Rollt der Ball in der Dritten Liga ab Ende Mai wieder?

Saisonfortsetzung droht an Länderpolitik zu scheitern

Politisches Tauziehen: Saisonabbruch oder »Geisterspiele«? Foto: Anne Wild

Politisches Tauziehen: Saisonabbruch oder »Geisterspiele«? Foto: Anne Wild

München/Giesing · Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will die unterbrochene Saison in der Dritten Liga sportlich in Kürze fortsetzen. Im einem Interview mit dem MDR erklärte Erwin Bugar, DFB-Vizepräsident und zugleich Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes, dass »die Dritte Liga auf jeden Fall spielen wird, um die Teilnehmer an der Aufstiegsrunde zur Zweiten Liga zu ermitteln«.

Dabei wolle man das Sicherheits- und Hygienekonzept der Ersten und Zweiten Bundesliga übernehmen. Sollten einzelne Vereine sich einer Fortführung widersetzen, könnten als Konsequenz »Punktabzug oder Spielwertung gegen nicht spielwillige Klubs« drohen. Zumindest würden mittlerweile entsprechende Sanktionsmaßnahmen ins Auge gefasst, berichtete Bugar. Nach wie vor setzen sich jedoch mehrere Klubs der Dritten Liga für einen Abbruch der Saison ein. Sie argumentieren, eine Umsetzung des Sicherheits- und Hygienekonzepts sei örtlich nicht machbar und hoffen dabei auf politische Unterstützung ihrer Landesregierungen.

In den Bundesländern Thüringen (bis mindestens 25. Mai) und Sachsen-Anhalt (bis mindestens 27. Mai) ist sämtlicher sportlicher Wettkampf und Trainingsbetrieb untersagt. Darauf berufen sich der Tabellenletzte FC Carl Zeiss Jena sowie der abstiegsbedrohte FC Magdeburg und der Hallesche FC. Man will dort auch das Training in Kleingruppen, wie an verschiedenen anderen Standorten praktiziert, nicht aufnehmen. Ohne Zuschauereinnahmen würde den Vereinen bei einer Fortsetzung des Spielbetriebs die Insolvenz drohen, ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) überzeugt und forderte nach Beratungen mit Funktionären aus Magdeburg und Halle den DFB sowie Bund und Länder auf, für die Dritte Liga zunächst ein »tragfähiges Finanzkonzept« zu erstellen.

Indessen hat sich der DFB-Spielausschuss mit der Fortsetzung des Punktspielbetriebs beschäftigt und hofft auf eine politische Entscheidung analog zu den ersten beiden Bundesligen. DFB-Vizepräsident Rainer Koch erklärte in einem Gespräch mit dem BR, der Verband habe sich in der Frage bereits an Innenminister Horst Seehofer und Gesundheitsminister Jens Spahn gewandt. Auch die Dritte Liga und die Frauen-Bundesliga seien Profisport, betonte Koch.

Erfolgt die Freigabe durch die Politik, soll nach den Plänen des DFB zwischen dem 13. und 15. Mai der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden, berichtete die ARD-Sportschau. Bereits ab dieser Woche wird mit einer ersten medizinischen Testreihe bei den Spielern, Trainern und dem Betreuerstab der Klubs gerechnet. Punktspiele ohne Zuschauer seien ab dem 26. Mai geplant. Der Verband braucht dafür jedoch grünes Licht von den Landesregierungen und örtlichen Gesundheitsbehörden. Hansa Rostocks Vorstandsvorsitzender Robert Marien befürchtet dabei offenbar Tricksereien und kritisierte verärgert im NDR, er vermute, »der Klassenerhalt soll politisch gesichert werden«.

Ob der »Ungleichbehandlung« in den einzelnen Bundesländern hat der aktuelle Tabellenzweite Waldhof Mannheim beim DFB einen Antrag auf sofortige Beendigung der Saison gestellt. Die Kurpfälzer würden unzweifelhaft zu den Profiteuren eines vorzeitigen Abbruchs zählen.

(as)

Artikel vom 10.05.2020
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