Heimische Fledermäuse übertragen kein Corona

Keine Angst vor Fledermäusen

Die heimischen Fledermäuse übertragen kein Corona. Foto: CCO

Die heimischen Fledermäuse übertragen kein Corona. Foto: CCO

Bayern/München · Fledermäuse werden immer wieder als Ursprung des Coronavirus SARS-CoV-2 bezeichnet. Der neuartige Virus hat sich weltweit ausgebreitet und kann beim Menschen die Krankheit Covid-19 auslösen. So einfach ist es jedoch nicht: Bis ein Coronavirus aus einer Fledermaus für den Menschen ansteckend wird, müssen mehrere Zwischenschritte eintreten.

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„Wir nehmen die Ängste und Sorgen der Menschen ernst und klären über falsche Vorstellungen und Vorbehalte gegenüber Fledermäusen auf“, sagt Dr. Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter. „Unsere einheimischen Fledermäuse sind nicht mit SARS-CoV-2 infiziert und können somit Menschen nicht mit Covid-19 anstecken.“ Fledermäuse sind Nützlinge. Ihr einzigartiges Immunsystem ist äußerst wertvoll für die Human- und Tiermedizin. Sie sind unverzichtbarer Teil unseres Ökosystems und erbeuten unter anderem Insekten, die in der Land- und Fortwirtschaft Schäden verursachen können.

Übertragung von Corona-Viren

Fledermäuse sind wie viele andere Säugetiere inklusive des Menschen Träger von verschiedenen Bakterien und Viren. Die verschiedenen Arten von Coronaviren gehören ebenfalls dazu. „SARS-CoV-2 ist ein menschlicher Erreger. Er ist genetisch eng mit Viren aus dem Tierreich verwandt. Eine direkte Übertragung von Fledermäusen auf den Menschen ohne Zwischenwirt ist sehr unwahrscheinlich und bisher nicht belegt“, sagt von Lindeiner. Damit Menschen infiziert werden können sind mehrere zeitlich gestaffelte Übergänge von einer Tierart zur nächsten notwendig bei denen sich bestimmte Viruseigenschaften verändern. Der Sprung auf einen neuen Wirt erfolgt extrem selten und meist unter unnatürlichen Bedingungen, wie zum Beispiel auf Wildtiermärkten, wo Tierarten aus unterschiedlichen Lebensräumen dicht gedrängt aufeinandertreffen. „Der enge Kontakt von Zwischenwirt und Mensch, der für eine Krankheitsübertragung entscheidend ist, findet in Bayern also gar nicht statt“, so der LBV-Landesfachbeauftrage.

Fledermäuse sind nützlich und besonders geschützt

Fledermäuse sind ein unverzichtbarer Teil vieler Ökosysteme, der biologischen Vielfalt und unseres Naturerbes. Sie verbreiten Samen, bestäuben Pflanzen und fressen Insekten, die Schäden in der Land- und Forstwirtschaft anrichten können. „Unsere heimischen Fledermäuse sind gesetzlich besonders geschützt und brauchen unseren Schutz“, sagt der LBV-Artenschützer. Von den insgesamt 25 Fledermausarten in Bayern sind alle gefährdet und viele davon stehen auf der Roten Liste. „Das Töten oder auch die Störung der Fledermäuse ist eine Straftat ebenso die Beschädigung oder Zerstörung ihrer Quartiere“, sagt von Lindeiner. Gerade jetzt sind viele Fledermäuse nach ihrem Winterschlaf auf der Suche nach passenden Sommerquartieren. Als Kulturfolger bewohnen Fledermäuse Scheunen, Keller oder Kirchtürme. Aber auch in Dachböden von Wohnhäusern fühlen sich die nachtaktiven Tiere wohl. Doch trotz der relativen Nähe zum Menschen, wenn beide beispielsweise unter einem Dach wohnen, sind Fledermäuse als Krankheitsüberträger für den Menschen keine Gefahr. „Wichtig ist, lebende oder tote Tiere sowie Fledermauskot nur mit Handschuhen anzufassen. Vorsichtsmaßnahmen, die auch im Umgang mit allen anderen Wildtieren empfohlen sind“, erklärt der LBV-Landesfachbeauftragte.

Ursprung des Virus und Hufeisennasen

Der tatsächliche Ursprung von SARS-CoV-2 ist nach wie vor nicht zweifellos geklärt. Wissenschaftler*innen fanden Viren mit ähnlichem Erbgut in asiatischen Fledermäusen aus der Familie der Hufeisennasen und in Schuppentieren. Dieser Ursprung könnte jedoch bereits mehrere Jahrzehnte zurückliegen, wie genetische Befunde von Fledermäusen zeigen. Von der in Bayern lebenden Großen Hufeisennase, einer entfernten Verwandten der in China verbreiteten Fledermausart, geht keine Gefahr für den Menschen aus: „Die bayerische Kolonie der Großen Hufeisennase in Hohenburg ist stark regional begrenzt und mit keiner anderen Kolonie der Fledermausart in Kontakt. Außerdem wurden die Fledermäuse 2011 im Rahmen eines Forschungsprojekts auf Coronaviren getestet. Alle Tests waren negativ“, so Johannes Pirner, LBV-Gebietsbetreuer Fledermaushaus Hohenburg.

Themenseite: Tiere in München

Artikel vom 26.04.2020
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