Ehrenmedaillen für Verdienste um die Volkskultur in München

Innovation für Tracht und Theater

Der Gott des Gemetzels - in bairischer Sprache mit Matthias Ransberger und Ina Meling ist im "Heppel & Ettlich" zu sehen. Foto: Markus Wagner. Foto: Markus Wagner

Der Gott des Gemetzels - in bairischer Sprache mit Matthias Ransberger und Ina Meling ist im "Heppel & Ettlich" zu sehen. Foto: Markus Wagner. Foto: Markus Wagner

Altstadt · Die Stadt München ehrt jährlich Persönlichkeiten und Gruppierungen aus dem Bereich der Münchner Volkskultur. Mit der „Ehrenmedaille für Verdienste um die Volkskultur in München“ wird heuer Ursula Fröhmer geehrt.

Die Trachtenberaterin und Schneiderin wird für ihren vorbildlichen Einsatz im Bereich der Trachtenforschung auf städtischem Gebiet und für die Wiederbelebung der historischen Gewandkultur sowie deren Verankerung im urbanen Kontext gewürdigt.

Mit dem „Innovationspreis Volkskultur“ werden Sebastian Edtbauer und Johannes Rieder ausgezeichnet. Mit ihrer bairischen Fassung des international erfolgreichen Theaterstückes „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza gelingt ihnen eine Mundart-Fassung, die einen innovativen Brückenschlag zwischen aktuellen gesellschaftspolitischen Themen und dem Volkstheater schafft und damit neue Räume in der Wahrnehmung des Dialekts öffnet. Das Theaterstück ist im "Heppel & Ettlich" in Schwabing zu sehen.

Die Autorin ließ sich von einem Brief der Münchner überzeugen und genehmigte zum ersten Mal seit dem Siegeszug des Textes durch internationale Bühnen und der Verfilmung von Roman Polanski im Jahr 2011 die Übertragung in einen Dialekt. Hier sei nichts Folklore, sondern Münchner Lebens- und Alltagswelt, so wie sie sich jeden Tag in dieser Stadt mit den in ihr beheimateten Menschen und ihren Sorgen und Ängsten erzähle, so die Jury. "Dass das in so künstlerisch hochwertiger Form auf der Bühne stattfindet, gibt dem Volkstheater das, was es dringend braucht: Eine Heutigkeit und Selbstverständlichkeit, die abgelöst von der erstarrten Kollektivsymbolik, mit der das Bairische so oft verwechselnd gleichgesetzt und benutzt wird, neue Räume in der Wahrnehmung des Dialekts aufmacht".

Zudem werden rund 20 Münchner Volkskulturgruppen mit einer Urkunde für ihr langjähriges Engagement in der Münchner Volkskultur gewürdigt. Die undotierten Preise und Ehrungen wurden am 23. November bei einem Festakt mit geladenen Gästen durch Bürgermeisterin Christine Strobl und Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers überreicht. Über die Vergabe der Ehrungen entschied der Ältestenrat der Landeshauptstadt München auf Empfehlung des Kulturreferats.

„Ursula Fröhmer, aufgewachsen in einer Schneiderfamilie, die ihr Geschäft am Jakobsplatz im bekannten ORAG-Haus hatte, wurde das Schneiderhandwerk quasi in die Wiege gelegt. Mit der Geschäftsübernahme von ihrem Vater reifte in ihr bald der Entschluss, das damalige Brautmodengeschäft in ein Trachtengeschäft umzuwandeln", so die Begründung der Jury für die„Ehrenmedaille“. "So eröffnete Frau Fröhmer 1979 ihren Laden ‚Tracht und Heimat‘, nicht als Trachtenmodengeschäft, sondern als Begegnungsort mit dem besonderen Anspruch von Forschung, Austausch und ausführlicher Beratung, um die bayerische Lebensart und Kultur in Form traditioneller Kleidung zu pflegen, behutsam zu erneuern und so für die Nachwelt zu erhalten. Damals war dieses Konzept einer Trachtenberatungsstelle mit eigener Manufaktur und eigenem Verkauf nicht nur in München, sondern bayernweit einmalig. Mit ihrer Fachkenntnis im Schneiderhandwerk und Erforschung traditioneller Kleidungsformen wurde sie bald zur gefragten Beraterin.

Münchner Kellnerinnen von früher als Inspiration

Die Wiederentdeckung des Münchner Miedergewandes, heute bekannt als Münchner Bürgerinnentracht, basierend auf Darstellungen Münchner Kellnerinnen im 19. Jahrhundert zählt zu Frau Fröhmers Hauptarbeiten.

Auch eine den heutigen Tragegewohnheiten angepasste Form der so genannten Dachauer Tracht stammt aus ihrer Werkstatt." Viele Vereine haben sich seit den 1980er Jahre dazu entschlossen, auf von Frau Fröhmer entwickelte erneuerte Formen der regionalen Gewandkultur zurückzugreifen, so die Jury weiter. Das Ergebnis in München sei eine vielfältige und bunte Trachtenlandschaft, die es ohne sie heute nicht in diesem Maße geben würde.

Artikel vom 22.11.2018
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