Dr. Rachel Salamander zu Gast

Kulturstammtisch in Ottobrunn findet am 7. November statt

Auch Dr. Rachel Salamander hat einen Teil ihrer Kindheit im Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen zugebracht. Foto: VA

Auch Dr. Rachel Salamander hat einen Teil ihrer Kindheit im Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen zugebracht. Foto: VA

Ottobrunn · Es gibt sicher nur wenige Ausnahme-Menschen, denen es in ihrem Leben gelingt, aus etwas Furchtbarem etwas Fruchtbares entstehen zu lassen: Dr. Rachel Salamander, Trägerin des Kulturellen Ehrenpreises der Stadt München und als Gründerin der „Fachbuchhandlung für Literatur zum Judentum“ samt Filialen aus dem deutschen Kulturleben nicht weg zu denken, ist so ein Mensch.

Am 7. November, zwei Tage vor dem Jahrestag der „Reichspogromnacht“ 1938, nimmt sie, bekannt und geschätzt für klare Worte, aber auch für Versöhnlichkeit und Verständigung, am „Ottobrunner Kulturstammtisch“ von Ruth Eder Platz.

Das Stammpublikum darf gespannt sein auf eine engagierte Frau, die auch mit 70 nicht nur durch Eloquenz und Humor, sondern auch durch Eleganz und ihre roten Haare auffällt. Als Tochter osteuropäischer Juden verbrachte Rachel Salamander die ersten Jahre ihres Lebens im Displaced-Persons-Lager für Überlebende des Holocaust in Föhrenwald südlich von München. Die Familie wollte zunächst nach Israel auswandern, aber Rachel Salamanders Mutter war bereits zu krank dafür und die Salamanders blieben in Bayern. Mit ihrer legendären Fachbuchhandlung schuf Rachel Salamander schließlich nach Studium und Promotion eine Art Zentrum für Literatur und Publikationen zum Judentum.

Inzwischen hat sich daraus ein weitverzweigtes Netzwerk entwickelt, und die Gründerin wurde mit Preisen und Anerkennung förmlich überhäuft (Münchner Ehrenbürgerin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes). Salamanders „Literaturhandlung“ nahm 1982 in der Münchner Fürstenstraße ihren mutigen Anfang: Ein Laden für Literatur zum Judentum im Land der Täter, ausgerechnet in der einstigen „Hauptstadt der Bewegung“. „Das war damals ein ungeheuerliches Novum“, wie sich die Publizistin an ihre Zeit mit 33 Jahren erinnert. Aber nicht nur eine Buchhandlung, sondern auch ein „Ort der Begegnung“ schwebte ihr vor und damit auch eine Reanimation des jüdischen Kulturlebens in Deutschland, das die Nazis so gut wie ausgelöscht hatten.

Genau das ist ihr gelungen, nicht nur in München - die Münchner Literaturhandlung ist seit 2006 im „Jüdischen Museum“ am Jakobsplatz untergebracht -, sondern in sechs weiteren Filialen, unter anderem in Berlin. Von Anfang an hat ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, darunter Lesungen und Diskussionen mit Autoren wie Henryk M. Broder, Amos Oz, Imre Kertec oder Nicole Krauss, zu ihrem Ruf wesentlich beigetragen. Zusätzlich war Salamander 13 Jahre Herausgeberin der „Literarischen Welt“ und ist selbst Autorin. Ihr Statement: „Nach dem Studium dachte ich, es wäre eine gute Idee, das Verständnis für die Vielgestaltigkeit des jüdischen Lebens weiterzugeben.“

Der „Ottobrunner Kulturstammtisch“, der nun seit 25 Jahren mit spannenden Talkgästen gut ankommt, beginnt wie immer um 19.30 Uhr (im „Ayinger Ottobrunn“ im Wolf-Ferrari-Haus) und kostet keinen Eintritt. Stattdessen wirbt Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer, stets mit dabei, um Spenden für ein soziales Projekt, das der jeweilige Talkgast auswählt. Dr. Rachel Salamander hat sich für den von ihr gegründeten „Verein Synagoge Reichenbachstraße 27 e.V.“ entschieden, der sich die Renovierung des eindrucksvollen Baus zur Aufgabe gemacht hat.

Artikel vom 20.10.2019
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