Owusu köpft die Münchner Löwen ins Glück

Später Sieg nach Achterbahnfahrt

Freudentanz: Prince Osei Owusu. Foto: Anne Wild

Freudentanz: Prince Osei Owusu. Foto: Anne Wild

München/Giesing · In der zweiten Minute der Nachspielzeit entschied der TSV 1860 München eine spektakuläre Partie gegen den Chemnitzer FC. Im ausverkauften Grünwalder Stadion sahen 15.000 Zuschauer, wie die Gastgeber einen 0:2-Rückstand in eine 3:2-Führung drehten, ehe sie nur wenig später den Ausgleich kassierten. Mit der letzten Offensivaktion sorgte der eingewechselte Prince Osei Owusu für kollektiven Jubel in Giesing.

Die Begegnung hätte für den TSV 1860 München, bei dem zum ersten Mal nach langer Verletzungspause Quirin Moll wieder in der Startelf stand, nicht unglücklicher beginnen können. Eine Freistoßflanke von Rafael Garcia nutzte der sträflich ungedeckte Niklas Hoheneder aus abseitsverdächtiger Position im Nachschuss zum 0:1 (2. Min.). Die Hausherren brachten in der Folge zunächst wenig Strukturiertes nach vorne. Erst nach knapp einer Viertelstunde sorgte ein Kopfball von Stefan Lex an den Pfosten für erste Gefahr (14. Min.).

Nach einem Zusammenstoß mit seinem Gegenspieler erlitt Tim Rieder eine kleinere Platzwunde an der Stirn und wurde außerhalb des Spielfelds behandelt. Trotz der abgeschlossenen medizinischen Versorgung ließ das Schiedsrichtergespann den an der Mittellinie bereit stehenden Rieder minutenlang nicht zurück auf den Rasen. Die in Rot spielenden Chemnitzer nutzten derweil in Überzahl eine Kontergelegenheit. Ex-Löwe Philipp Hosiner umlief Schlussmann Marco Hiller und legte geschickt auf Erik Tallig zurück, der aus zehn Metern zum 0:2 traf (36. Min.). Die empörten Proteste Rieders und seines Trainers Michael Köllner wurden von Schiedsrichter Marcel Gasteier mit der Gelben Karte geahndet.

Noch vor dem Pausenpfiff kamen die Giesinger zum Anschlusstreffer. Stefan Lex setzte sich mit Tempo nach einem Zuspiel von Sascha Mölders gegen zwei Gegenspieler durch und überwand Torhüter Jakub Jakubov mit einem Heber aus kurzer Distanz zum 1:2 (41. Min.). Die Zuschauer begleiteten das Schiedsrichtergespann mit einem wütenden Pfeifkonzert in die Kabine.

Nach dem Seitenwechsel spielte Dennis Dressel für Moll und der TSV 1860 München dominierte nun die Partie. Angriff um Angriff rollte auf das Tor der Sachsen. Nach zehn Minuten fällte Chemnitz Winterneuzugang Maximilian Oesterhelweg den durchgestarteten Phillipp Steinhart im Strafraum – der Unparteiische gab Elfmeter. Timo Gebhart schnappte sich den Ball und setzte ihn zum 2:2 ins Netz (56. Min.). Der Jubel im Stadion war noch nicht verklungen, da legten die Weiß-Blauen schon nach. Ein starkes Zuspiel von Lex auf Mölders, nahm der Mittelstürmer mit der Brust herunter und versenkte den Ball mit einem wuchtigen Direktschuss zum 3:2 (58. Min.).

Ein böser Schnitzer von Efkan Bekiroglu ermöglichte den Gästen den unverhofften Ausgleich. Der versuchte Rückpass des Mittelfeldspielers geriet zu einer Vorlage für Hosiner. Dennis Erdmann versuchte vergeblich zu retten – der Österreicher traf von der Strafraumgrenze platziert zum 3:3 in den Winkel (65. Min.). In der Schlussphase setzten beide Mannschaften auf Sieg und lieferten sich einen offenen Schlagabtausch. Das glücklichere Ende hatte, unterstützt vom frenetisch anfeuernden Publikum, der TSV 1860 München. Eine letzte Ecke in der Nachspielzeit schlug Lex in die Mitte, wo Owusu am höchsten sprang und den Ball mit einem schulbuchmäßigen Kopfstoß unerreichbar für Jakubov zum späten 4:3 im Tor unterbrachte (90. Min. + 2).

»Wir wollten mit aller Gewalt das Spiel noch gewinnen«, berichtete Köllner, der mit der Einwechslung des Torschützen ein glückliches Händchen bewiesen hatte. Ein wenig Mitleid mit dem Gegner verspürte der Oberpfälzer auch: »Für Chemnitz ist das bitter. Sie haben gezeigt, dass sie ihr Handwerk verstehen und seit Wochen stabil Fußball spielen und punkten.« Köllner ist sich sicher: »Das Spiel wird hier in Giesing so schnell keiner vergessen. Das gibt uns für die nächsten Wochen nochmals einen richtigen Schub.« Den können die seit dreizehn Spielen ungeschlagenen Löwen gebrauchen.

Am kommenden Samstag um 14 Uhr gastiert der TSV 1860 München beim abgeschlagenen Tabellenschlusslicht FC Carl Zeiss Jena. Die Thüringer haben mittlerweile 15 Punkte Rückstand ans rettende Ufer und müssen sich zwölf Spieltage vor Saisonschluss langsam mit dem Gedanken an den Abstieg in die Regionalliga vertraut machen.

(as)

Artikel vom 01.03.2020
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