner durch ihr Amt in der Pfarrei persönlich. Das wurde schon damals heftig bejaht – mit dem Zusatz „Kommen Sie doch bitte zur Essenszeit. Da können wir Unterstützung gebrauchen“.

Daran erinnert sich Rosemarie Sure heute noch, denn es war die Geburtsstunde des Tischdienstes. Mittlerweile sind 22 Helferinnen zu den Essenszeiten im Hause und kümmern sich darum, dass die Bewohner in ihrem eigenen Tempo das Essen genießen können. Dabei wird natürlich geredet, gelacht und Zuwendung geschenkt. Der Tischdienst brachte und bringt bis heute das Leben ins Haus, die Geschichten aus dem Alltag. Ihnen sollten noch viele andere ehrenamtlich Engagierte folgen, die der Gemeinschaft regelmäßig Besuche abstattet. Rosemarie Sure hat da eine besondere Prämisse: „Ich habe da einen festen Vorsatz. Ich möchte, dass die Besuchten zumindest einmal lächeln – erst dann kann ich wieder gehen“, sagt sie.

Gerade im Moment ist das allerdings sehr schwierig: Schon seit Frühjahr kann der Tischdienst coronabedingt nicht mehr tätig sein. Zumindest direkt im Hause, denn untätig war die Gruppe doch nicht: Sie schreiben Briefe und telefonieren mit ihren Schützlingen, bringen Blumen vorbei oder schieben die Damen und Herren im Rollstuhl spazieren. „Sie fehlen uns sehr“, sagen die Pfleger*innen. Und genau dieser Satz fällt mit Sicherheit auch bei den Hausbewohnern – und den Tischdienstlern selbst.

Der Hospizkreis Haar

„Zeit spenden“ – mit diesem Zeitungsaufruf hat vor 20 Jahren alles begonnen: Der Hospizkreis Haar wurde gegründet und stellte seine Arbeit unter das wunderbare Motto „Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben“.

Genau dieses Motto macht den Kreis in Haar so besonders – denn man spürt ihn bei all den über 30 ehrenamtlichen Hospizbegleiter. Sie bringen Leben in die letzte Zeit Schwerkranker und Sterbender. Sie hören zu, gehen einfühlsam auf die Nöte und Ängste der Patient*innen ein. Gespräche sind wichtig, manchmal aber auch stundenlanges Schweigen.

Und dabei stehen neben den Patienten auch die Angehörigen im Fokus der Helfer: Sie fangen auch in den Familien und im Freundeskreis Gefühle auf, sprechen Mut zu. Was für eine Aufgabe für ein Ehrenamt! Doch durch Schulungen sind sie auf diese Herausforderung gut vorbereitet. Der Hospizkreis Haar ist der zweitgrößte im Landkreis München. „Und wir sind als Verein selbständig“, erklärt Helga Kacerovsky vom Vorstand, die stellvertretend für die Helfer die Auszeichnung des Landrates entgegennahm. Doch Corona beutelt auch diesen Verein.

Gerade jetzt hätte die palliative Arbeit des Haarer Hospizkreises ganz besondere Bedeutung bekommen – doch sie scheint nicht „systemrelevant“, wie Kacerovsky bedauert „Wir können derzeit nicht begleiten“, sagt sie. Ihr Dank gilt neben dem Landrat auch der Gemeinde Haar, die sie nicht nur mit der Immobilie unterstützt, in der der Verein im Herzen Haars ansässig ist. „Wir schätzen den unkomplizierten Weg zum Rathaus sehr.“

Das Helferteam des Haarer Tisch

Als dritte Vereinigung wurde eine richtig große Truppe vom Landratsamt ausgezeichnet. Bürgermeister Bukowski überreichte Eva Genseleiter und Gertie Pfeifer stellvertretend für das Helferteam des Haarer Tischs Urkunde und Ehrennadel.

Über 50 Ehrenamtlichen kümmern sich seit mittlerweile 15 Jahren um die Mitbürger, bei denen das Geld nicht mal für das Allernötigste reicht – für Lebensmittel. Fleißige Hände sind deshalb damit beschäftigt, die Lebensmittelspenden von Supermärkten, Bäcker und Co. abzuholen, sie dann zu sortieren, zu putzen und liebevoll hinter die Theke im langgezogenen Nebengebäude des Setzerhofes zu drapieren. Sie sind jedoch weit mehr als „Essenslieferanten“: Sie sind Gesprächspartner, Seelsorger, vertraute Gesichter, Abwechslung im tristen Alltag. Am Setzerhof sind aber auch immer wieder Bürger zu sehen, die etwas abgeben – egal ob Äpfel aus dem eigenen Garten, gut erhaltene Kleidung oder Küchenutensilien. Zumindest ist das eigentlich so.

Corona (COVID-19) in München und den Landkreise
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Durch Corona ist im letzten Jahr auch hier vieles anders: Aufgrund der Abstände, die gewahrt werden müssen, muss die Zahl der Kunden pro Ausgabe reduziert werden. Ältere ehrenamtliche Helfer, die als Risikogruppen in Corona-Zeiten gelten, können nicht mehr mithelfen. Das soziale Miteinander, der Treffpunkt vor der Ausgabe, ist nicht mehr möglich. Auch Sachspenden können derzeit nicht angenommen werden, denn sie können nicht in üblicher Weise ausgeteilt werden – das geben die Hygienerichtlinien schlichtweg nicht her. Trotzdem bleibt der Haarer Tisch offen. Und er hilft. Die Anerkennung durch den Landkreis freut das Helferteam wirklich sehr – und spornt an, auch in den schwierigen Zeiten durchzuhalten. Denn eines ist klar: Die Institution ist längst mitten in der Haarer Bevölkerung angekommen.

Artikel vom 02.12.2020
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