Schluss mit Stillstand

Stand der Bahnprojekte im Landkreis Ebersberg

Die in die Jahre gekommene Diesellok soll die nächsten Jahre ausgetauscht werden. Möglich macht dies die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Wasserburg. Foto: Stefan Dohl

Die in die Jahre gekommene Diesellok soll die nächsten Jahre ausgetauscht werden. Möglich macht dies die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Wasserburg. Foto: Stefan Dohl

Ebersberg/Grafing · Einen gewissen Charme haben die alten Diesel-Loks des Filzenexpresses schon. Man hat ausreichend Platz, die Züge sind gemütlich und die Sitze bequem. Hinzu kommt der tolle Blick auf die Hügellandschaft des Ebrachtals und die Alpen am Horizont, Lokführer und Zugbegleiter begrüßen einen im feinsten Bairisch.

Doch schon seit längerem gibt es ein konkretes Ablaufdatum für den Dieselverkehr auf den Gleisen. Das Ende des Bahn-Diesel-Zeitalters ist beschlossene Sache. Aus gutem Grund. Schließlich fährt nicht nur der Filzenexpress - vor allem in Tulling und Edling - fast durch die Gärten der Anrainer. Die Umrüstung auf die emissionsärmeren Elektromotoren hat zudem den Vorteil, dass sie wesentlich leiser sind als die röhrenden Dieselgefährten.

Weshalb ab 2026 nur noch durchgängig elektrische Züge und Regional-S-Bahnen zwischen München und Wasserburg pendeln. Dazu muss die 18 km lange, eingleisige Strecke zwischen Ebersberg und Wasserburg Bahnhof in den nächsten Jahren komplett elektrifiziert werden. Bereits vor zwei Jahren haben die damalige bayerische Verkehrsministerin Ilse Aigner und der Infrastrukturgeschäftsleiter der Südostbayernbahn, Christian Kubasch, in Ebersberg die Finanzierung für den Streckenausbau festgezurrt und vertraglich vereinbart.

Für ca 22 Mio. Euro soll nicht nur die Bahnstrecke elektrifiziert werden, sondern auch die Bahnsteigkanten an den Bahnhöfen in Steinhöring, Tulling, Forsting, Edling und Wasserburg auf 96 cm über Schienenoberkante angeboben werden, damit ein barrierefreier Zustieg in die Züge möglich ist. Der Filzenexpress ist derzeit nämlich nur über eine steile Treppe zu betreten.

Außerdem müssen die Bahnsteige auf eine Länge von 140 m verlängert werden und die Bahnübergänge entsprechend angepasst werden. Die Elektrifizierung des Filzenexpress ist sowohl Bestandteil des "Programms Bahnausbau Region München" als auch der "Bayerischen Elektromobilitäts-Strategie Schiene" - kurz BESS genannt.

Ob aus dem Filzenexpress eine verlängerte Linie der Münchner S-Bahn wird oder ob er ein elektrifizierter Regionalzug bleibt, das ist derzeit noch offen. Fest steht, dass man künftig bei Fahrten von Wasserburg in Richtung München nicht mehr in Ebersberg umsteigen muss. Derzeit befindet sich das gesamte Projekt noch im Endstadium der Vorplanung. Momentan wird gezielt das Gespräch mit den Anliegern gesucht und über Schutzmaßnahmen während der Bauphase informiert.

Ebenso trafen sich die Landräte Robert Niedergesäß (Ebersberg) und Otto Lederer (Rosenheim) bereits zu ersten Gesprächen mit den Bürgermeistern der Kommunen entlang der Strecke, um weitere mögliche Projekte zu koordinieren.

Zu Beginn der Planungen war ein täglicher 60 Minuten-Takt von Wasserburg nach Ebersberg vorgesehen. Doch derzeit ist sogar ein Halbstundentakt im Gespräch. Möglich wäre dies durch die Schaffung einer schnelleren Express-S-Bahn mit weniger Haltepunkten. Eine deutliche Entlastung schaffen würde hierfür ein Ausweichgleis oder ein zweigleisiger Ausbau der Strecke zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg. Denn bereits in der aktuellen Taktung 20/40 Minuten ist das Nadelöhr ab Grafing oftmals überbelegt. Etwa wenn eine S-Bahn aus München oder ein Filzenexpress eine höhere Verspätung hat.

Viele Züge enden deswegen vorzeitig in Grafing-Bahnhof und wenden hier. Sehr zum Leidwesen der Ebersberger und Grafinger Bahnpendler. Nicht wenige fahren deswegen auch direkt von Grafing-Bahnhof aus, wo der Meridian aus Rosenheim für eine Top-Verbindung nach München sorgt. Die Nadelöhr-Problematik hat natürlich auch das Landratsamt und die Lokalpolitik bereits erkannt.

Landrat Niedergesäß - der auch Sprecher des MVV-Landkreis ist - fordert, dass es keine Verschlechterung für Fahrgäste durch ein erweitertes Zugangebot geben dürfe. Vor allem im Hinblick auf den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke führe daher kein Weg an einer Ertüchtigung der Bahnstrecke ab Grafing-Bahnhof vorbei. Denn ohne Ausweichgleis zwischen Ebersberg und Grafing, sei hier auch keine Verbesserung bei der Taktung mehr möglich, so der Landrat. Bis zur geplanten Eröffnung der zweiten S-Bahn-Stammstrecke 2028 in München dürfte sich also auch draußen in Ebersberg noch einiges auf den Gleisen tun. Stefan Dohl

Artikel vom 20.11.2020
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