Sinnliche Charakterrollen und Grande Dame

Hommage im Filmmuseum an die Schauspielerin Jeanne Moreau

Szene aus "Wenn es Nacht wird in Paris" mit Jeanne Moreau. Foto: Filmmuseum

Szene aus "Wenn es Nacht wird in Paris" mit Jeanne Moreau. Foto: Filmmuseum

Altstadt · Sie ist die Grande Dame des französischen und internationalen Kinos: Jeanne Moreau (1928-2017) war nicht nur eine der prägendsten europäischen Schauspielerinnen, sondern auch selbst Regisseurin. Das Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz1, widmet ihr seit 30. November 2018 bis zum 24. Februar 2019 eine Hommage mit 29 Filmen, zwei davon sind ihre Regiearbeiten aus den 1970er Jahren.

Jeanne Moreau beeindruckte weniger als klassische Schönheit als durch ihre Sinnlichkeit, ihre eleganten Bewegungen, das Timbre ihrer Stimme und ihre Fähigkeit, tiefgründige Charakterrollen zu spielen. Eine ihrer bekanntesten Rollen hatte sie 1962 in der melancholischen Dreiecksgeschichte "Jules und Jim" von François Truffaut. Das Kino der Nouvelle Vague wäre nicht denkbar ohne sie, seit sie in "Fahrstuhl zum Scharfott" (1958), dem Debütfilm von Louis Malle, als einsame Geliebte durch das nächtliche Paris wandelt, in dem ihr Gesicht allein schon die ganze Geschichte erzählt.

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Sie galt als eine der besten Schauspielerinnen der 1950er Jahre, erhielt Theaterpreise und arbeitete schon bald mit internationalen Regisseuren zusammen: mit Peter Brook, in "Die Nacht" (1961) mit Michelangelo Antonioni, eine Rolle, die von Einsamkeit und Sprachlosigkeit gezeichnet ist. Sie arbeitete mehrfach mit Orson Welles zusammen, das erste Mal in "Der Prozess" (1962) mit Anthony Perkins. Neben den Regisseuren der Nouvelle Vague, mit denen sie bis Ende der 1960er Jahre drehte, spielte sie auch in Hollywood in Filmen wie "Der Zug" (1964) von John Frankenheimer, im englischen Kino der British New Wave unter der Regie von Tony Richardson. Privat war sie mit der Schriftstellerin und Regisseurin Marguerite Duras befreundet, für die sie ebenfalls 1972 vor der Kamera stand.

Ihre eigenen beiden Spielfilm-Regiearbeiten sind eher unbekannt: 1976 drehte sie "Im Scheinwerferlicht", der das Leben und die enge Beziehung untereinander von vier Schauspielerinnen zeigt, sowie zwei Jahre später die 1939 angesiedelte Sommergeschichte "Mädchenjahre", in der ein 12-jähriges Mädchen im Mittelpunkt steht. Anders als viele andere Schauspielerinnen stand Jeanne Moreau selbstbewusst bis ins hohe Alter vor der Kamera. Sie drehte in den 1990er Jahren u.a. mit Theo Angelopoulos, Peter Handke, François Ozon und Wim Wenders. Einer ihrer letzten Filme war 2012 ein Film über das Warten und die Zeit,"Gebo und der Schatten" von Manoel de Oliveira; Moreaus Rolle darin ist die einer verbitterten Nachbarin. Am 31. Juli 2017 ist sie mit 89 Jahren in Paris verstorben. Alle Filme werden in der Originalfassung mit deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt.

Die einzelnen Titel und Termine finden sich unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film Der Eintritt kostet 4 Euro, Aufschlag bei Überlänge. Karten können vorbestellt werden unter Tel. 089/233 96450.

Artikel vom 08.12.2018
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