Kooperation mit dem Roman-Herzog-Krebszentrum

Kreisklinik Ebersberg baut Kompetenz in der Krebstherapie weiter aus

Von links: Prof. Dr. Peter Herschbach, Prof. Dr. Thomas Bernatik, Prof. Dr. Hana Algül, Dr. Andreas Grabmeier, Dr. Peter Kreissl und Dr. Rami Abbassi. Foto: sf/kk

Von links: Prof. Dr. Peter Herschbach, Prof. Dr. Thomas Bernatik, Prof. Dr. Hana Algül, Dr. Andreas Grabmeier, Dr. Peter Kreissl und Dr. Rami Abbassi. Foto: sf/kk

Ebersberg · Die medizinische Versorgung von Krebspatienten auch in Kliniken des Münchner Umlands auf hohem Niveau zu halten ist Ziel eines neuen Projekts des Roman-Herzog-Krebszentrums (RHCCC - Roman-Herzog Comprehensive Cancer Center), Teil des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München. Als erster Projektpartner wurde die Kreisklinik Ebersberg ausgewählt.

Die technischen Voraussetzungen sind geschaffen, seit einigen Wochen kann die Kreisklinik Ebersberg via Highspeed-Internet an videogestützten Tumorkonferenzen, sogenannten virtuellen Tumorboards, mit Krebsspezialisten des Klinikums rechts der Isar teilnehmen. Ende November luden Prof. Dr. Peter Herschbach, Geschäftsführender Direktor des RHCCC, Prof. Dr. Hana Algül, Projektverantwortlicher, und Projektkoordinator Dr. Rami Abbassi ihre Ebersberger Kollegen, Dr. Peter Kreissl, Chefarzt der Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, Prof. Dr. Thomas Bernatik, Chefarzt der Inneren Medizin I, sowie Dr. Andreas Grabmeier, Leiter der Onkologischen Tagesklinik, zu einem Treffen in den Konferenzsaal am Klinikum rechts der Isar ein, in dem die Expertenrunden alle zwei Wochen stattfinden.

"Das Expertenteam wird für jeden Patienten individuell zusammengestellt und besteht aus sechs bis zehn Krebsspezialisten verschiedener medizinischer Fachrichtungen", erklärt Dr. Abbassi. Grundlage dafür sind Röntgenbilder und andere Patientenbefunde, die zuvor von der Kreisklinik Ebersberg ans RHCCC geschickt wurden. "Die hochkarätige Unterstützung nehmen wir in Anspruch, wenn wir es bei einem Patienten mit einer seltenen Krebserkrankung zu tun haben oder wenn im Verlauf der Behandlung Komplikationen wie zum Beispiel Metastasen auftreten", erläutert Dr. Kreissl.

Denn mit Darm- und Brustzentrum, Onkologischer Tagesklinik, angegliederter Strahlentherapie des Medizinischen Versorgungszentrums Rosenheim, hauseigener Physiotherapie und Ernährungsteam verfügt die Onkologie der Kreisklinik Ebersberg bereits über eine hervorragende Infrastruktur, um Krebspatienten kompetent und nach den Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft zu behandeln. Bei komplizierten Fällen, die früher an andere Kliniken verlegt werden mussten, können die Ebersberger Ärzte nun den Befund im virtuellen Tumorboard besprechen und erhalten ein fundiertes Konzept zur Weiterbehandlung.

Einen Patienten konnte die Kreisklinik Ebersberg auf diese Weise bereits erfolgversprechend behandeln. Der Mann war vor einigen Jahren an einem seltenen Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt, in Ebersberg therapiert worden und danach tumorfrei. Drei Jahre später bildeten sich jedoch Metastasen. Verantwortlich dafür war eine Genmutation, wie sich nach der Besprechung im virtuellen Tumorboard und einer molekulargenetischen Untersuchung am Klinikum rechts der Isar herausstellte. Eine anschließende spezielle, auf den Patienten zugeschnittene und hochwirksame Tablettentherapie, die gezielter und vor allem nebenwirkungsärmer wirkt als eine herkömmliche Chemotherapie, lässt hoffen, dass der Mann bald wieder seinem Beruf und seinen Hobbies nachgehen kann.

In der Kreisklinik Ebersberg finden bereits seit Jahren vor Ort Tumorkonferenzen mit Medizinern verschiedener Fachrichtungen statt - begleitet von einem Vertreter des RHCCC -, denn die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist Kern der modernen Onkologie. "Neu durch das ,virtuelle Tumorboard' ist die Breite der fachlichen Unterstützung und der volle Zugang zur modernen, onkologischen Spitzenmedizin. So können wir gemeinsam mit den Ebersberger Kollegen auch Tumorpatienten vor Ort eine Versorgung auf höchstem Niveau und nach neuesten Standards anbieten", erklärt Prof. Dr. Algül.

Das RHCCC arbeitet unter dem Dach des Comprehensive Cancer Center München (CCCM), in dem das Know-How der beiden Münchner Universitätskliniken - dem Klinikum der Ludwigs-Maximilians Universität und dem Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität - sowie des Tumorzentrums München in der onkologischen Patientenversorgung und Forschung gebündelt wird. 2014 und 2018 wurde das CCCM von der Deutschen Krebshilfe als Onkologisches Spitzenzentrum ausgezeichnet, eines von 13 bundesweit. "Es ist unser gesundheitspolitischer Auftrag, die hohe Qualität unserer Tumortherapien weiterzutragen, über die Grenzen Münchens hinaus", erklärt Prof. Dr. Herschbach die Entstehung des virtuellen Tumorboards. In naher Zukunft sollen weitere Kliniken des Münchner Umlands in das Projekt einbezogen werden.

Warum die Wahl auf die Kreisklinik Ebersberg als Vorreiter für das RHCCC-Projekt fiel, liegt neben der hohen Kompetenz im Bereich Onkologie an der seit Jahren bestehenden engen Zusammenarbeit mit dem Klinikum rechts der Isar. Unter anderem ist die Kreisklinik Akademisches Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München. Zudem bestehen persönliche Kontakte: Dr. Grabmeier absolvierte einen Teil seiner Ausbildung im Klinikum rechts der Isar, Dr. Kreissl promovierte in München. sf/kk

Artikel vom 21.12.2018
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