Archäologen graben in Eichenkofener Kiesgrube

Erding · Bodendenkmal statt Kies

Erding/Eichenkofen · Inmitten des fortschreitenden Kiesabbaus im Osten von Eichenkofen/Altham finden seit einigen Tagen archäologische Ausgrabungen durch die Firma PLANAteam Archäologie statt. Das teilt die Stadt Erding mit.

Diese Rettungsgrabungen wurden notwendig, da der Kiesabbau in ein bekanntes Bodendenkmal eingreift – eine seit etwa zehn Jahren bekannte Fundstelle aus der Römerzeit. Entdeckt wurden mehrere eng beieinanderstehende Grundrisse von steinernen Gebäuden mit Schürkanälen und sogar eine Apsis – ein römisches Badehaus. Der Gebäudekomplex befand sich unweit der bekannten römischen Sempttal-Straße, die von Langengeisling weiter nach Berglern führt. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege begleitet die Ausgrabungen fachlich.

Unterstützung erhält der Kiesgrubenbetreiber, Josef Kaiser, durch den Stadtheimatpfleger Archäologie, Wilhelm Wagner, sowie durch Ehrenamtliche Mitarbeiter des Museums Erding und des Archäologischen Vereins Erding. Auf einer mit gerade einmal 15 m Breite konnten neben einigen Pfostenstellungen und Abfallgruben insbesondere die Grundrisse von mindestens zwei ehemaligen Steingebäuden erschlossen werden. Es handelt sich dabei um ausgebrochene Fundamentgruben, also die untersten Sohlenreste einstiger Mauerzüge.

Nur punktuell konnte Mauerwerk aus Tuffsteinen erkannt werden. In der Regel reichen die Fundamente nur noch maximal 20 Zentimeter in den Lehmboden. Verfüllt sind sie mit antikem Bauschutt. Sowohl die Ziegel, sogenannte tegulae, als auch die geborgene Keramik verweisen ebenso wie die Bauweise in die römische Kaiserzeit.

Schulklassen können Grabungsfläche besuchen

Da die Ausgrabungen bei laufendem Kiesabbau stattfinden, ist es nicht möglich, die Grabungsfläche zu besuchen. Kiesgrubenbesitzer Kaiser erklärte sich jedoch bereit, dass ausgewählte Schulklassen an einem Tag die römische Ausgrabungsstätte besuchen können – um eine Führung zu erhalten. In Stadt und Landkreis wurden bereits mehrfach archäologische Funde aus der Römerzeit gemacht, darunter Gebäudefundamente, Mauerreste und ein Münzschatz.

Eine weitere Villa wurde in den 1990er Jahren bei Finsing durch Luftbildarchäologie entdeckt – diese liegt bis heute unausgegraben in einem Acker. Von dort ist neben einem stattlichen Hauptgebäude auch ein Thermengebäude bekannt. Es bleibt also spannend, wann in Eichenkofen das zur Therme zugehörige Wohngebäude im Zuge des fortschreitenden Kiesabbaus auftauchen wird.

Artikel vom 16.05.2019
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