Badefreuden in Sicht

Landkreis · Der Schwimmbadsommer kommt, allerdings mit Abstrichen

Das Team von Batusa hat die Schließzeiten für Reinigungs- und Renovierungsarbeiten genutzt. Auch hier hofft man, bald wieder aufsperren zu können. Foto: Gemeinde Holzkirchen

Das Team von Batusa hat die Schließzeiten für Reinigungs- und Renovierungsarbeiten genutzt. Auch hier hofft man, bald wieder aufsperren zu können. Foto: Gemeinde Holzkirchen

Landkreis · Für alle, die der Freibadsaison entgegenfiebern, fielen am vergangenen Freitag beim Parteitag der CSU, die erlösenden Worte: Ab 8. Juni, so erklärte es Ministerpräsident Markus Söder, dürften Freibäder ihre Pforten wieder öffnen. Allerdings, so stellt er klar, könne dies nur unter Einhaltung strenger Sicherheitsvorkehrungen geschehen. Dies bedeutet, dass es in diesem Jahr keinen uneingeschränkten Badespaß geben kann, wie man es aus den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gewöhnt ist.

Wie genau die einzelnen Bäder mit der Situation umgehen, ist noch unklar. Das Naturbad Furth, das von einem Verein betrieben wird, wird nach Angaben von Hille Rudnitzki vom Vorstand des Vereins, Freunde Further Bad e.V. das Bad nur für Mitglieder öffnen. "Eine Erfassung von allen Daten von unseren Besuchern ist für uns als Verein gar nicht leistbar", erklärt sie. Aber auch die Öffnung für Mitglieder ist noch nicht in trockenen Tüchern. "Wir müssen auf jeden Fall vorher eine Vereinsversammlung durchführen, wie das genau gehen kann", berichtet die engagierte Oberhachingerin weiter. Mit Hilfe der Gemeinde haben einige Mitglieder bereits im Vorfeld notwendige Arbeiten durchgeführt, das traditionelle Ramadama im Bad aller Mitglieder und weiterer Freiwilliger musste allerdings entfallen. "Wir haben alle notwendigen Arbeiten erledigt und auch bereits entsprechendes Personal rekrutiert, aber dennoch ist noch nicht klar, wie eine Öffnung genau aussehen kann. Laut Markus Söder ist eine Gruppenbildung über zwei Haushalte hinaus auch weiterhin untersagt, ebenso wie das Durcheinanderschwimmen in Schwimmbecken. Auflagen, die erst einmal durchdacht werden müssen, auch wenn die Schwimm- und Freibadbetreiber auch bislang nicht untätig waren.

Im Unterhachinger Freibad plant man eine Öffnung zum 1. Juli, wie der Leiter des Bades, Marco Kaufmann erklärte. Auch sein Team ist im Vorfeld fleißig gewesen und hat das Bad gewartet und viele notwendige Arbeiten durchgeführt. Ein Wasserrohrbruch im Wildwasserkanal hat das Team ordentlich auf Trab gehalten, durch die verlängerte Schließzeit konnten die in die Jahre gekommenen Rohre auch auf eine längere Strecke hin ausgetauscht werden. Im Babybecken für die ganz kleinen Badenixen gibt es mit einer Mini-Rutsche in Elefantenform auch eine neue Attraktion. "Wir hoffen sehr, dass wir am 1. Juli öffnen können und wir freuen uns schon sehr auf unsere Badegäste", betont Marco Kaufmann weiter. Im vergangenen Jahr durfte sich das Unterhachinger Freibad über eine ganz besondere Auszeichnung freuen, da wurde es von den Münchnern auf Platz 2 der beliebtesten Freibäder gewählt. Auf Platz 1 landete damals Maria Einsiedl. Bayernweit landete das Unterhachinger Freibad auf dem stolzen 5. Platz. "Wir sind ein echtes Familienbad mit viel Platz und einem alten Baumbestand", schwärmt Kaufmann. Der extrem heiße Sommer bescherte dem Unterhachinger Freibad Rekordbesucherzahlen. Über 7.000 Gäste zählte das Freibad an so manchem heißen Sommertag. Zahlen, die in diesem Jahr auf gar keinen Fall erreicht werden können. "Das bedeutet für die Gemeinde finanziell noch mehr als sonst drauflegen zu müssen", fasst Kaufmann die wirtschaftliche Situation zusammen. Wie genau die Besucherströme kanalisiert werden sollen, darüber wird man jetzt im Freibad beraten.

