Gedankern zum Weihnachtsfest vom Ebersberger Pfarrer Josef Riedl

Warum wird Gott Mensch?

Die Osterrieder-Krippe ist in der Ebersberger Pfarrkirche zu bewundern. Foto rechts: Pfarrer Josef Riedl. Fotos: VA/Pfarrbüro St. Sebastian

Die Osterrieder-Krippe ist in der Ebersberger Pfarrkirche zu bewundern. Foto rechts: Pfarrer Josef Riedl. Fotos: VA/Pfarrbüro St. Sebastian

Ebersberg · Warum wird Gott Mensch? Diese Frage hat Christen, egal ob philosophisch-theologisch gebildet oder ganz einfach glaubend, immer wieder umgetrieben und nach Antworten suchen lassen. Diese Frage ist auch für mich heute immer noch die entscheidende Frage, um Weihnachten verstehen zu lernen.

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Ganz werde ich es nie begreifen können, aber wenigstens eine Ahnung davon möchte ich bekommen! Warum tut Gott sich das an, Mensch zu werden? Er hätte es sich ja ganz einfach machen können und aus dem ganzen Weltbetreib mit seinen Verwerfungen, Ungerechtigkeiten, Streitereien, Kriegen und Nöten heraushalten können. Offensichtlich hat er sich anders entschieden und geht damit ein großes Risiko ein: Er wird selber Mensch inmitten dieser Welt!

Ohne Berührungsängste - ausgesetzt der ganzen Unbill des Lebens - absolut hilfsbedürftig - und doch voller Lebenshoffnung - wie ein kleines Kind. Die Welt könnte sich SEINER bemächtigen, nein, wird sich SEINER bemächtigen. Gott begibt sich in Gefahr! Er wirft damit das ganze bisherige Gottesgefüge über den Haufen: er ist nicht mehr fern, unerreichbar und zu fürchten, sondern ganz nahe, für manche vielleicht viel zu nahe, weil nur noch zu lieben - wie ein kleines Kind.

Und dieses Ereignis - Weihnachten 1 - wird für mich zum Maßstab für alle anderen Weihnachten, auch Weihnachten 2018. Kann ich mich darauf einlassen, dass Gott mir ganz nahe kommen will? Kann ich glauben, dass für Gott mein Leben, so wie es gerade ist, so wichtig ist, dass er nicht einfach darüber hinwegsieht? Halte ich es für möglich, dass Gott unsere ganze Welt so sehr am Herzen liegt, dass er sie nicht verloren gibt, sondern heilen will? Aber das ist nur der erste Schritt!

Wenn wir am 25. Dezember angekommen sind, ist Weihnachten nicht vorbei (auch wenn manche dann den Christbaum schon nicht mehr sehen können und hinauswerfen), sondern möchte erst richtig beginnen: die biblischen Weihnachtserzählungen stellen uns Menschen vor Augen, die sich berühren und in Bewegung bringen lassen: die Hirten, die Weisen aus dem Morgenland. Sie laden uns ein, selbst in Bewegung zu kommen. Wenn Gott heilend in unserer Welt da sein will, dann braucht er meine/unsere Hände, Füße, Sinne und Herzen!

Und damit bekommt die so oft (und manchmal ja auch zu Recht) bespöttelte Rührseligkeit um das Weihnachtsfest eine ganz neue Tiefe: Rührseligkeit hat nicht in erster Linie etwas mit Kitsch zu tun, sondern mit Berührung: Gott rührt in seiner Menschwerdung in unvergleichlicher Art und Weise und in einer noch nie dagewesenen Dichte an das Leben des Menschen und der Welt und will die Berührten zu Berührenden machen. Und das tut er nicht laut und polternd, sondern nur ganz behutsam und leise.

Diese Berührung wünschen ich allen!
Ihr Pfarrer Josef Riedl

Artikel vom 25.12.2018
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