Zurück in die Steinzeit

Neue Ausgrabungs- und Forschungsergebnisse in Altenerding

Rekonstruiertes Lebensbild der knapp 6.000 Jahre alten Siedlung am Fuße des Fuchsbergs. Grafik: Christoph Hausner, München

Rekonstruiertes Lebensbild der knapp 6.000 Jahre alten Siedlung am Fuße des Fuchsbergs. Grafik: Christoph Hausner, München

Erding · Am Montag, 9. Dezember, um 20 Uhr findet ein öffentlicher Vortrag im Museum Erding, Prielmayerstraße 1 mit Barbara Limmer und Harald Krause statt. Der Archäologische Verein Erding bietet als letzten Programmpunkt für 2019 einen wissenschaftlich fundierten Vortrag zum ältesten Fundplatz im Stadtgebiet von Erding im Museum Erding an.

Denn vor ca. 5.700 Jahren bestand am Fuchsberg rund um die Gärtnerei Ippisch am Rennfeldweg eine ausgedehnte, jungsteinzeitliche Siedlung. Anlass für den Vortrag bilden die jüngst abgeschlossenen Grabungen im Vorfeld zum Bau des zukünftigen Hospizes am Sternweg sowie Sondageschnitte, die im Zuge vom Gasleitungsbau am Rennfeldweg angelegt und archäologisch begleitet werden mussten. Ehrenamtliche Helfer des Archäologischen Arbeitskreises am Museum Erding und des Archäologischen Vereins Erding unterstützten die beauftragte Grabungsfirma tatkräftig.

Die aufgedeckten archäologischen Befunde bilden größtenteils Abfallgruben des späten Jungneolithikums (Kupferzeit, jüngster Abschnitt der Jungsteinzeit), der sogenannten Altheimer Kultur (3800 bis 3400 v. Chr.). Erkennbar ist dies an den Keramikscherben, die entdeckt wurden. Die aktuelle Grabung liefert einen wichtigen neuen wichtigen Mosaikstein in der Erforschung der seit den 1940er Jahren bekannten Altheimer Siedlung im Bereich der Gärtnerei Ippisch. Dort liegt am Hangfuß in 1,50 m Tiefe ein noch bis heute zu Teilen erhaltenes Dorf mit Hausgrundrissen und Feuerstellen von insgesamt ca. 100 m Durchmesser.

Zahlreiche Funde daraus (z. B. Feuersteinsicheln, Keramikgefäße, Horn- und Knochenfunde) sind bereits seit 2013 im Museum Erding in der Abteilung Archäologie ausgestellt. Bei den nun im Bereich des neuen Hospizes entdeckten Grubenkomplexen dürfte es sich um Lehmentnahmestellen der unterhalb gelegenen Siedlung gehandelt haben, die abschließend mit Hausmüll verfüllt wurden. Der Lehm wurde für die Herstellung von Keramik und für das Ausfachen der einstigen Lehmfachwerkwände der Häuser in der Siedlung in großen Mengen benötigt. Die aktuellen Funde am Sternweg datieren in die Zeit von 3800 bis 3600 v. Chr., sie markieren damit den Übergang von der vorhergehenden sog. Münchshöfener Kultur hin zur Altheimer Kultur.

Der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Grabungsergebnisse hat sich die Steinzeit-Archäologin Frau Barbara Limmer aus Pesenlern – aktuell am Kelten Römer Museum in Manching angestellt – angenommen. Sie wertet im Rahmen ihrer Doktorarbeit die Keramikfunde der seit 2011 als UNSESO-Weltkulturerbe eingestuften Feuchtbodensiedlung von Pestenacker im Landkreis Landsberg am Lech aus. Auch die bei der Grabung am Sternweg entdeckten Tierknochen wurden bereits durch die Archäozoologin Anna Dohr bestimmt. Ob ein 2019 entdeckter Kupfer-Pfriem tatsächlich der Altheimer Kultur entstammt, wird sich noch zeigen. Wenn ja, wäre dies der älteste Kupferfund aus Stadt und Landkreis Erding.

Museumsleiter Harald Krause wird im Rahmen des Vortrags einführend auf die Forschungsgeschichte am Fuchsberg seit 1948 eingehen und erstmals für den Fundplatz eine Gesamtkartierung der Siedlungsausdehnung der der Aktivitätszonen präsentieren. Leider fanden fatalerweise im Zuge des Neubaus der Erdinger Ostumfahrung (B 388) 1970 keine bauvorgreifenden Ausgrabungen statt. Geschätzt ein Drittel der Siedlung wurde so unwiederbringlich zerstört. Dem Heimatmuseum Erding war es damals nur möglich, gemeinsam mit den Erdinger Pfadfindern Funde aus dem Abraum abzusammeln. Die Sondagen 2019 zeigten jedoch erfreulicherweise, dass unterhalb des Asphalts vom Rennfeldweg die Jahrtausende alten Schichten noch vorzüglich erhalten sind.

Die aktuellen Ausgrabungsergebnisse vom Fuchsberg werden im zweiten Teil des reich bebilderten Vortrags durch Barbara Limmer in den gesamtbayerischen Kontext während der ausgehenden Jungsteinzeit gestellt. Der Eintritt ist frei.

Artikel vom 05.12.2019
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