Lebensqualität für alle

Angebote für Demenzpatienten und deren Angehörige

Engagieren sich für Alzheimerpatienten: Jürgen Hoerner, Dieter Senninger, Elisabeth Landeck, Josefina Köster, (vorne von. r.) Ingrid Schmidt-Endraß und Denise Buss. Rechts: Beliebt ist auch der Tanztee, nächster Termin: 27.09. im St. Ritaheim. F: hw/VA

Engagieren sich für Alzheimerpatienten: Jürgen Hoerner, Dieter Senninger, Elisabeth Landeck, Josefina Köster, (vorne von. r.) Ingrid Schmidt-Endraß und Denise Buss. Rechts: Beliebt ist auch der Tanztee, nächster Termin: 27.09. im St. Ritaheim. F: hw/VA

Unterhaching · Am 3. November 2008 fand die erste Herbstwindgruppe in St. Korbinian in Unterhaching statt. Ein Meilenstein in der Betreuung von Alzheimerpatienten im Landkreis München. Initiiert wurde die Gruppe damals von Josefina Köster, Jürgen Hoerner und Dieter Senninger.

„Wir waren uns einig, dass etwas getan werden muss, sowohl für die Demenz-Patienten als auch für deren Angehörige“, erklärt Jürgen Hoerner, der der Vorsitzende der Alzheimergesellschaft Landkreis München ist. Ein festes Angebot sollte damals geschaffen werden, von dem alle profitieren sollen. Die Alzheimer-Patienten sollten einen angeregten Nachmittag verbringen, der vorhandene Fähigkeiten stärkt und fördert und eine zuverlässige Entlastung für einige Stunden für die Angehörigen geschaffen werden. „Uns war es wichtig für die Angehörigen ein Zeitfenster zu schaffen, in dem sie entlastet sind, mal zum Arzt oder zum Friseur gehen können oder einfach in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken“, berichtet Dieter Senninger.

Das ist ihnen mehr als gelungen, denn das Erfolgsmodell aus Unterhaching wird derzeit in sechs Gemeinden im Landkreis praktiziert, Tendenz steigend.

Die „Alzheimer Gesellschaft Landkreis München“, ist aber nicht nur kompetenter Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Betreuung von Demenz-Patienten in Unterhaching, sondern seit Juni 2015 auch in den 28 übrigen Landkreisgemeinden.

Sie berät bei ihrer Arbeit Angehörige, Selbsthilfegruppen aber auch Vereine und Gemeinden. „Wir gehen davon aus, dass landkreisweit etwa 5.700 Menschen von Demenz betroffen sind, die Tendenz ist steigend“, so Jürgen Hoerner.

Eine wichtige Säule der Arbeit der Alzheimer Gesellschaft sind die oben genannten „Herbstwindgruppen“. Gemeinsam wird mit den Demenz-Patienten Kaffee getrunken, Kuchen gegessen, gesungen, miteinander erzählt, gelacht und regelmäßig auch getanzt. Um den besonderen Bedürfnissen der Demenz-Patienten Rechnung zu tragen beträgt dabei der Betreuungsschlüssel zwischen 2:1 bis hin zu 1:1. Außerdem wird vielfach auch ein Bring- und Abholdienst geboten, um die Angehörigen weiter zu entlasten.

„Tanzen und Singen ist immer sehr beliebt“, berichtet Dieter Senninger. Bis zu 15 Personen werden in den einzelnen Gruppen betreut. Das Alter der Gäste differiert dabei zwischen 63 und 90 Jahren, denn Alzheimer ist keine Krankheit, die nur Hochbetagte trifft. Eines ist allen Besuchern gleich, das Glücksgefühl bei Freunden willkommen zu sein. Dabei würden nicht selten Wehwehchen und Gebrechen vergessen und einfach voller Lebenslust agiert, sind sich die Helfer einig. Da heute Alzheimer immer früher erkannt werden kann, gibt es nun auch für Patienten im Anfangsstadium die "Vitalgruppen", die vor allem zur Aktivierung und zur Förderung des Erhalts der kognitiven Fähigkeiten beitragen soll. Die Gruppe wird durch eine gerontopsychiatrische Fachkraft geleitet, die von geschulten ehrenamtlichen DemenzhelferInnen unterstützt wird.

„Wir planen die Treffen im Team, hierbei wird die besondere Lebenssituation des einzelnen Gastes berücksichtigt und Wünsche aus der Gruppe umgesetzt. Unser Ziel ist neben der Entlastung der Angehörigen eine Förderung der Lebensqualität unserer Gäste“, so die Fachkräfte Ingrid Schmidt-Endraß und Ramona Eidner-Bobrowski.