Ein Verkauf von Saisonkarten wird aber nicht stattfinden. "Wir haben schon verschiedene Ideen, die wir jetzt mit dem positiven Votum der Landesregierung auch diskutieren werden", so der Schwimmbadleiter. Auf jeden Fall wolle man das Bad im Herbst länger als sonst geöffnet halten, sofern es die Temperaturen zulassen. So kann man den Badespaß zumindest hintenraus ein wenig verlängern, sofern das Wetter es zulässt.

Im Batusa in Holzkirchen laufen die Vorbereitungsarbeiten ebenfalls auf Hochtouren. Die dreizehn Mitarbeiter haben die jährlich anfallenden Wartungsarbeiten wie auch die Kollegen in den meisten anderen Bädern vorgezogen. War das Batusa zu diesem Zweck bislang immer im August geschlossen, so hat man die zwangsweise Schließung nun für diese Arbeiten genutzt. Froh sei man, dass man nun genauere Angaben bekommen habe, damit man daran sein vorläufiges Konzept, das man bereits, orientiert am Pandemieplan der Dt. Gesellschaft für das Badewesen e.V. vom 23. März ausgearbeitet habe, nun entsprechend anpassen könne. Könne man dann einen entsprechenden Plan vorlegen, hoffe man baldmöglichst vom Landratsamt das OK für die Wiederaufnahme des Schwimmbadbetriebs zu bekommen, heißt es dazu aus dem Holzkirchner Rathaus.

Auch im Ottobrunner Phönixbad hat man die Hände während der Schließung nicht in den Schoß gelegt. Im Gegensatz zu Freibädern wie dem Unterhachinger Freibad wird es aber am 6. Juni nicht seine Pforten öffnen. Noch hat die Staatsregierung keine klaren Vorgaben gemacht, was alles zu tun ist, um überhaupt öffnen zu können. Klar ist, dass zunächst nur die Öffnung von Freibädern angestrebt wird. Um im Phönix-Bad zu den Freiflächen zu gelangen, müssten Gäste zwingend den Innenbereich durchqueren. Die notwendige Infrastruktur wie Duschen, Toiletten und Umkleiden gibt es auch nur innen. Für die Nutzung des Innenbereichs steht aber derzeit keine Genehmigung in Aussicht.

Aber die Sehnsucht der Phönixbad-Besucher ist groß. "Ich drück mir an den Fenstern vom Phönix schon die Nase platt“, schreibt beispielsweise Nicole auf Facebook. Hinten am Zaun des Außenbereichs versuchen Spaziergänger, einen Blick auf den blühenden Saunagarten zu erhaschen. Sie warten wie viele ungeduldig darauf, endlich wieder im Freizeitbad und in der Saunawelt sporteln und entspannen zu können. Doch auch hier wird nichts ohne zusätzliche Corona-Maßnahmen gehen. Um startklar zu sein, arbeitet Betriebsleiter Sebastian Weber mit seinem Team derzeit an einem umfassenden Hygienekonzept für Schwimmbad und Sauna. „Wir vermissen unsere Gäste sehr und setzen alles daran, ihnen nach der langen Zwangspause einen entspannten Besuch mit höchstem Sicherheitsanspruch zu ermöglichen“, so Weber, der in der Corona-Pause alles andere als untätig ist.

Auch ohne Gäste läuft während der Schließung der technische Betrieb im Phönix-Bad weiter, weil Anlagen gewartet, Instandsetzungsarbeiten erledigt und der Saunagarten gepflegt werden müssen. Vorm Eingang stehen die letzten Arbeiten an der neuen „Piazza“ zwischen Phönix-Bad, Restaurant Nefeli und Ferdinand-Leiß-Halle an, bevor die mediterran aufgepeppte Fläche zum Flanieren freigegeben werden kann. Die entscheidende Aufgabe ist derzeit aber, ein individuelles Hygienekonzept zu erarbeiten und umzusetzen, um von den zuständigen Behörden rechtzeitig grünes Licht für die Wiedereröffnung zu bekommen.

Das Hygienekonzept fürs Phönix-Bad

Grundlage dafür ist der Pandemieplan der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e. V. (baederportal.de), der derzeit mit der Bayerischen Staatsregierung und dem Gesundheitsministerium diskutiert wird. Das Bäderportal sieht in Bädern und Saunen grundsätzlich kein erhöhtes Infektionsrisiko, was unter anderem am Chlorgehalt des Badewassers liegt. Alle vorliegenden Erkenntnisse deuteten darauf hin, „dass Viren durch das Chlor sicher abgetötet werden.“ In Schwimmbädern bestehe kein größeres Ansteckungsrisiko als in anderen Einrichtungen auch. Außerdem begünstigen die ohnehin hohe Reinigungsdisziplin und die routinierte Aufsicht durchs Personal einen effektiven Infektionsschutz. Wo geschulte Bademeister auf die Sicherheit der Gäste und die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln achten, ist Schwimmen sicherer als an nicht überwachten See- und Flussufern. Ein normaler Sauna- und Badbetrieb wie vor der Krise wird unter Pandemiebedingungen dennoch nicht möglich sein. Der Pandemieplan der Deutschen Gesellschaft für das Badwesen e. V. schlägt deshalb eine Vielzahl an Maßnahmen zum zusätzlichen Infektionsschutz vor.

