Münchner Löwen leiden unter Blockadehaltung

Facebook-Messages aus Abu Dhabi

Ziel heftiger Angriffe des Investors: Gräfer, Reisinger, Scharold. Fotos: Anne Wild

Ziel heftiger Angriffe des Investors: Gräfer, Reisinger, Scharold. Fotos: Anne Wild

München/Giesing · Vor vier Wochen wurde dem TSV 1860 München ein erweitertes Angebot seines Haupt- und Trikotsponsors »Die Bayerische« offeriert. Für die Laufzeit von zwei Jahren würden den klammen Löwen damit zusätzliche rund 1,1 Millionen Euro zur Verstärkung der Mannschaft zur Verfügung stehen. Doch Sechzigs Geschäftsführer Michael Scharold kämpft mit unerwartet heftigem Widerstand aus Abu Dhabi.

Athanasios »Saki« Stimoniaris, der Münchner Statthalter von Investor Hasan Ismaik und Aufsichtsratsvorsitzende, soll sich intern vehement gegen die geplante Erhöhung des Sponsorings durch den Versicherungskonzern ausgesprochen haben. Noch Anfang Mai hatte Stimoniaris mit einer öffentlichen Erklärung aufhorchen lassen: »Wir sind gerade dabei, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft unseres Vereins zu stellen. (…) Keiner muss sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Jeder Spieler, mit dem Daniel Bierofka plant und der sich mit unserem Verein identifiziert und loyal verhält, wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle beim TSV 1860 spielen.« In der Folge passierte allerdings nichts, das diesem Versprechen Nahrung hätte geben können. Den Löwen lief die Zeit davon.

Als nun das Angebot des Versicherungskonzerns kam, sein Sponsoring-Engagement auszuweiten, sollen die Vertreter Hasan Ismaiks hektisch geworden sein. Man werde eine bessere Alternative vorlegen, hieß es. Auf dem Facebook-Account »Ismaik1860«, über den der Investor sich gern in der ihm eigenen Diktion an die Öffentlichkeit zu wenden pflegt, wurden dazu am Wochenende überraschend Details veröffentlicht. Als Gegenvorschlag bietet die HAM International Limited, die Beteiligungsgesellschaft Hasan Ismaiks, dem Klub ein Darlehen an. Einen weiteren Kredit statt Sponsoring also. In den formal dafür zuständigen Gremien soll das Angebot zu diesem Zeitpunkt unbekannt gewesen sein.

Weshalb seine Offerte für den TSV 1860 München eine bessere sein soll, erläutert »Ismaik1860« nicht näher, holt dafür aber zum Rundumschlag gegen den Geschäftsführer und den Präsidenten aus. »Geschäftsführer Michael Scharold wurde Anfang 2018 von Herrn Reisinger im Alleingang mit der 50+1-Regel eingesetzt – gegen unseren Willen.« Scharold habe »grobe handwerkliche Fehler« bei der Etatplanung begangen, wird im Text weiter behauptet und die rhetorische Frage gestellt »warum hat dieses fahrlässige Handeln keine Konsequenzen?«.

Das Präsidium reagierte darauf mit einer knappen Mitteilung auf der vereinseigenen Website, in der es heißt: »Wir halten soziale Medien grundsätzlich nicht für den richtigen Ort, um Gesellschafterthemen des TSV 1860 München zu platzieren.« Die öffentlichen Angriffe Ismaiks auf den Geschäftsführer hält man für »nicht nur in ihrer Form völlig inakzeptabel, sondern auch sachlich falsch«. Man schätze Michael Scharold als »fachlich sehr qualifizierten Geschäftsführer.« Die erhobenen Beschuldigungen würden einem »leider einem aus der Vergangenheit bekannten Muster« folgen. Scharold habe »das uneingeschränkte Vertrauen des Vereins«.

Indessen wandte sich Martin Gräfer, der Vorstand des Haupt- und Trikotsponsors, mit einem optimistischen offenen Brief an die Fans des TSV 1860 München, lobte die Zusammenarbeit mit Michael Scharold, Günther Gorenzel und Wilson Pierce, dem Vertreter der Vermarktungsagentur Infront und vermeldete, er denke »dass in der nächsten Woche die schriftlichen Vereinbarungen unterzeichnet werden können«.

»Ismaik1860« griff darauf erneut zur Tastatur und erweiterte auf Facebook den Kreis der von ihm heftig Gescholtenen. Nach Scharold und Reisinger zählt nun auch Gräfer dazu, dessen Worte Ismaik als »reine Provokation« empfindet. Es handele sich angeblich um eine »perfekt abgestimmte Wahlhilfe« für Reisinger, der als Präsident in rund zwei Wochen zur Wiederwahl steht. Man stimme der Erweiterung der Sponsoring-Vereinbarung nicht zu und könne sich auch nicht vorstellen, »dass die Geschäftsführung unseres Klubs« das tut. Angeblich droht die Investorenseite den Geschäftsführern mit einer Klage.

(as)

Artikel vom 18.06.2019
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