Tische und Tafeln im Landkreis müssen derzeit neue Wege gehen

Leere Teller drohen

Die Zeit für Bezieher kostenloser Lebensmittel ist schwieriger geworden. Viele Tische und Tafeln sind aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Foto: hw

Die Zeit für Bezieher kostenloser Lebensmittel ist schwieriger geworden. Viele Tische und Tafeln sind aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Foto: hw

München-Landkreis-Ebersberg · An neun Ausgabestellen versorgte die Caritas im Landkreis München mit ihren "Tischen" im vergangenen Jahr knapp 900 Erwachsene und weit über 500 Kinder mit kostenlosen Lebensmitteln. Versorgt werden dabei Menschen aus folgenden Gemeinden: Aying, Brunnthal, Hohenbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Hohenbrunn, Neubiberg, Oberhaching, Ottobrunn, Unterhaching, Taufkirchen, Sauerlach, Ober- und Unterschleißheim und Putzbrunn.

Diese Ausgabe ist momentan auf unbestimmten Zeitpunkt ausgesetzt.

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Claudia Mammach, Leiterin Soziale Dienste bei der Caritas und verantwortlich für die Tische im Landkreis erklärte die Entscheidung mit der Fürsorgepflicht für die rein ehrenamtlichen Mitarbeiter, die fast ausschließlich der Gruppe 60+, wenn nicht sogar 70+ angehören.

"Wir konnten in vielen unserer Ausgabestellen die Einhaltung der Abstandsregelung aufgrund der räumlichen Enge nicht gewährleisten", erklärt Claudia Mammach diesen schweren Schritt.

Für viele Bezieher ist der Erhalt von kostenlosen Lebensmitteln durch den Tisch ein wichtiger Baustein, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Und auch für die über 350 Ehrenamtlichen, die normalerweise Woche für Woche gespendete Lebensmittel einsammeln und verteilen, ist diese Arbeit wichtig und sinnstiftend. Dennoch gehört die Fürsorge und die Gewährleistung der körperlichen Unversehrtheit zu den ersten Pflichten, betont Claudia Mammach.

Damit die Besucher des Tisches bislang immer versorgt waren, bezieht die Caritas normalerweise regelmäßig Spenden von rund 150 Firmen und 300 Privatpersonen.

"Auch die Situation bei den Spenden wurde zunehmend kritischer", berichtet Claudia Mammach und weiter: "Da bedeutend mehr eingekauft wurde, blieb am Ende für die Verteilung bei den Tischen fast nichts mehr übrig, gab es für die Ausgabestellen deutlich weniger zu verteilen." Gleichzeitig stieg der Bedarf bei den Besuchern der Tische, da durch die "Hamsterkäufe", die andere Bürger tätigten, oft günstige Lebensmittel schnell vergriffen waren.

Die Caritas rief deshalb kurzerhand bei ihren vielen treuen Spendern und auch darüber hinaus zu Geldspenden auf und schaffte es in kurzer Zeit eine große Welle an Solidarität auszulösen. "Aus diesem Spendentopf konnten wir Gutscheine für unsere Tisch-Bezieher kaufen. Wir haben diese dann an die Bezieher verteilt, damit diese zumindest ein wenig besser über die Runden kommen können", so Mammach.

Ganz konkret heißt das in Zahlen, dass alternativ 1.160 Personen mit Gutscheinen im Wert von 56.000 Euro (pro Person und Woche 10 Euro) versorgt wurden. Diese Hilfe ist erstmal bis Ende der Osterferien gedacht.
Ob die Gutschein-Aktion wiederholt werden kann und muss, hängt von der weiteren Entwicklung in Sachen Corona und der Spendenbereitschaft der Bürger und Firmen ab.

Weitere Infos, wie man die Caritas bei ihrer Arbeit unterstützen kann, erhält man unter www.caritas-landkreis-muenchen.de

"Wir hoffen natürlich, bald wieder mit der Arbeit an den Caritas-Tischen beginnen zu können. Bis dahin freuen wir uns über Spenden, damit wir über Gutscheine die Zeit überbrücken können", betont Mammach. Sie befürchtet, dass die Zahl derer, die die Cartias-Tische im Landkreis besuchen müssen, auch nach Beendigung der Ausgangsbeschränkungen sprunghaft ansteigen wird. "Wir haben das schon an den Zahlen gemerkt, die bei uns wegen Beratung anfragen. Viele, die vorher aufgrund ihrer Arbeit gar nicht von Armut betroffen waren, sind nun durch die vielen Ausfälle unvermittelt und unvorhersehbar in Not geraten", berichtet Claudia Mammach von ihren Beobachtungen.

Auch hier steht die Caritas als Ansprechpartner bereit für alle, die in der momentanen Situation nicht weiter wissen. Unter der oben genannten Internetadresse findet man auch Ansprechpartner für besondere soziale Angelegenheiten wie beispielsweise die Schuldnerberatung. Die Tafel für Kirchheim-Heimstetten, Aschheim, Feldkirchen, die normalerweise im JUZ Kirchheim stattfindet, ist derzeit ebenfalls geschlossen. Auch hier wurden ersatzweise Gutscheine an die Tafelbesucher verteilt.

Andere Gemeinden - andere Vorgehensweise

Andere Gemeinden haben die Betreuung ihrer Tafeln und Tische anders geregelt als die Caritas. In Haar hat der Tisch seine Arbeit indes wieder aufgenommen, wenn auch unter anderen Voraussetzung: Besonders gefährdete Bezieher werden beliefert, außerdem wurde das Ausgabeverfahren abgeändert und vereinfacht.

Die Bürgerstiftung Haar hat zudem 2.000 Euro für den Haarer Tisch gespendet, damit hier Lebensmittelzukäufe getätigt werden können – und hofft auf weitere Unterstützung aus der Bevölkerung, da die Lebensmittelspenden den Bedarf nicht mehr decken können.

In Holzkirchen hat die Tafel am 4. April ihre Arbeit ebenfalls wieder aufgenommen. Damit dort die Ausgabe stattfinden kann, hat die Gemeinde Holzkirchen weitere Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, um den Andrang räumlich besser kanalisieren zu können.

Die Tafel-Ausgabe in Poing findet, trotz der aktuellen Entwicklungen, weiterhin mittwochs von 10 bis 11 Uhr in der Evangelischen Christuskirche statt. Nachdem ein Großteil der ehrenamtlichen Mitarbeiter zur Risikogruppe gehört, unterstützen die Verteiler derzeit die Pfadfinder. Zum Schutz aller Beteiligten wird, wann immer das wettertechnisch möglich ist, die Lebensmittelausgabe ins Freie verlegt. Der empfohlene Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Meter wird durch Abstandslinien gewährleistet.

Im Landkreis Ebersberg geht man ebenfalls andere Wege: Bei der den Sozialen Dienste Ebersberg (Tafel Grafing und Ebersberg) wird das Essen an bedürftige Haushalte verteilt.

Alle Tafelkunden wurden angeschrieben und entsprechend informiert. Eine Essensausgabe vor Ort findet derzeit aber auch nicht statt. Bedürftige können sich direkt an die Caritas unter Telefon: 08092 23241-10 wenden oder unter der E-Mail: cz-ebe@caritasmuenchen.de

Für weitere Fragen erreicht man die Caritas unter www.caritas-nah-am-naechsten.de/soziale-dienste-ebersberg hw

Artikel vom 14.04.2020
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