Mit Sorge Richtung Winter

München · Die Bahnhofsmission läuft nach wie vor im Krisenmodus

Bahnhofsmission auf dem Gleis 11 am Münchner Hauptbahnhof ist 24 Stunden auch im Lockdown für Hilfesuchenden erreichbar. Foto: Bahnhofsmission/Catherina Hess

Bahnhofsmission auf dem Gleis 11 am Münchner Hauptbahnhof ist 24 Stunden auch im Lockdown für Hilfesuchenden erreichbar. Foto: Bahnhofsmission/Catherina Hess

München/Ludwigsvorstadt · Die Corona-Pandemie führt auch Mitarbeitende der bayerischen Bahnhofsmissionen an ihre Grenzen, hieß es jetzt bei der Online-Regionaltagung der größtenteils ökumenisch geführten Hilfeeinrichtungen. „Unsere Kolleginnen sind hochmotiviert und mutig“, sagen Bettina Spahn und Barbara Thoma von der Bahnhofsmission München, „viele sind aber auch am Limit.“

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Acht Monate Dienst unter bis dato nicht gekannten, schwierigen Bedingungen haben ihre Spuren hinterlassen. Als zu Beginn der Pandemie gar nichts mehr ging, waren Mitarbeitende der Bahnhofsmissionen zur Stelle. "Wir sind für Euch da" - mit diesem Versprechen und großem Engagement begleiteten sie Menschen in Not durch den Shutdown im Frühjahr – und durch den Sommer. Daran soll sich auch im kommenden Teil-Lockdown nichts ändern. „Die Arbeit ist anstrengend geblieben“, so das Münchner Leitungsteam, „und die Aussichten auf den Winter sind belastend, eine Rückkehr zur Normalität ist in weiter Ferne.“

Die Kontaktzahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Im September waren es 17.000. Viele Gäste kommen ein- oder mehrmals täglich zur Münchner Bahnhofsmission.

Die Trägerverbände nehmen die Entwicklungen sehr ernst. Die Sicherheit der Mitarbeitenden und der Gäste hat oberste Priorität für die Verantwortlichen. „Dies bedeutet, dass sowohl die Hilfeangebote der Bahnhofsmissionen wie auch die Arbeit in den haupt- und ehrenamtlichen Teams permanent den Schutzmaßnahmen neu angepasst werden müssen“, betont Hedwig Gappa-Langer, die im Auftrag des Caritas-Fachverbands IN VIA Bayern die Regionaltagung der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen mitorganisiert. Der kollegiale Austausch mit Abstand oder die Hilfeleistung mit Maske seien selbstverständlich, werfen aber bewährte Arbeitsmuster durcheinander, ergänzt ihr evangelischer Kollege Harald Keiser von der Diakonie Bayern.

Die 13 Bahnhofsmissionen im Freistaat laufen nach wie vor im Krisenmodus mit einem entsprechenden Hygienekonzept. Wegen der räumlichen Enge bleiben vielerorts die Aufenthaltsräume geschlossen oder sind nur eingeschränkt nutzbar. Hedwig Gappa-Langer blickt daher mit Sorge auf den November-Lockdown und den Winter: „Wo sollen beispielsweise Menschen ohne Obdach sich tagsüber aufwärmen oder neue Kraft tanken? Diese Frage stellt sich in vielen Regionen.“

Da die Mitarbeitenden aber nicht nur eine Notverpflegung bieten wollen, versuchen sie – so gut es unter den Umständen eben geht – mit den Hilfesuchenden ins Gespräch zu kommen, um Einsamkeit oder Verzweiflung zu lindern.

In der Münchner Bahnhofsmission wird der Aufenthaltsraum gerade als Warteraum für die Beratungstermine genutzt. Die Bahnhofsmission ist nach wie vor 24 Stunden erreichbar und steht mit Rat und Tat Hilfesuchenden zur Seite. "Auch in der Nacht gibt es einen Bereitschaftsdienst, wenn beispielsweise Frauen einen Schutzraum benötigen oder sich jemand in einer Krisensituation befindet", erklärt Thoma. Bahnhofsmissionen sind für viele Menschen ein wichtiger Ort der Ruhe und der Wertschätzung, an dem keine Anforderungen gestellt werden und sie Unterstützung erfahren.

Mit Blick auf die kältere Jahreszeit kann man die Bahnhofsmission auch mit "Geld- oder Sachspenden wie Hygienartikel, Unterwäsche und Socken – vor allem für Männer – gerne unterstützen", so Thoma.

Mehr Infos unter www.bahnhofsmission-muenchen.de ar

Artikel vom 08.11.2020
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