Unmünchnerische Ikone der Architektur

Ausstellung über die Bau-Geschichte der Maxburg - bis 31. August

Herzog-Max-Burg, um 1860. Bild 2: Tankstelle auf dem freigeräumten Maxburggelände, um 1950. Bild 3: Innenhof der Maxburg 2019. Fotos: © Stadtarchiv München | © Designbuero Josef Grillmeier Munich

Herzog-Max-Burg, um 1860. Bild 2: Tankstelle auf dem freigeräumten Maxburggelände, um 1950. Bild 3: Innenhof der Maxburg 2019. Fotos: © Stadtarchiv München | © Designbuero Josef Grillmeier Munich

Altstadt/München · Kaum ein Gebäude in München vermittelt das Lebensgefühl und die Atmosphäre der 1950er-Jahre besser als sie: die Maxburg. In den Schaufenstern des MINI-Pavillons am Lenbachplatz erzählt ab 28. Juni 2019 eine Ausstellung die Geschichte des einzigartigen Nachkriegsbaus.

Dort ist jetzt eine Ausstellung des Amtsgerichts München in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und der Sep Ruf Gesellschaft e.V. über das Gebäude zu sehen unter dem Titel "Ein Vorbild für Europa: Die Maxburg in München" – bis 31. August 2019 im MINI Pavillon (früher BMW-Pavillon), Lenbachplatz 7a, und Amtsgericht, 1. OG, Pacellistraße 5, Montag bis Donnerstag, 8 bis 16 Uhr, Freitag, 8 bis 14.45 Uhr (Amtsgericht).

Der moderne Wiederaufbau (1954–1957) der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Herzog-Max-Burg polarisierte wie kein anderes Bauvorhaben in der Nachkriegszeit die Münchner Bürger. Auch in zahlreichen kritischen Presseartikeln wurde die Architektur von Sep Ruf und Theo Pabst als „hart“, „amerikanisch“ und „unmünchnerisch“ bezeichnet. Bürger forderten eine Probefassade und initiierten eine Unterschriftenaktion. Demgegenüber lobten Vertreter der Münchner Architektenschaft sowie die deutsche und englische Fachpresse den Neubau.

Auch der Kunsthistoriker Sigfried Giedion hob 1960 in einem Brief an seinen Freund Walter Gropius einzig die Architektur von Sep Ruf aus dem für ihn „hoffnungslosen Wiederaufbau des Münchner Stadtkerns“ hervor. 1971 würdigte der Doyen der europäischen Architekturgeschichtsschreibung, Nikolaus Pevsner, im Lexikon der Weltarchitektur die Maxburg als „ein Vorbild für Europa, wie Altes und Neues ohne Kompromiß und doch harmonisch zusammenleben können“.

In der gegenwärtigen Diskussion um die Rekonstruktion ganzer Altstädte gewinnt die Maxburg als modern gestalteter städtischer Raum mit historischen Bezügen wieder besondere Bedeutung. Die Anlage, die deutschlandweit ihresgleichen sucht, ist für die Bürger geöffnet, Innen und Außen fließen ineinander und der Turm der alten Maxburg korrespondiert als maßstabsetzendes Element mit dem Bau.

Die Ausstellung in den Schaufenstern des MINI Pavillons (früher BMW-Pavillon) erzählt anhand von Fotos, Texten und Filmausschnitten die Geschichte der Maxburg. Weitere Fotografien sind im 1. Obergeschoss des Amtsgerichts ausgestellt (Zugang über das Landgericht München I, Lenbachplatz 7).

Der Münchner Architekt Sep Ruf (1908–1982) zählt zu den bedeutendsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts. Mit leichten transparenten Bauten prägte er die deutsche Nachkriegsarchitektur. Seine Projekte sind nicht nur von herausragender Qualität, so die Sep Ruf Gesellschaft, sondern auch von unveränderter Aktualität. Eines seiner bekanntesten Bauwerke ist der Kanzlerbungalow in Bonn von 1964, immer wieder Schauplatz auch der deutschen Geschichte und zuletzt bewohnt von Helmut Kohl ins seiner Zeit als Kanzler.

Artikel vom 25.07.2019
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