Herzblut und Irxnschmalz

Umzug des ältesten Bauernhauses nach Erding

Neues Leben für ein altes Haus: Zum 400. Geburtstag des ältesten profanen Gebäudes im Landkreis Erding soll es im Freilichtmuseum Erding eingeweiht werden. Foto: kw

Neues Leben für ein altes Haus: Zum 400. Geburtstag des ältesten profanen Gebäudes im Landkreis Erding soll es im Freilichtmuseum Erding eingeweiht werden. Foto: kw

Erding · Das älteste profane Gebäude des Landkreises Erding wird im kommenden Jahr 400 Jahre alt. Es ist ein altes Bauernhaus, das im Wartenberger Ortsteil Pesenlern über viele Jahre ein eher trauriges Dasein befristet hat, zunehmend von Verfall bedroht war, nicht zuletzt deshalb, weil zehn Jahre Verfahrensdauer ins Land gegangen sind, bis die formalen Voraussetzungen dafür gegeben waren, was jetzt passiert:

Das Gebäude ist sorgfältig abgebaut worden, die Teile wurden zunächst eingelagert. Die Zimmerei Lippacher in Ottenhofen hat sich im Wettbewerb um die Restaurierung durchgesetzt, und jetzt hat sie das komplette Obergeschoss in der Halle stehen. Bei einem Ortstermin, an dem auch Landrat Martin Bayerstorfer teilgenommen hat, zeigte dieser sich begeistert von der handwerklichen Qualität, die bei dieser Arbeit sichtbar wird.

Tatsächlich haben die Zimmerer viel Herzblut, aber auch das, was der Chef Georg Lippacher auf gut bayerisch „Irxnschmalz“ genannt hat, in das Projekt gesteckt. Damit ist es bei den Verwaltungsleuten im Rathaus und im Landratsamt oftmals nicht besonders weit her, aber sie verwalten das Geld: 2,5 Millionen Euro investiert der Landkreis in die Erhaltung dieses Gebäudes.

Es wird im Freilichtmuseum in Erding wieder aufgebaut und wird dort eine neue Funktion erhalten. Auf diese Weise kommt nämlich das Museum nicht nur zu einer weiteren Attraktivität, sondern auch zu den schon lange vermissten behindertengerechten Toiletten, die im Erdgeschoss dieses Gebäudes eingebaut werden. Natürlich verliert das Gebäude durch den Umzug von Pesenlern über Ottenhofen nach Erding seine Denkmaleigenschaft. Das ist in den gesetzlichen Bestimmungen klar verankert. Gleichwohl sah der Kreistag in seiner großen Mehrheit hier eine Verpflichtung, das Gebäude so gut es geht zu erhalten.

Georg Lippacher machte bei dem Termin deutlich, dass er auf keinen Fall die alten Balken irgendwie nachmachen wollte. Tatsächlich wird deutlich, wo die Zimmerer die Bauelemente des Blockbaus ergänzt haben. Das war durchaus im Sinne des Auftraggebers, der in diesem Fall ja der Landkreis ist. Das ganze Vorhaben ist übrigens politisch nicht unumstritten. So gibt es durchaus Kräfte im Kreistag, die beim besten Willen keinen Sinn in der Erhaltung dieses Denkmals und den damit verbundenen Ausgaben sehen.

Für Georg Lippacher und seine Mitarbeiter ist diese Arbeit eine neue Herausforderung, die sich deutlich von dem unterscheidet, was eine Zimmerei sonst so macht. Georg Lippacher: „Ich habe mir einige Bücher zugelegt zu diesem Thema.“ Es gibt einen interessanten Zeitplan: Im Herbst 2021, wenn das Gebäude exakt 400 Jahre alt ist, soll es auf dem Gelände des Museums eingeweiht werden.

Angesichts des Baufortschritts erscheint dieser Zeitplan realistisch. Georg Lippacher jedenfalls möchte das Haus aus seiner Halle langsam wieder heraus haben. „Ich habe auch noch andere Arbeit“, so der frühere dritte Bürgermeister der Gemeinde Ottenhofen. Die Idee übrigens, das Gebäude, das einem Bauvorhaben lange im Weg gestanden hat, ins Bauernhausmuseum nach Erding zu bringen, ist in Wartenberg im politischen Raum entstanden. Bis es zu konkreten Schritten in diese Richtung kam war es ebenfalls ein langer Weg. kw

Artikel vom 22.05.2020
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