Wie genau deren Umsetzung im Phönix-Bad aussehen wird, lässt sich erst abschätzen, wenn ein verabschiedetes Hygienekonzepts seitens der Bayerischen Staatsregierung vorliegt. Ohne Einschränkungen im Angebot und ohne eine Reduzierung der Besucherzahl werde es auch im Phönix-Bad nicht gehen, so Sebastian Weber. Das Phönix-Bad 2020 sieht er nicht als Treffpunkt für viele, sondern als Oase der Bewegung und Entspannung für Einzelne. „Wir setzen auch ganz stark auf die Solidarität und Rücksicht unserer Gäste untereinander, um trotz der Einschränkungen möglichst vielen einen wohltuenden Aufenthalt zu ermöglichen.“

Einige Corona-Maßnahmen hat Weber mit seinem Team schon vorweggenommen und Schutzscheiben fürs Personal installiert, Abstandsmarkierungen angebracht und zusätzliche Desinfektionsmittelspender angeschafft. Es sei auch nicht unwahrscheinlich, dass es in bestimmten Bereichen eine Maskenpflicht geben werde, vermutlich nicht in den Schwimmbecken und Saunakabinen, aber wahrscheinlich dort, wo ein Mindestabstand von 1,5 Metern nicht vorausgesetzt werden kann. Auch im Phönix-Bad wird es ein langer Weg bis zum Normalbetrieb.

Dass eine Wiedereröffnung unter Corona-Bedingungen zusätzliche Ausgaben und einen höheren Personaleinsatz verlangt, liegt auf der Hand. Die wegen gestiegener Energiekosten notwendig gewordene Anpassung der Eintrittspreise, die für Mai bereits angekündigt war, kann das nicht auffangen. Angesichts der künftig geringeren Besucherzahl und damit sinkenden Umsätzen sind die finanziellen Zuschüsse der Gemeinde Ottobrunn jetzt umso wichtiger, um den Betrieb überhaupt wieder aufnehmen zu können. „Die Gemeinde Ottobrunn hat einen soliden Haushalt. Wir können und wollen unseren Bürgern das Phönix-Bad mit seinem vielseitigen Angebot gerade in dieser schwierigen Zeit unbedingt erhalten“, so Werner Müller, Geschäftsführer der gemeindeeigenen Sportpark Ottobrunn GmbH, zu der das Phönix-Bad gehört. „Alles in allem sind wir sehr zuversichtlich, dass es noch eine sehr schöne Badesaison im Phönix-Bad wird“, so Weber. Wann diese startet und auf welche Veränderungen sich Besucher konkret einstellen müssen, darüber informiert das Phönix-Bad nach Verabschiedung des Hygienekonzepts der Bayerischen Staatsregierung und auf phoenixbad.de

Grünwalder Freizeitpark macht sich fein

"Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir eine Gesamtfläche von mehr als 120.000 Quadratmetern haben", so der Grünwalder Freizeitpark Geschäftsführer Jörn Verleger. Das ermögliche es, die Badmitarbeiter auch außerhalb des Bades einzusetzen. Mitarbeiterinnen aus dem Kassenteam wurden in die Erarbeitung, Dokumentation und tägliche Desinfektion von Mitarbeiter- und Kundenbereichen eingearbeitet, um den Hygieneschutz für den wiedereröffneten Kinderspielplatz und die Teilbereiche der Sportanlage für Individualnutzer sicherzustellen.

Die normalerweise jährlich im September stattfindenden Arbeiten der Schwimmbad-Jahresrevision, wie Arbeiten an Fliesen und Dichtungen, Ausbesserungen am Bodenbelag sowie Reinigungs- und Wartungsarbeiten an der Schwimmbadtechnik, wurden vorgezogen, um die Mitarbeiter zu beschäftigen.Wie die am vergangenen Freitag beim Parteitag der CSU noch vage formulierten Forderungen zur Erlaubnis der Wiedereröffnung konkret aussehen, und wie sie umgesetzt werden können, werde man sobald diskutieren, wie es möglich ist, heißt es aus dem Grünwalder Freizeitpark. Sobald man öffnen dürfe, wolle man das aber auch tun, so Verleger.

hw/jv/comosso

Artikel vom 27.05.2020
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