Mord ist sein Geschäft

Türkisch-bayerisches Lebensgefühl tanken mit Su Turhan

Wenn der Giesinger Autor Su Turhan nicht gerade an einem neuen Krimi schreibt, liest er gerne das Münchner Wochenblatt. Foto: hw

Wenn der Giesinger Autor Su Turhan nicht gerade an einem neuen Krimi schreibt, liest er gerne das Münchner Wochenblatt. Foto: hw

München · Er hat es wieder getan! Die Rede ist nicht von einer strafrechtlichen Lappalie, sondern von einem Kapitalverbrechen - Mord um genauer zu sein. Und nicht nur das, viele Menschen sind sogar auch noch froh darüber, dass er wieder zur Tatwaffe oder besser gesagt zu Block und Stift gegriffen hat.

Denn die Rede ist hier vom Münchner Erfolgsautor Su Turhan, der gerade einen neuen Thriller „Die Siedlung – Sicher bist du nie“ im Piper-Verlag veröffentlicht hat. Auf 318 Seiten verfolgen die Leser wie das Paradies auf Erden, eine Mustersiedlung, die das Leben ihrer Mitbewohner durch ausgefeilte Technik angenehmer und einfacher machen soll, zur Hölle wird. Mehr wollen wir aber noch nicht verraten und uns lieber mit Su Turhan beschäftigen.

1968 zog Su Turhan, damals als Zweijähriger mit seiner Familie von Istanbul nach Straubing. Seine Liebe zur Literatur und zum Schreiben hat er bereits auf dem Gymnasium entdeckt und dort sein ersten Stück „Leben im Sonderangebot“ geschrieben. Bis er sich allerdings an seinen ersten Roman wagte, dauert es eine Weile. Denn seine Karriere begann er in der Film-Branche, wo er Drehbücher schrieb und Filme machte. Sehr erfolgreich übrigens, denn seine Arbeit wurde unter anderem mit dem Deutschen Kurzfilmpreis in Silber ausgezeichnet.

Für sein Liebesdrama "Ayla" erhielt er internationale Publikumspreise, aber auch sein Märchenfilm "Die Drei Federn" feierte große Erfolge. Auf die Idee einen Roman, besser gesagt einen Krimi zu schreiben ist allerdings ein Verlag gekommen. Damals noch der Droemer-Knauer-Verlag. „Die kamen auf mich zu und fragten mich, ob ich nicht Lust hätte, einen türkisch-bayerischen Roman zu schreiben, also habe ich mich hingesetzt und statt eines Drehbuchs ein Exposé geschrieben und das hat uns dann beiden gefallen“; erinnert sich Su Turhan, der mit seiner Familie in Giesing lebt. So erblickte 2013 Kommissar Pascha, genauer gesagt Zeki Demirbilek das Licht der Welt. Sein erster Roman hieß dann auch ganz einfach „Kommissar Pascha: Ein Fall für Zeki Demirbilek“.

Ein Heimatkrimi der etwas anderen Art, ist daraus geworden, der sich einer wachsenden Beliebtheit erfreut. Kommissar Zeki Demirbilek trägt auch durchaus auch einige Züge von Su Turhan ohne dabei natürlich eine 1:1-Kopie zu sein. „Wir teilen zum Beispiel absolut die Liebe zu Leberkäs-Semmeln“, verrät der Vater zweier Kinder schmunzelnd. Bei seinen Romanen geht es ihm weniger darum die echte Polizeiarbeit darzustellen, ein „bisschen schriftstellerische Freiheit darf ruhig sein“; findet er.

Für alles, was man aber als Background-Wissen für einen gelungenen Krimi braucht hat er Ansprechpartner im Polizeipräsidium, die ihm wichtige Fragen gerne beantworten. Dem Erfolgsautor geht es bei seinen Geschichten vielmehr um die Entwicklung der Charaktere und einen spannenden Plot.

Aber auch das Privatleben des Kommissars spielt eine wichtige Rolle für den Roma, das, wie im richtigen Leben von Höhen und Tiefen begleitet wird. Kommissar Pascha verbindet türkisches und bayerisches Lebensgefühl miteinander und wird dabei immer wieder vor persönlich schwierige Entscheidungen gestellt, wie beispielsweise seine große Schwäche für knusprigen Schweinebraten, die einem gläubigen Muslim eigentlich streng verboten ist. „Kommissar Pascha hat seine eigene Form des Glaubens gefunden, er ist kein Atheist, aber auch nicht streng gläubig“, bringt es Su Turhan auf den Punkt.

Kritik hat er dafür von der muslimischen Gemeinde keine bekommen, allerdings habe seine Mutter gesagt, dass das doch so nicht ginge, verrät er. Spannend war es daher auch zu sehen, wie seine Bücher in der Türkei ankommen, wo bislang die ersten beiden Bände seiner mittlerweile sechs Romane zählende Reihe erschienen sind. Aber auch dort hat man seinen Spaß an Kommissar Pascha, freut sich Su Turhan. Hierzulande ist Kommissar Pascha so beliebt, dass er sogar seine eigene Facebook-Seite hat, in der man alles Neue über die beliebte Figur finden kann (www.facebook.com/KommissarPascha).

Der erste und der zweite Band wurden auch bereits in Coproduktion von BR und ARD verfilmt. „Ich durfte darin sogar eine kleine Rolle spielen“; freut sich Su Turhan. Sein neues Werk „Die Siedlung“ ist gänzlich anders gestrickt, ein Thriller eben, der weniger von den Beziehungen als vom rasanten Spannungsbogen lebt. „Es macht Spaß ab und zu einen anderen Schreibstil zu pflegen und Neues auszuprobieren“, informiert der erfolgreiche Autor. Aber Fans von Kommissar Pascha müssen keine Angst haben, dass Su Turhan von nun an nur noch Thriller schreiben wird, denn der nächste Fall für Zeki ist schon in der Mache. „Zum Schreiben gehört Disziplin“, bekennt Su Turhan. Jeden Tag um 8 Uhr verzieht er sich in sein kleines Büro, um dort zu arbeiten.

Der Output ist je nach Tagesform unterschiedlich. „Wenn es mal gar nicht klappen will, dann gehe ich mittags und komme eben abends wieder und setzte mich noch einmal hin. Am nächsten Tag überarbeite ich dann die geschriebenen Seiten und arbeite weiter“, verrät er. Nur sonntags ist frei, da wird nicht geschrieben.

Statt eines strengen roten Fadens gibt es bei ihm für die Handlung eher Fixpunkte in der Geschichte, so genannte Meilensteine, die seine Figuren bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht haben sollen. Wie sie dahin kommen entwickelt sich oft erst beim Schreiben. „Ich lasse mich auch von meinen Figuren überraschen“, bekennt der erfolgreiche Autor, der zum Glück noch viele Ideen hat, wie er seine Leser auch in Zukunft überraschen kann. hw

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Artikel vom 28.06.2019
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