Es brodelt!

Neuperlach · Der „Info-Markt“ zur Siemens-Parkplatz-Bebauung bot viele Streitpunkte

Noch ein Parkplatz – aber bald schon neues Wohnquartier. Über die Umfänge und vor allem die Höhenentwicklung ist heftiger Streit entbrannt. Nun steht der städteplanerische Wettbewerb an. Foto: RedHe

Noch ein Parkplatz – aber bald schon neues Wohnquartier. Über die Umfänge und vor allem die Höhenentwicklung ist heftiger Streit entbrannt. Nun steht der städteplanerische Wettbewerb an. Foto: RedHe

Neuperlach · Die Umfänge der Planung für ein neues Wohnquartier auf dem bisherigen Siemens-Parkplatz Nord zwischen Carl-Wery-Straße und Otto-Hahn-Ring stoßen bei den Anwohnern weiter auf großen Widerstand (wir berichteten).

Kurz vor dem Schritt in die nächste Planungsphase mit der Auslobung des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbes wurden die Bürger jetzt bei einem so genannten „Info-Markt“ über Details der Planungen informiert. Dabei regte sich starker Unmut. Vor allem die Bauhöhe der neuen Gebäudekomplexe mit 45 Metern Höhe lehnen viele Anwohner ab. Dazu wurde der Vorwurf formuliert, es habe sich bei der Veranstaltung in der Vorwoche um eine „reine Investorenveranstaltung“ gehandelt. Es brodelt. Das Projekt schreitet dennoch voran. Mittlerweile sind die Voruntersuchungen abgeschlossen. Der Jour-Fix sollte jetzt dazu dienen, die Meinungen der Bürger abzufragen. Dabei stießen die Planer vor allem auf viele ablehnende Stimmen. Eine eigens gegründete Bürgerinitiative hatte zuletzt über 700 Stimmen gegen die Bauumfänge zusammengetragen und beim Info-Markt übergeben. Die Menschen vor Ort, vor allem aus den Bereichen der Bestandsbebauung weiter nördlich des Planungsumgriffs, fürchten um den Wohnwert ihrer gewachsenen, baulich deutlich niedriger gestalteten Nachbarschaftssiedlungen und eine deutliche Qualitätseinbuße in Sachen Wohnen generell. Auch der Verkehr macht große Sorgen. Denn aus Sicht der Planer soll der übergeordnete Verkehrsfluss weiter über die Carl-Wery-Straße und den Otto-Hahn-Ring abgewickelt werden.

Bei den planerischen Vorarbeiten, an denen neben Vertretern der zuständigen städtischen Referate auch externe Architekten beteiligt waren, wurden aber die Eckpunkte des Großprojektes mit bis zu 750 neuen Wohnungen bereits festgezurrt. Daneben wurde dem rein städtebaulichen Siedlungsaspekt auch ein Katalog an flankierenden Maßnahmen erarbeitet. Vor allem die soziale Infrastruktur mit Kindertagesstätten, Ladenflächen des täglichen Bedarfs und Begegnungsstätten ist hier auch die Grünplanung für das neu zu überplanende Areal mit einbezogen (wir berichteten). Allerdings reicht den Anwohnern die Erhaltungszusage für den bestehenden Grünwall zwischen angestammten Wohnräumen nördlich und dem neu zu überplanenden Gelände weiter südlich längst nicht aus. „Dieser Lärmwall ist doch lächerlich angesichts der Tatsache, dass hier mit über 40 Meter hohen Gebäudekomplexen ein völlig neuer Zuschnitt zu unseren Lasten entsteht“, schimpfte ein Anwohner bei der Orts-Beschau. „Was hier am Ende rauskommt, ist ein verschattetes Wohnquartier“, bemerkte ein Bürger. „Wir haben doch gar nicht vor, dieses Planungsgebiet bis auf das Letzte auszupressen“, betonte Investor Frank Kindermann von der BSC-Grundstücksgesellschaft auf Nachfrage. Auch seien die bislang avisierten Hochpunkte „nicht zwingend“. Erst im städteplanerischen Wettbewerb selbst würden die daran beteiligten Architekten Möglichkeiten und Ansätze aufzeigen, wo auch Hochbauten entstehen könnten. „Wir haben einfach zu viele Negativbeispiele für zu hohes Bauen erlebt. Wir haben Angst um unsere Siedlung“, formulierte eine Anwohnerin klar ihre Bedenken.

Die würden auch gesehen, betonten die beiden Landschaftsarchitektinnen Birgit Kröninger und Rita Lex-Kerfers als Mitglieder im Preisgericht des nun startenden Wettbwerbs. „Mit einer Veranstaltung wie dieser werden die Blicke auf einen bestimmten Aspekt gelenkt." Die Büger mochten dies nicht so recht glauben. Unterstützt wurden die Anwohner in ihrer zweifelnden Haltung auch vonseiten des örtlichen Bezirksausschussvorsitzenden. Thomas Kauer (CSU) kritisierte, es handele sich hier um eine „reine Investorenveranstaltung“ mit vorgefertigten Formulierungen. Ob dies planerisch demokratischen Ansprüchen einer solchen Veranstaltung genüge, bezweifelte Kauer. Von einem einvernehmlichen Planen ist man auf dem Gelände des Siemens-Parkplatzes derzeit weit entfernt. Sollen die Einwände und Sorgen der Bürger tatsächlich eingearbeitet und berücksichtigt werden, dürfte den Wettbewerbsarchitekten eine schwierige städteplanerische Aufgabe ins Haus stehen. RedHe

Artikel vom 08.11.2019
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