Kein Kavaliersdelikt

Schwarzbauten und die Parkplatzproblematik im Landkreis

Steht das Unkraut mal so hoch vor einem Garagentor ist das verdächtig. Offenkundig fährt hier kein Auto rein. Foto: kw

Steht das Unkraut mal so hoch vor einem Garagentor ist das verdächtig. Offenkundig fährt hier kein Auto rein. Foto: kw

Landkreis-Erding · Schwarzbau – immer wieder als Kavaliersdelikt verharmlost, könnte in immer mehr Fällen jetzt kreisweit auf die Bausünder böse zurück fallen. In einer Sitzung des Bauausschusses im Norden des Landkreises wurde nämlich bekannt, dass ein Baukontrolleur wieder bereit stehe. Und der könnte reichlich Arbeit bekommen.

Überall im Kreis nämlich ist eine Tendenz spürbar: Die Gemeinden greifen die bestehenden teilweise sehr alten Bebauungspläne an, um zu schauen, ob hier nicht schonend und ortsbildverträglich nachverdichtet werden kann. Flächen sparen ist das Gebot der Stunde, Grund und Boden ist nicht vermehrbar. Wenn die Gemeinden das tun wird folgendes passieren: Die Planer werden den Wohnungsbestand anhand der Unterlagen, die sie im Bauamt einsehen können, ermitteln. Sodann müssen sie schauen, wo die dann größer werdende Zahl von Autos untergebracht werden kann.

Das passiert anhand der geltenden Stellplatzsatzung der jeweiligen Gemeinden. Das ist der Augenblick, in dem es kritisch wird. Die Klagen über vollgestellte Wohnstraßen häufen sich nämlich parallel dazu. Im Süden des Landkreises hatte sich die Verwaltung auf eine solche Beschwerde hin die Lage angeschaut, kam zu dem Ergebnis, dass tatsächlich weder Feuerwehr noch Müllabfuhr wirklich vernünftig durchkommen, und erließ ein Parkverbot.

Es kam, wie es kommen musste: Die Proteste ließen keine 24 Stunden auf sich warten. Und dann wird jede Verwaltung, die denken kann, sich die Sache genauer anschauen. Und es ist eben längst nicht immer die simple Tatsache, dass die alten Bebauungspläne mit einer alten Stellplatzsatzung mit weniger Stellplätzen pro Wohneinheit verantwortlich für die unbefriedigende Situation sind. Der vergangene Winter verdiente diesen Namen nicht, das ist bekannt.

Aber der Winter davor, der brachte in einer anderen Gemeinde im Norden des Landkreises unverhofft einiges ans Licht: Der Planer eines Dorfentwicklungsprogramms nämlich hatte sich bei den winterlichen Temperaturen zu Fuß auf den Weg gemacht und dabei eine interessante Entdeckung gemacht, die er mit süffisantem Lächeln im Gemeinderat zum Besten gab: Garagentore mit viel Schnee davor, und in diesem Schnee keine Spur eines Autos, die zu diesem Tor hin führt. Wenn dann auch noch die Zahl der Klingeln und Briefkästen einen Unterschied zu der Zahl der Wohnungen in den Bauunterlagen aufweist entsteht für gewisse Leute ein erheblicher Erklärungsbedarf.

Und da können ganz schnell imposante Zahlen zusammen kommen: Wird eine Doppelgarage schwarz zu einer Wohnung ausgebaut fehlen die Stellplätze in der Garage, und für die Wohnung in der Doppelgarage müssten auch zwei Stellplätze nachgewiesen werden. Das macht vier Autos, die dann auf der Straße stehen und wenn es dumm läuft 30 Meter und damit über eine Grundstücksbreite blockieren, denn die stehen ja nicht Stoßstange an Stoßstange auf der Straße. An dieser Stelle wird es für die Gemeinden sogar teuer, denn die ganze Planung eines Stellplatzkonzeptes kann dann für den Papierkorb sein. Für die Gemeinden entsteht spätestens dann das, was Politiker gern „Handlungsbedarf“ nennen. kw

Artikel vom 26.06.2020
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...