Die Vital-Gruppe trifft sich alle zwei Wochen freitags von 10.00 bis 12.00 Uhr. Bei Bedarf kann ein Fahrdienst in Anspruch genommen werden.
Die Helfer werden auf ihren Dienst von der Alzheimer Gesellschaft mit Kursen vorbereitet und währen der Tätigkeit mit Gesprächsangeboten begleitet. Da nicht alle Demenz-Patienten für Gruppennachmittage geeignet sind, wird von der Alzheimer Gesellschaft auch eine Einzelbetreuung angeboten. Die Nachfrage nach Einzelbetreuung zuhause, bei der stundenweise ein geschulter Helfer eingesetzt wird, steigt von Jahr zu Jahr. Allerdings gehen der Alzheimer Gesellschaft die Helfer aus, um alle Nachfragen abdecken zu können.

Neue Helfer werden dringend gesucht

„Wir müssen mittlerweile viele Anfragen bedauerlicherweise absagen, da wir nicht genügend Helfer finden, die sich engagieren wollen“, bedauert der Vorsitzende.

Im Herbst startet ein neuer Helferkurs, den man vor seiner ehrenamtlichen Arbeit absolvieren muss. In den 40 Unterrichtseinheiten werden Grundwissen zur Demenz, Umgang mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen (Validation) sowie Methoden der Beschäftigung, Kommunikation und Strategien bei herausforderndem Verhalten vermittelt. Daneben wird die Situation der pflegenden Angehörigen und die rechtlichen Rahmenbedingen der Pflegeversicherung angesprochen. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Absolventen ein Zertifikat und können Menschen mit Demenz zu Hause besuchen oder sich in Betreuungsgruppen einbringen. Geschulte Helfer arbeiten eng mit den Fachdiensten der Altenhilfe zusammen, sie werden fachlich beraten und begleitet.

Die Schulung beinhaltet sechs Termine: 8./9./15./16./22. und 23. November. Die Kosten belaufen sich auf 60 Euro. Die Schulung findet in der Geschäftsstelle der Alzheimer Gesellschaft Landkreis München e.V. in der Hauptstraße 42 in Unterhaching statt.
Anmeldung und Information sind bei Franziska Lachner unter Tel. 6605 9222 oder per E-Mail: franziska.lachner@aglm.de möglich.

Wer im Anschluss an den Kurs seine Fähigkeiten in der Alzheimer Gesellschaft einsetzen möchte, kann die Kosten für den Kurs ersetzt bekommen. „Wir hoffen weitere Helfer zu finden, die sich bei der Alzheimer Gesellschaft engagieren wollen“, so Hoerner. Für die Arbeit mit den Demenz-Patienten erhalten die Helfer eine kleine Aufwandsentschädigung.

Weitere Informationen zu den Angeboten der Alzheimer Gesellschaft und dem genauen Start der Helferkurse bekommt man zu den Öffnungszeiten: Montag bis Freitag regelmäßig von 10 bis 16 Uhr. Beratungen finden immer mittwochs von 9 bis 12 Uhr und von 17 Uhr bis 19 Uhr statt. Beratungen außerhalb dieser Zeiten sind nach Terminvereinbarung möglich, ebenso wie Hausbesuche.

Zu erreichen ist die Geschäftsstelle unter Tel. 6605 9222 oder im Internet unter www.aglms.de
hw

Hier werden Herbstwindgruppen angeboten:

  • Unterhaching: montags von 9.00 bis 16.30 Uhr im Pfarrsaal von St. Korbinian und donnerstags von 8.00 bis 17.00 Uhr im Pfarrsaal von St. Birgitta
  • Oberhaching: mittwochs von 13.00 bis 17.00 Uhr in der Nachbarschaftshilfe von Oberhaching
  • Gräfelfing: mittwochs von 14.00 bis 17.00 Uhr im Pfarrheim Gräfeling
  • Unterschleißheim: donnerstags von 14.00 bis 17.00 Uhr bei der Nachbarschaftshilfe Unterschleißheim
  • Neubiberg: donnerstags von 13.30 bis 16.30 Uhr im Seniorenzentrum Neubiberg
  • Grünwald: dienstags von 13.00 bis 17.00 Uhr im Pfarrheim Maria Königin

Außerdem gibt es auch Selbsthilfegruppen für Angehörige:

  • Oberhaching: Mittwoch, 18. September, um 14.30 Uhr in der Seniorenresidenz Deisenhofen, 82041 Oberhaching.
  • Unterhaching: Montag, 16. September, um 14.30 Uhr und am Montag, 2. September, um 18.00 Uhr (Neue Gruppe für Berufstätige) in den Räumen der Alzheimer Gesellschaft Landkreis München e.V. Hauptstr. 42 in 82008 Unterhaching
  • Oberschleißheim: Dienstag, 24. September, von 14.30 bis 16.30 Uhr in Oberschleißheim im Pfarrheim Maria Patrona Bavariae, Oberschleißheim

Artikel vom 28.08.2019
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