»Ohne mich – ist Weihnachten nur eine halbe Sach‘«

Mehr als Heiligabend

Winfried Frey sieht Weihnachten gelassen entgegen. Seine Frau Petra hat die Organisation der Festtage im Griff – einschließlich des runden Geburtstags. Foto: cr

Winfried Frey sieht Weihnachten gelassen entgegen. Seine Frau Petra hat die Organisation der Festtage im Griff – einschließlich des runden Geburtstags. Foto: cr

München · Von Winfried Frey – »Von drauß‘ vom Walde komm ich her, ich muss Euch sagen, es weihnachtet sehr…« So startet das berühmte Nikolausgedicht. Heuer durfte ich es am 5. und 6. Dezember wieder mindestens zwölf- bis fünfzehnmal als heiliger Bischof erzählen und die Kinder hatten bewunderndes Funkeln in den Augen.

Jedes Jahr läute ich so quasi selbst, für mich, den Endspurt zum Jahreswechsel ein.

Auch die Planung für das Fest der Familie beginnt Fahrt aufzunehmen und es singt einem entgegen »… im Winter, wenn es schneit…« – Oh Tannenbaum, brauchen wir auch noch. »Welche Kugerl hätten S’ denn gern?«

Tatsächlich habe ich die Qual der Wahl. Meine Schwester und ich haben von unseren lieben Eltern an die sechs verschiedene Christbaumschmuck-Sets geerbt. »Ob gold, ob braun, ich liebe alle…« und da sind nicht nur verschiedene Farben, sondern auch Strohsterne in allen Größen, geschnitzte Holzfiguren – lebt denn der alte Holzmichl noch? – handbemalt, bis hin zu glitzernden Tieren und blinkenden Lichterketten. Wer nimmt heuer was?

Backen wir noch Platzerl? Aber wenn, dann nur zum Verschenken, sonst wird unser guter Vorsatz am Neujahrstag wieder mal ›abnehmen‹ sein. Reicht schon, dass in meinem Adventskalender schon am 10. Dezember alle Türchen offen stehen. Ich werd‘ immer »runder«, äh, dazu später mehr.

Brauchen wir einen Adventskranz? Klar! Der wird selbst gebastelt, damit er frisch ist und kein Feuer fängt, wenn die Kerzen kurz vor dem 24. Dezember ganz runterbrennen und die Asterl durch die überheizten Räume schon knistern. »… erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier…«, da steht ein Packerl vor der Tür.

Groß steht darauf mit Ausrufezeichen: »Winfried, erst am 24.12. öffnen!« und gleich dahinter ein buntes »Happy Birthday to you« – freilich, da war doch noch was. Wie hat meine jüngste Tochter damals als Kindergartenkind gesagt: »Papa, stell Dir vor, der Jesus hat am selben Tag Geburtstag wie Du.« – hihi, Kindermund.

Auch Kaiserin Sisi, Elisabeth von Österreich-Ungarn, wurde am 24.12. geboren. »Sissi«, tatsächlich einer meiner Lieblingsfilme in der Weihnachtszeit. Mit einer wunderschönen Romy Schneider in der Titelrolle, Karlheinz Böhm als Kaiser Franz, Gustav Knuth der Herzog Max Joseph in Bayern, seine Frau Herzogin Ludovika alias Magda Schneider und legendär der großartige Josef Meinrad als Gendarmeriemajor/Oberst Böckl. Seit meiner Kindheit begleiten mich die Sissi-Filme an Weihnachten. Und immer bekomme ich feuchte Augen, wenn Sissi nach langer Krankheit zurückkehrt und sie ihr Kind in die Arme schließen kann. Schnief, schneuz… Jetzt moan i, werd er sentimental der Oid…

Dabei bin ich eher entspannt und sag‘ gerne mit einem Augenzwinkern, wenn ich nach meinem Geburtstag gefragt werde: »Der fällt heuer auf den 24.12.« – das tut er nun schon 50 Jahre lang. Meine positive Sicht darauf ist: an meinem Geburtstag habe ich immer frey.

Traditionell bereiten meine Freunde und Verwandten ihren Heiligabend schon am 23. so weit vor, dass sie am 24. vormittags mit mir beim Frühschoppen ein Geburtstagslied singen können.

Seit einigen Jahren feiere ich traditionell mit einem Frühschoppen an schönen Plätzen in München. Und das geht perfekt in unserer schönen Landeshauptstadt. So frühschoppten wir zum Beispiel schon am Friedensengel, im Dianatempel des Hofgarten, am Viktualienmarkt (damals bei 22 Grad plus) usw.

Einmal haben wir uns im Alten Botanischen Garten getroffen. Da sind auch viele Obdachlose am 24.12. unterwegs. Als die sahen, dass wir mit dem Bier in der Hand da stehen und ratschen, wollten mir drei Unbekannte Bier abkaufen. Die Flasche zu zwei Euro. Selbstverständlich habe ich, als Geburtstagskind, jedem ein Flascherl Augustiner geschenkt. Deren Freude war groß und meine auch, weil ich gesehen habe, wie glücklich sie waren.

Runde Geburtstage sorgen hier und da
für weniger Stress und mehr Entspannung

Einmal, als meine Familie und ich ab 22. Dezember im Weihnachtsurlaub waren, sagte mir ein Freund später: »Ohne Winnie-Geburtstags-Frühschoppen is der ganze heilige Abend nur a halbe Sach‘«. Da treibt es mir ein Grinsen ins Gesicht, weil mich das narrisch freut, dass ich für meine engen Freunde beim Fest der Familie dazugehör‘.

Freilich wird‘s zum 24. hin meistens »a weng eng«, zwengs der Organisation und den Besorgungen. Drum hab ich heuer, zu meinem Runden, einen klugen Schachzug getan und meine Dame gezogen – meine Frau. Und was soll ich sagen, die Königin schmeißt die komplette Planung und Durchführung bestens. Noch nie hatte ich so einen entspannten Geburtstag und ruhiges Weihnachten.

Ab jetzt feiere ich jedes Jahr einen Runden. Ja genau, dann schau ich ganz relaxed den hektischen Menschen in der Fußgängerzone zu und sag: »Was habts denn? Was pressierts euch denn? Schaugts mi o – ois easy.«

Und so halte ich es ganz entspannt mit Karl Valentin und zitiere: »Wenn die staade Zeit vorbei ist, dann wird‘s auch wieder ruhiger.«

In diesem Sinne, liebe Leserinnen und Leser, eine ruhige Weihnachtszeit und ein gesegnetes Fest wünscht Ihnen Ihr Winfried Frey – »der Mittelalterliche«.

Artikel vom 21.12.2018
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