Es blüht und summt!

Grünwald · Gemeinde Grünwald gestaltete öffentliche Grünanlagen naturnah

Silvia Fuchs vom Umweltamt Grünwald und Bürgermeister Jan Neusiedl freuen sich schon auf die Blühstreifen, die demnächst auf der Streuobstwiese realisiert werden. Foto: hw

Silvia Fuchs vom Umweltamt Grünwald und Bürgermeister Jan Neusiedl freuen sich schon auf die Blühstreifen, die demnächst auf der Streuobstwiese realisiert werden. Foto: hw

Grünwald · An neun Standorten wird die Gemeinde Grünwald innerhalb des Ortsgebietes öffentliche Grünflächen naturnah umgestalten, um so ihren Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. Der Gemeinderat hatte bereits im letzten Jahr für dieses Projekt gestimmt und entsprechende Gelder dafür zur Verfügung gestellt.

Viel Arbeit bedeutet das Projekt, bei dem artenarme Rasenstreifen in bunte Blumenwiesen umgewandelt werden. Für dieses Projekt hat sich die Gemeinde Grünwald mit Dr. Reinhard Witt aus Ottenhofen einen Fachmann an die Seite geholt, der für jeden der ausgewählten Standorte ein speziell darauf abgestimmten Blüh- und Pflanzplan erarbeitet hat. „Die Gemeinde Grünwald geht in der Dekade der Biodiversität neue Wege. Die UN-Dekade der Biodiversität 2011 - 2020 ist ein Programm der Vereinten Nationen zum nachdrücklichen weltweiten Schutz von biologischer Vielfalt. Viele der öffentlichen Grünflächen werden also nicht mehr zeitgemäß, als zu pflegeintensiv und kostenträchtig oder schlichtweg als unschön betrachtet“, schreibt der Natur-Experte in dem Vorwort seines Leitplans für Grünwald. Weil nicht jede Fläche die gleichen Bedingungen beziehungsweise die gleichen Anforderungen aufweist, wurde für jede einzelne von ihnen ein Pflanz- und Pflegeplan konzipiert. Während es bei manchen Standorten schnell sichtbare Ergebnisse geben wird, muss man bei anderen Geduld bewahren, bis der Artenreichtum auch dort sichtbare Früchte trägt. So bietet eine Neuanlage mit Ansaat und der Bepflanzung mit so genannten Intialstauden schnell sichtbare Erfolge, während eine reine Artenanreicherung durch Pflanzung von Wildstauden bis zu fünf Jahre brauchen kann. „Ein wenig Geduld ist also nötig, bis man auf allen Flächen den gewünschten Erfolg sehen kann“, erklärt Bürgermeister Jan Neusiedl. Auch in der Pflege der ausgewählten Grünflächen muss ein Umdenken stattfinden. Viele der Flächen werden nun nicht mehr regelmäßig kurz gehalten, sondern seltener gemäht. Auch muss auf manchen Arealen immer wieder die Mahd für eine Zeit auf dem Gelände verbleiben, um aussähen zu können. „Da muss bei den zuständigen Firmen ein Umdenken stattfinden, dass wir natürlich begleiten“; erklärt die Leiterin des Umweltamtes, Silvia Fuchs. Auch die Sicht auf die Wildkräuter in den Wiesen muss sich ändern, um langfristig erfolgreich die Artenvielfalt zu erhalten. Auf der "Oberen Eierwiese" beispielsweise haben die Arbeiten schon im vergangenen Herbst begonnen. Dort wurde eine Fläche von 4.500 Quadratmetern tief gepflügt und im Frühjahr mit der Kreiselegge nochmals nachbehandelt. Dort wurde eine konzentrierte Universal-Wiesenblumenmischung und Einzelarten angesät. Ergänzt wird dieses Maßnahmenpaket im Herbst durch die Anpflanzung von verschiedenen Zwiebelblühern. Immerhin stolze 4.500 Stück. Aber auch ganz kleine Flächen, wie beispielsweise die Seitenstreifen an der Oberhachinger Straße wurde für das Maßnahmenpaket ins Auge gefasst. Dort wird der alte Boden bis zu einer Tiefe von 20 Zentimetern entfernt. Eine niedrigwüchsige Wildblumenmischung wird auf dem neuen Untergrund dann ausgesät und Wildstauden gepflanzt. Im Herbst wird das Arrangement durch Blumenzwiebeln ergänzt. Gemäht werden diese Flächen nur mehr einmal im Jahr im September. „Die Meinungen der Grünwalder zu dem Thema sind noch ein wenig gemischt, die meisten finden es aber großartig, dass etwas für den Erhalt nicht nur der Bienen, sondern aller heimischen Insekten damit getan wird“, berichtete Grünwalds Rathauschef über die Reaktionen bei den Bürgern. Zu den besonders interessanten Projekten gehört auch die Streuobstwiese an der Kaiser-Ludwig-Straße. Dort werden so genannte Blühstreifen in die Streuobstwiese eingearbeitet. Insgesamt sieben Streifen á einem Meter Breite werden dort realisiert. Das Ganze ist aber weniger ein Kunstgriff, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet, dass man bei den notwendigen Arbeiten auf das Wurzelwerk der Obstbäume achtgeben muss. 860 Quadratmeter Fläche stehen hier zur Verfügung, die reine Saatfläche beträgt allerdings nur 280 Quadratmeter. Nicht nur den Bienen und anderen Insekten wird das gefallen, sondern auch den meisten Spaziergängern, sind sich Bürgermeister Jan Neusiedl und Silvia Fuchs sicher. Das gesamt Maßnahmenpaket umfasst dabei kleine Flächen mit gerade einmal 36 Quadratmetern (Mittelinseln) bis hinzu großen Projekten wie bei der bereits genannten Oberen Eierwiese, wo 4.500 Quadratmeter neu gestaltet werden. Auch die Bewirtschaftung der gemeindlichen Grünflächen wird dann eine andere sein, fasst Bürgermeister Neusiedl das Prozedere noch einmal zusammen: Statt "ordentlich gemähter, kurzer Rasenflächen" wird es blühende Wiesen geben. "Das mag für manche am Anfang erst einmal etwas ungewohnt aussehen, vielleicht sogar ein wenig unordentlich, dient aber dazu Bienen und anderen Insekten neue Lebensräume und Nahrungsquellen zu schaffen", betont Bürgermeister Neusiedl. Jetzt hofft die Gemeinde, dass sich von ihrem Tatendrang auch die Grünwalder Bürger ein wenig anstecken lassen und in Zukunft bei der Gartengestaltung mehr an Biene, Hummel und Co denken werden. hw

Artikel vom 24.05.2019
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