Erinnerung als Bildungsarbeit

Jugend engagiert sich für den Frieden

Bei ihrer Arbeit für die Kriegsgräberfürsorge beschäftigen sich die jungen Menschen mit Einzelbiographienprojekten und Pflegearbeit auf der Kriegsgräberstätte München Waldfriedhof. Foto: Privat

Bei ihrer Arbeit für die Kriegsgräberfürsorge beschäftigen sich die jungen Menschen mit Einzelbiographienprojekten und Pflegearbeit auf der Kriegsgräberstätte München Waldfriedhof. Foto: Privat

Bayern/München · Vom 9. bis 16. August findet die Jugendbegegnung München des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Landesverband Bayern, statt. Das Projekt steht unter dem Motto „Gemeinsam für den Frieden“.

Dass das Jahr 2020 mit dem 75. Jahrestag des Kriegsendes 1945 ein besonderes für die Gedenk- und Erinnerungsarbeit des Volksbundes werden würde, war abzusehen. So wurden zahlreiche Gedenkveranstaltungen, Tagungen und Internationale Jugendbegegnungen vorbereitet und man schien gut für dieses besondere Gedenkjahr gerüstet zu sein. Doch dann kam die Corona-Pandemie und alles war plötzlich anders. Auch wenn wir mit dem Blick auf andere Nationen und Branchen noch mehr als dankbar sein müssen, dass die Pandemie für uns bisher - vergleichsweise - moderate Auswirkungen hatte, so sind die Folgen doch beträchtlich. Als spendenbasierte Organisation spürt der Volksbund diese Auswirkungen. Insbesondere der Bereich der friedenspädagogischen Jugend-, Schul- und Bildungsarbeit kam kurzzeitig fast zum Erliegen und muss weiterhin mit großen Einschränkungen kämpfen.

Ursprünglich waren für dieses Jahr mehr als 30 Internationale Jugendbegegnungen weltweit geplant, von denen die meisten abgesagt werden mussten. Doch dank der gemeinsamen Anstrengungen von Ehren- und Hauptamt, die Strukturen der Workcamps an die neuen, sich stetig ändernden Vorgaben anzupassen, konnten wir zumindest die Durchführung von 10 innerdeutschen Jugendbegegnungen erreichen. Hierzu gehört auch die (sonst internationale) Jugendbegegnung München, die in verkleinerter und verkürzter Form vom 9. - 16. August stattfindet.

Neun junge Menschen aus ganz Deutschland kommen zusammen, um einander kennenzulernen, sich mit der Geschichte der beiden Weltkriege und der NS-Zeit auseinanderzusetzen und um die Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf der Kriegsgräberstätte München Waldfriedhof zu pflegen. Hierdurch setzen sie ein gemeinsames Zeichen gegen das Vergessen und für Demokratie und Völkerverständigung.

Gleichzeitig erhalten die Teilnehmenden eine historisch-politische Bildung durch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Europas und eigenen Eindrücken bei der Beschäftigung mit Einzelschicksalen. Im Rahmen dieses Bildungsprogramms werden zum Beispiel auch das NS-Dokumentationszentrum und die KZ-Gedenkstätte Dachau besucht.

Das Projekt steht vor allem im Zeichen der Begegnung und des Lernens aus der Geschichte.

Denn in Zeiten zunehmender internationaler Konflikte und des wiedererstarkenden Nationalismus in Europa hat die mahnende Friedensarbeit des Volksbundes leider nichts an ihrer Aktualität verloren.

Neben der Auseinandersetzung mit der Geschichte kommen aber natürlich auch Freizeit und Kultur nicht zu kurz. Auf dem bunten Freizeitprogramm stehen eine Stadtbesichtigung in München, eine Exkursion nach Neuschwanstein, in die Bergwelt des Allgäu und ein Besuch der Allianz Arena.

Als Höhepunkt der Jugendbegegnung findet am Donnerstag, 13. August, um 12 Uhr auf der Kriegsgräberstätte München-Waldfriedhof (Tischlerstraße) eine Gedenkveranstaltung statt, die durch die Teilnehmenden gestaltet wird. Unter den geladenen Gästen werden auch hochrangige Vertreter aus Gesellschaft und Politik sowie des Konsularischen Korps sein.

Über den Volksbund Kriegsgräberfürsorge

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ist eine humanitäre Organisation. Er widmet sich im Auftrag der Bundesregierung der Aufgabe, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Der Volksbund betreut Angehörige in Fragen der Kriegsgräberfürsorge, er berät öffentliche und private Stellen, er engagiert sich in der Erinnerungskultur und unterstützt die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kriegs- gräberfürsorge und fördert die Bildung und Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten.

Heute hat der Volksbund 300.000 aktive Förderer sowie über eine Million Ge- legenheitsspender und Interessierte. Mit ihren Beiträgen und Spenden, mit Einnahmen aus Erbschaften und Vermächtnissen sowie den Erträgen aus der jährlichen Haus- und Straßensammlung finanziert der Volksbund fast zwei Drittel seiner Arbeit. Den Rest decken öffentliche Mittel des Bundes und der Länder. Gegründet wurde die gemeinnützige Organisation am 16. Dezember 1919 um nach den zahllosen deutschen Kriegstoten des Ersten Weltkrieges zu suchen und deren Gräber zu pflegen. Diese Aufgabe übernahm der Volksbund, der sich als eine vom ganzen Volk getragene Initiative verstand. Bis Anfang der dreißi- ger Jahre baute der Volksbund zahlreiche Kriegsgräberstätten aus. Ab 1933 un- terwarf sich die Führung des Volksbundes aus eigenem Antrieb der Gleich- schaltungspolitik der NS-Regierung. Die Errichtung von Soldatenfriedhöfen des Zweiten Weltkrieges übernahm der Gräberdienst der Wehrmacht.

Ab 1946 legte der Volksbund in kurzer Zeit mehr als 400 Kriegsgräberstätten in Deutschland an. Die Bundesregierung beauftragte 1954 den Volksbund, die deutschen Soldatengräber im Ausland zu suchen, zu sichern und zu pflegen.

Artikel vom 08.08.2020
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