Mehr Home Office wagen

Pendler im Landkreis Erding haben es nicht leicht

Die S-Bahn von Erding nach München ist nur eingleisig, mit einem eher mäßigen Takt, und daher für größere Pendlerströme nur bedingt geeignet. Foto: MVV GmbH

Die S-Bahn von Erding nach München ist nur eingleisig, mit einem eher mäßigen Takt, und daher für größere Pendlerströme nur bedingt geeignet. Foto: MVV GmbH

Erding/Landkreis Erding · Jeden Werktag pendeln aus dem Kreis Erding fast 12.600 Menschen in die Landeshauptstadt München. Das ist zwar, gemessen an den übrigen Landkreisen rund um München, auf den ersten Blick nicht besonders viel, aber die Tendenz ist steigend, und zwar kräftig.

Der bayerische Rundfunk hat erst unlängst vorgerechnet das seit dem Jahr 2000 die Zahl der Pendler nach München um 21 Prozent in die Höhe geschnellt ist, und ein Ende ist nicht in Sicht. Im Kreis Erding ist die Situation unter anderem deswegen prekärer als anderswo, weil die S-Bahn-Verbindung auf der eingleisigen Strecke alles andere als diesen Anforderungen gewachsen erscheint.

Die Bürgermeister entlang der S-Bahn Linie haben diesen Mangel schon mehrfach angesprochen. Eingleisig ist nach wie vor auch die Bahnlinie durch den Landkreis Erding ins sogenannte Chemie-Dreieck. Der Ausbau kommt aber nicht recht voran, mit allen Folgen für Pendler aus dem Bereich Dorfen. Die Strecke ist zudem nicht einmal elektrifiziert, die Signalanlagen stammen aus der Dampflokzeit. Immerhin ist dieses Milliardenprojekt angelaufen.

Im Süden und Osten des Landkreises müssen etliche Brücken erneuert, Straßenquerung neu gedacht werden. In Ottenhofen beispielsweise wird eine Brücke durch eine Umfahrung ersetzt, die Gemeinde hat die Planungen schon fertig und will im kommenden Jahr bauen. Darum hat die Gemeinde jetzt schon diese Brücke nicht mehr ertüchtigt sondern die maximale Belastung herabgesetzt. Angelaufen ist auch der Ausbau der Flughafentangente, die jetzt schon erstens ein Unfallschwerpunkt und zweitens immer wieder heillos überlastet ist. Einen genauen Zeitplan gibt es hierfür aber noch nicht. Nach vorliegenden Informationen wird sie aber nicht vierspurig, sondern dreispurig ausgebaut.

Aus dem Süden des Landkreises kommt nicht zuletzt deshalb eine Initiative, die geeignet scheint, die Zahl der Pendler etwas zurückzuführen und damit die verstopften Straßen und überlasteten Schienenverbindungen etwas zu entlasten. Gertrud Eichinger (SPD), Gemeinderätin in Finsing, hat bis hinauf in die Fraktion des Landtages das Thema „Telearbeit“ vorangebracht. Das steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den Ausbauplänen für ein schnelles Internet.

Würden die Bandbreiten hier deutlich aufgebohrt, wäre das sogenannte Home Office für immer mehr Menschen in immer mehr Branchen eine echte Alternative. Auf lokaler Ebene treibt sie jetzt auch zusammen mit den Grünen dieses Thema voran. Sie fordert eine Bewusstseinsänderung sowohl bei Arbeitgebern als auch bei Arbeitnehmern. Sie hat herausgefunden, dass Deutschland diesbezüglich erheblichen Nachholbedarf hat. Arbeiten von daheim aus können sich noch viel zu wenige wirklich vorstellen. Und so nutzte das Parteien-Duo auch einen sogenannten Umweltaktionstag, um hier weiter Bewusstseinsbildung zu betreiben.

Nach ihrer Überzeugung ist jede Autofahrt in die Landeshauptstadt, die vermieden werden kann, ein Gewinn. Dazu komme ein immer deutlicher werdender Vorteil für die Unternehmen: Die Schaffung von Büroräumen, von Firmenparkplätzen, die Bereitstellung der Arbeitsplatz-Infrastruktur, alles das sei in der Landeshauptstadt immer teurer. Allerdings bedeutet das auch, dass sich die Arbeitswelt deutlich ändern werde. Es habe dann eben nicht mehr jeder „seinen“ Schreibtisch. Was die Arbeitnehmer dann haben ist ein Container auf Rollen, in dem jeder sein Material aufbewahren kann, und der dann zu einem gerade freien Schreibtisch gefahren werden kann. Dort wird das Notebook angeschlossen, und dann kann die Arbeit beginnen.

Wer von daheim aus arbeitet kann über Video an Konferenzen teilnehmen, Telefone können problemlos auf den Anschluss beim Arbeitnehmer daheim umgestellt werden. Tatsächlich gibt es viele Beispiele aus der Praxis, dass so etwas tatsächlich funktionieren kann.

Einschränkungen machten die Initiatoren natürlich auch: Im Dienstleistungssektor beispielsweise funktioniere das technisch natürlich nicht. Aber die Zahl der Büroberufe steige, und das gehe ganz sicher auch online. Erfahrungsgemäß wird die körperliche Anwesenheit von Arbeitnehmern im Betrieb nur für eine bestimmte Art von Besprechungen und dergleichen erforderlich sein. kw

Artikel vom 02.08.2019
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