FC Carl Zeiss Jena zieht gegen den DFB vor Gericht

»An Irrsinn und Ignoranz nicht zu überbieten«

Beklagter: Deutscher Fußball-Bund. Foto: Anne Wild

Beklagter: Deutscher Fußball-Bund. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Der FC Carl Zeiss Jena reagiert mit Empörung auf die Anweisung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zur Fortsetzung der Dritten Liga am kommenden Wochenende. In einer Mitteilung kündigen die Thüringer eine Klage gegen den DFB an. »Dieser Termin ist zeitlich unmöglich umsetzbar, gefährdet die Gesundheit der Spieler und missachtet selbst die Präambel der eigenen DFB-Satzung, in der es heißt, dass der DFB in sozialer und gesellschaftspolitischer Verantwortung handelt und sich in hohem Maße dem Gedanken des Fair Play verbunden fühlt«, schreibt der abgeschlagene Tabellenletzte.

Vor dem Hintergrund der in Thüringen geltenden öffentlichen Verordnungen während der Corona-Pandemie, sei es dem Klub bis einschließlich 5. Juni nicht möglich, den Trainings- und Wettkampfbetrieb wieder aufzunehmen. Als »Irrsinn und an Ignoranz nicht mehr zu überbieten«, bezeichnete Chris Förster, der Geschäftsführer des FC Carl Zeiss Jena die Entscheidung des DFB in einem TV-Interview mit dem MDR. Er klagt über mangelnde sportliche Fairness und sieht eine Wettbewerbsungleichheit. Der 1. FC Magdeburg und der Hallesche FC, aber auch der SC Preußen Münster würden ebenfalls darunter leiden. Förster: »Wenn das sportlich fairer Wettbewerb sein soll, dann fasse ich mir an den Kopf.«

Beim abstiegsbedrohten Halleschen FC zeigt sich Präsident Jens Rauschenbach, der selbst mit SARS-CoV-2 infiziert war, ebenfalls ungehalten: »Unsere seit Wochen geäußerten Bedenken wurden mit der Entscheidung ebenso außen vor gelassen wie der Umstand, dass die Verfügungslage in Sachsen-Anhalt bis einschließlich 27. Mai kein Mannschaftstraining zulässt. Wir sehen uns gezwungen, diese plötzliche Entwicklung unter dem Aspekt der Chancengleichheit rechtlich prüfen zu lassen.« Halles Sportdirektor Ralf Heskamp ergänzt: »Von Fairness, Professionalität und einem Miteinander kann aktuell keine Rede sein.«

DFL-Gechäftsführer Christian Seifert kommentierte in einem Interview der Süddeutschen Zeitung süffisant, je nach Tabellenplatz würde bei einzelnen Klubs plötzlich die Moral entdeckt. Der Nachweis der organisatorischen Unmöglichkeit, glaubt Seifert, hänge doch stark von der Platzierung im Klassement ab. »In Englands Premier League trugen die sechs Klubs, die in der Tabelle unten stehen, verblüffende Argumente dafür vor, warum es sportlich oder gesellschaftlich besser wäre, nicht weiterzuspielen. Ähnlich in der dritten deutschen Liga.«

Der gescholtenen DFB erklärt in einer Veröffentlichung, man habe »gegenüber Klubs, die von einer negativen Verfügungslage betroffen sind, nochmals das Angebot erneuert, bei einer Suche nach einer Ausweichspielstätte und/oder einem Trainingsgelände zu unterstützen. Die grundsätzliche Verantwortung diesbezüglich verbleibt beim jeweiligen Klub. In der aktuellen Sondersituation ist darüber hinaus ausnahmsweise die Möglichkeit geschaffen worden, das Heimrecht zu tauschen.«

(as)

Artikel vom 23.05.2020
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