Die Früchte der Nachwuchsförderung in Giesing

Wo Junglöwen zu Profis werden

Ausbildung auf hohem Niveau: Junglöwen in Giesing. Foto: Anne Wild

Ausbildung auf hohem Niveau: Junglöwen in Giesing. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Weder in der Bundesliga, noch in der Zweiten Liga und auch nicht in der Dritten Liga findet sich in Deutschland ein Profiklub, der mehr Eigengewächse im Kader zählt als der TSV 1860 München. Die Löwen sind einsamer Spitzenreiter in Sachen Nachwuchsförderung. Vierzehn Spieler aus der eigenen Jugend stehen aktuell in den Reihen der Giesinger.

Profivereine sind von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) dazu angehalten, mindestens zwölf Lizenzspieler mit deutschem Pass unter Vertrag zu haben. Darüber hinaus sind mindestens vier im Verein selbst ausgebildete Spieler zu benennen. Um die Regularien erfüllen zu können, legen viele Klubs eine erstaunliche Kreativität an den Tag.

In der Bundesliga ist Hertha BSC mit elf Spielern aus der eigenen Jugend führend, gefolgt vom 1. FSV Mainz 05 und RB Leipzig mit jeweils neun. Der deutsche Rekordmeister FC Bayern hat vier Nachwuchsspieler mit Profi-Verträgen ausgestattet. Doch weder in Berlin noch in Leipzig oder München können die Talente mit nennenswerten Spielzeiten rechnen. Zu hoch ist das geforderte sportliche Niveau.

Der VfL Bochum bringt es in der Zweiten Liga auf zehn Eigengewächse. Dahinter stehen der VfB Stuttgart sowie der FC St. Pauli und der VfL Osnabrück mit jeweils sieben Talenten. Mehr als die Hälfte der Vereine in der Dritten Liga stellt maximal fünf selbst ausgebildete Spieler. In Uerdingen und Zwickau sind Begabungen aus der eigenen Jugend sogar gänzlich unbekannt.

Bei den Junglöwen ausgebildet und im Profikader des TSV 1860 München stehen Marius Willsch, Phillipp Steinhart, Markus Ziereis, Felix Weber, Marco Hiller, Nico Karger, Timo Gebhart, Eric Weeger, Dennis Dressel, Fabian Greilinger, Leon Klassen, Niklas Land, Noel Niemann und Tom Kretzschmar. Ellenlang liest sich auch die Liste derer, die einst beim TSV 1860 München das Fußballspielen erlernten und heute in höheren Ligen ihrem Beruf nachgehen. Beispielhaft dafür sind Spieler wie Lars und Sven Bender, Kevin Volland, Daniel Baier, Fabian Johnson, Julian Baumgartlinger, Philipp Max, Julian Weigl, Florian Neuhaus, Marius Wolf, Florian Niederlechner, Christopher Schindler, Tobias Strobl, Felix Uduokhai, Bobby Wood, Alexander Hack und José Holebas.

Zählt man zur Statistik die Zweite und Dritte Liga sowie alle Profiligen im Ausland hinzu, kommt man auf Dutzende weiterer aktiver Lizenzspieler, die als Kinder oder Jugendliche Sechzger waren. Nach dem Doppelabstieg der Profis des TSV 1860 München im Sommer 2017 in die Regionalliga Bayern bildeten die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs den Kern beim Neuaufbau des Teams. Mit dem Aufstieg in die Dritte Liga stießen weitere talentierte Junglöwen zum Kader. Dressel, Greilinger und Klassen konnten heuer in den ersten Ligaspielen bereits auf sich aufmerksam machen. Nirgendwo scheint derzeit der Weg in den Profifußball für begabte Jungkicker kürzer als in Giesing.

Die wirtschaftlichen Probleme der Profi-Gesellschaft, die in den Absturz der ersten Mannschaft mündeten, machten sich im Nachwuchsbereich des TSV 1860 bereits zwei Spielzeiten vor dem großen Crash finanziell bemerkbar. Für zwei Jahre verweigerte die KGaA dem Verein den vertraglich vereinbarten Ausbildungszuschuss. Am Ende waren die Forderungen des Vereins auf rund 850.000 Euro aufgelaufen. Die fehlenden Mittel blieben nicht ohne Folgen. Ausbildungsmaßnahmen mussten zurückgefahren werden, hauptamtliche Mitarbeiter wurden zu Nebenberuflern. Investor Hasan Ismaik verlangte zeitgleich die Überstellung des gesamten Nachwuchsbereichs in die KGaA. Der Verein lehnte sein Ansinnen ab. Am Ende der Saison 2016/2017 mussten sowohl die A- wie auch die B-Junioren die Bundesliga verlassen.

Erst der Eintritt zahlreicher Neumitglieder in den Verein, nach dem Abstieg der Profis, versetzte die Fußballabteilung in die Lage, den Giesinger Nachwuchs weiter mit gleichbleibendem finanziellem Aufwand fördern zu können. Darüber hinaus schrieben sich die »Unternehmer für Sechzig«, ein Zusammenschluss von Gewerbetreibenden und Freiberuflern aus dem Umfeld der Löwen, die finanzielle Unterstützung des Nachwuchsleistungszentrums auf die Fahnen. Es wird weiter wie die Einrichtung eines Zweitligisten betrieben.

Die Rückkehr der U17- und der U19-Mannschaft in die Bundesliga ist das erklärte Ziel an der Grünwalder Straße. Doch der Wettbewerb ist hart. Mit den U19-Junglöwen ringen in der Bayernliga die Altersgenossen des 1. FC Nürnberg, des SSV Jahn Regensburg, des FC Würzburger Kickers und der SpVgg Unterhaching um den Meistertitel, der allein zum Aufstieg berechtigt. Bei den U17-Junioren zählen der FC Ingolstadt 04 und ebenfalls der SSV Jahn Regensburg und der FC Würzburger Kickers zu den schärfsten Rivalen.

(as)

Artikel vom 10.09.2019
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