Königlicher Fachverstand

St. Wolfgang/Erding · Apfelkönigin Christina I. zieht Halbzeitbilanz ihrer Amtszeit

Die Königin und der Vorsitzende: Der Gartenbauverein St. Wolfgang mit seinem Vorsitzenden Rudi Brand hat mit einer echten Apfelkönigin Christina I. eine regionale Besonderheit. Foto: kw

Die Königin und der Vorsitzende: Der Gartenbauverein St. Wolfgang mit seinem Vorsitzenden Rudi Brand hat mit einer echten Apfelkönigin Christina I. eine regionale Besonderheit. Foto: kw

St. Wolfgang/Erding · Es ist die einzige königliche Hoheit im ganzen Kreis Erding: die Apfelkönigin von St.Wolfgang. Christina I., bürgerlich Christina Rachl, hat alle Hände voll zu tun. Dass die Apfelernte vorbei ist, ist kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Ganz im Gegenteil.

Nach der Rekordernte in diesem Jahr muss sie den Konsum mehr ankurbeln, als sie und ihre insgesamt neun Vorgängerinnen es in den Vorjahren machen mussten. Zwei Jahre beträgt die Amtszeit. Die 21-jährige ist Groß- und Außenhandelskauffrau bei der Raiffeisen-Warengenossenschaft und hat darum auch beruflich mit der Landwirtschaft zu tun. In allem, was mit dem Lieblingsobst der Deutschen zu tun hat, kennt sie sich natürlich besonders gut aus.

"Heuer ist es wirklich immens. Es ist fast schon zu viel, dass man es verarbeiten kann", kommentierte sie gegenüber der Redaktion die Ernte heuer. Und doch: "Die Qualität ist eigentlich sehr gut. Ich habe niemanden gehört, der sich beklagt hätte." Was aber tun mit so viel Apfelsaft beispielsweise? "Wenn man den zu Apfelessig verarbeitet, kann man den noch über Jahre hernehmen, auch dann, wenn es mal nicht so viel gibt."

Den Konsum indirekt oder ganz direkt fördert sie, wenn sie vor allem mit der immerhin 90 Mitglieder starken Vereinsjugend des Gartenbauvereins St. Wolfgang unterwegs ist. "Da helfe ich mit, wann immer ich kann", sagte sie am Rand einer Kreis-Gartlerversammlung, wo sie natürlich für ein Grußwort gefragt war. Bis zu drei Termine pro Woche hat sie zu absolvieren, und dabei darf sich die Apfelkönigin natürlich nicht blamieren. "Fünf Apfelsorten mindestens muss sie auf den ersten Blick sicher bestimmen können", so Vorsitzender Rudi Brand. "Es dürfen gern auch mehr sein. Aber es sind dann nicht Apfelsorten aus dem Supermarkt, sondern regionale." Und sie müsse aus St. Wolfgang sein, erklärt er zu den allgemeinen Kriterien, die eine Apfelkönigin dort erfüllen muss. Sie sollte möglichst aus der Gemeinde stammen.

Damit seien die Kriterien ganz ähnlich wie etwa bei der Hopfenkönigin in der Hallertau, wo die Kandidatinnen auch viel Sachverstand mitbringen müssen. "Ich bin von der Vorstandschaft gefragt worden", erzählt Christina I. zum Auswahlverfahren. "Ich habe mir das schon überlegen müssen." Bei der Vielzahl der Termine ist das in der Tat ein Thema, aber: "Meine Familie unterstützt mich hier ganz großartig."

Der Verein selbst hat 300 Obstbäume, und allein die sorgen schon für eine Menge Arbeit auf den Streuobstwiesen. An einem der Bäume wird, so Brand, einmal ein Schild mit dem Namen der Apfelkönigin stehen, denn das ist ihr Patenbaum auf Lebenszeit, den sie nach Ende ihrer Amtszeit bekommt. "Den muss sie dann aber auch selbst pflegen."

Die Königin macht ihrem Verein derzeit viel Freude, denn sie ist zu Repräsentationszwecken viel unterwegs, sei es mit dem Landrat zur grünen Woche nach Berlin, sei es mit dem Verein zu ihrer Amtskollegin, der Apfelkönigin in Südtirol. "Wir verstehen uns ganz gut", meinte sie und machte deutlich, dass das Amt ihr auch viele Möglichkeiten verschaffe. "Man sieht einfach Dinge, die man sonst nicht sieht." Derweil raucht bei einem weiteren Vorstandsmitglied des Gartenbauvereins schon wieder der Schädel: Dritter Vorsitzender Günter Schmalzl ist "Königinnenbeauftragter" und damit beschäftigt, eine Nachfolgerin ausfindig zu machen. Nächstes Jahr endet nämlich die Amtszeit von Christina I. kw

Artikel vom 23.11.2018
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