Frauen helfen Frauen

Wichtiger denn je: 30 Jahre Frauennotrufzentrale Ebersberg

Passend zum 30-Jährigen Jubiläum des Ebersberger Frauennotrufs dankte auch Ministerin Kerstin Schreyer (Mitte) den ehrenamtlichen Helfern für ihr Engagement. Foto: StMAS

Passend zum 30-Jährigen Jubiläum des Ebersberger Frauennotrufs dankte auch Ministerin Kerstin Schreyer (Mitte) den ehrenamtlichen Helfern für ihr Engagement. Foto: StMAS

Ebersberg · Die Zahlen sind erschreckend: Mindestens jede vierte Frau in Deutschland erlebt alltäglich "häusliche Gewalt". Darunter versteht man Grausamkeiten wie Vergewaltigungen, Gewalt und Unterdrückung. Die Dunkelziffer liegt deutlich höher, da viele Frauen diese Taten nicht anzeigen.

Vielen fällt es schwer ihren Partner zu verlassen. Aus Scham, wegen der Kinder, die beim Vater bleiben, aber auch aus finanziellen Gründen und weil viele Frauen hoffen, dass sich ihr schlagender Ehemann doch noch ändert. Diese Erfahrungen macht auch das Team um Angela Rupp vom Frauennotruf Landkreis Ebersberg. Jeden Tag melden sich Frauen über die Notrufnummer bei der Ebersberger Fachberatungsstelle. Manche in akuten Notlagen, andere, die lange überlegt haben, diesen wichtigen Schritt zu machen.

Heuer besteht der Frauennotruf unter der Trägerschaft des Vereins "Frauen helfen Frauen" bereits seit 30 Jahren. Und dieses Angebot ist wichtiger denn je: Alleine 150 Frauen aus dem Landkreis wurden 2019 vom Verein betreut. Vor kurzem hat Familien- und Sozialministerin Kerstin Schreyer der Ebersberger Frauennotrufzentrale ein Besuch abgestattet. Die Ministerin hatte gute Nachrichten für die Helferinnen im Gepäck: „Der Schutz vor Gewalt ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Der Freistaat möchte hier kräftig unterstützen.

Zum Beispiel durch die modellhafte Förderung von sogenannten Second-stage-Projekten", so die Ministerin. "Sie richten sich an gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder, die den hohen Schutz und die intensive Betreuung eines Frauenhauses nicht oder nicht mehr benötigen. Auch der Frauennotruf Ebersberg hat einen solchen Antrag gestellt. Das Konzept ist überzeugend und der vorzeitige Maßnahmenbeginn wurde genehmigt. Der Bewilligungsbescheid wird also bald kommen.“ Mit dem "3-Stufen-Plan" des Familienministeriums sollen Unterstützungsmaßnahmen für von Gewalt betroffene Frauen umgesetzt werden. So konnte bereits im letzten Jahr eine Aufstockung bei den Personalkosten in den bayerischen Frauenhäusern erreicht werden.

Jetzt soll auch die Ebersberger Einrichtung von dem 3-Stufen-Plan profitieren. "Auch der Landkreis steht mit seinem kürzlich beschlossenen Gesamtkonzept zur Hilfe bei häuslicher und sexueller Gewalt eng an der Seite des Frauennotrufs und fördert diesen nun mit 140.000 Euro für Personalkosten und Miete jährlich", ergänzt Landtagsabgeordneter Thomas Huber (CSU). 2014 lag die Förderung noch bei 65.000 Euro. „Darüber hinaus werden wir die Initiative zum Bau eines Frauenhauses für den Landkreis Ebersberg unterstützen“, zeigte sich Huber optimistisch, dass der Kreistag die notwendigen Beschlüsse fraktionsübergreifend treffen wird. Denn Frauenhäuser sind, sofern überhaupt vorhanden, zumeist voll belegt. Und wer etwa beim Frauenhaus in Erding anruft, bekommt in der Regel nicht am gleichen Tag dort eine Zuflucht. Die fünf vorhandenen Zimmer sind meist schon belegt. Deswegen fällt es nur Frauen mit eigenen finanziellen Mitteln oft leichter, sich aus Gewaltbeziehungen zu lösen, da sie eher woanders unterkommen können.

Der Frauennotruf Ebersberg ist täglich von 9 bis 14 Uhr unter Tel. 08092/88110 zu erreichen. Weitere Infos findet man auch unter www.frauennotruf-ebersberg.de im Internet.

Der Verein "Frauen helfen Frauen"
Der Verein "Frauen helfen Frauen im Landkreis Ebersberg" wurde im Februar 1989 von politisch interessierten Frauen gegründet und ein sogenanntes Frauenzentrum eingerichtet. Dort trafen sich verschiedenste Frauen und widmeten sich unterschiedlichen frauenpolitischen Themen. Der Frauennotruf war damals ein Arbeitskreis unter vielen anderen im Frauenzentrum. Zwei Jahre später gab es jedoch schon gravierende Probleme, insbesondere weil es nur für die sozial anerkannte "Frauennotrufarbeit" staatliche bzw. kommunale Zuschüsse geben sollte.
Damit die mittlerweile schon stark frequentierte Notrufarbeit aufrechterhalten werden konnte, musste diese Arbeitsgruppe einen eigenen Verein gründen, um weiterhin finanzielle Zuwendungen zu erhalten. Somit wurde aus dem ursprünglichen Verein der Verein "Notruf für vergewaltigte, sexuell missbrauchte und misshandelte Frauen und Mädchen im Landkreis Ebersberg- Frauen helfen Frauen e.V."

Artikel vom 13.12.2019
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