Ein Tag voller AHA-Effekte

München · Aktionstag „Schichtwechsel“: Arbeitsplatz und Perspektive wechseln

Matthias Atzenhofer von der Pfennigparade durfte beim Aktionstag "Schichtwechsel" bei der Firma Kratzer Automation hinter die Kulissen schauen. Foto: Pfenningparade

Matthias Atzenhofer von der Pfennigparade durfte beim Aktionstag "Schichtwechsel" bei der Firma Kratzer Automation hinter die Kulissen schauen. Foto: Pfenningparade

München · Am bundesweiten Aktionstag „Schichtwechsel“ haben rund 700 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Unternehmen ihren Arbeitsplatz mit Beschäftigten aus Werkstätten für behinderte Menschen für einen Tag getauscht. In München wechselten Mitarbeiter der Universität der Bundeswehr, der E-Werke Haniel, von Kratzer Automation und von Payback mit Werkstattbeschäftigten der Stiftung Pfennigparade.

Unverstellte Einblicke in die Arbeitswelt des anderen brachten den Teilnehmern neue Perspektiven. „Überrascht hat mich, wie Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen zusammenarbeiten, ohne sich viel abstimmen zu müssen. Ich habe ein großes Gemeinschaftsgefühl erlebt, was mir eine produktive, aber auch ungezwungene und entspannte Arbeitsatmosphäre vermittelt hat.“ Beschreibt Eva Olschewski, Mitarbeiterin der Universität der Bundeswehr, ihren Eindruck am Schichtwechseltag. Die Universität der Bundeswehr hat neben Kratzer Automation, E-Werke-Haniel und Payback mit der Werkstatt der Pfennigparade Mitarbeiter ausgetauscht. „Die meisten Menschen stellen sich die Arbeit von Menschen mit Behinderung so vor. Lange Zeit haben die Werkstätten abgeschirmt von der Öffentlichkeit gewirkt. Die Entwicklung zu leistungsstarken, hochtechnisierten Sozialunternehmen hat keiner mitbekommen. Der „Schichtwechsel“ war für uns daher eine Chance, Außenstehenden unser Potential zu präsentieren“, so Susanne Schmidt, Betriebsleiterin und Prokuristin in der Werkstatt der Pfennigparade. Die Schichtwechsler aus den Unternehmen arbeiteten bei der Pfennigparade in Schwabing-West und Unterschleißheim in der EDV-Erfassung, im Secondhand-Buchverkauf, der Handbuchbinderei, der Konfektionierung sowie in der Keramik-Werkstatt mit.

Der Schichtwechsel-Teilnehmerin der E-Werke Haniel war vor dem Schichtwechsel nicht bewusst, dass die Arbeit so abwechslungsreich ist: „Anspruchsvolle Aufgaben mit Mitarbeitern, die es gerne machen. Alle arbeiten zusammen, um ein erfolgreiches Unternehmen zu sein.“ Wie das funktioniert? Werkstätten für behinderte Menschen sind Experten in der Arbeitsanpassung: Arbeitspädagogen stimmen die Arbeitsschritte und -abläufe auf die Fähigkeiten der Mitarbeiter mit Behinderung ab. Hilfsmittel oder Kollegen gleichen behinderungsbedingte Schwierigkeiten aus. So können die Werkstätten marktübliche Standards erfüllen. Nicht nur für die Teilnehmer aus den Unternehmen, auch für die Wechsler aus der Werkstatt hielt der Tag einige Aha-Effekte bereit. Christian Wippenbeck – in der Werkstatt zuständig für Dateneingaben – packte in der Verwaltung bei der Abrechnung der Stromkunden bei den E-Werken Haniel mit an. Im Rahmen einer Besichtigung des Wasserkraftwerks erfuhr er, wie Strom erzeugt und wie sich die Energiegewinnung in Zukunft verändern wird. Aus seiner Sicht ist der „Schichtwechsel“-Aktionstag ein erster Schritt in die richtige Richtung, um Inklusion in Unternehmen weiter voranzutreiben.

„Der Tag bei der Firma Kratzer Automation hat mir äußerst gut gefallen. Die Mitarbeiter waren sehr offen und freundlich zu mir, ich konnte viele Fragen stellen und viel über die Firma erfahren. Alle Bereiche, die ich mir ansehen durfte, waren interessant. Besonders die IT-Abteilung hat mir am besten gefallen.“ Matthias Atzenhofer, der in der Pfennigparade täglich Daten eingibt, unterstützte bei Kratzer Automation den Empfang und bei der Postverteilung, später hospitierte er im internen Support sowie in der Logistik. Höhepunkt des Tages: Er lernte beim Mittagessen Sibylle Pessal kennen, CEO von Kratzer Automation. „Die beteiligten Unternehmen haben für unsere Werkstatt-Mitarbeiter viel mehr als einen Wechsel-Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt. Jeder hat einen einzigartig geplanten Einblick in das jeweilige Unternehmen erhalten – zudem die persönlichen Gespräche, die ein Beitrag zur Inklusion sind! Wir sind der Bundeswehr-Universität, den E-Werken Haniel, Kratzer Automation und Payback wirklich sehr dankbar für diese Chancen.“, resümiert Susanne Schmidt. Im nächsten Jahr findet der bundesweite Aktionstag„Schichtwechsel“ auf jeden Fall wieder statt.

Artikel vom 11.11.2019
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