Ausstellung über die Dichterin Regina Ullmann im Café Glanz

Erinnerung an eine Frau mit bewegtem Leben

Die Dichterin Regina Ullmann mit ihren Töchtern, die beide unehelich geboren worden und bei Pflegeeltern in Feldkirchen bei München aufwuchsen. Foto: VA

Die Dichterin Regina Ullmann mit ihren Töchtern, die beide unehelich geboren worden und bei Pflegeeltern in Feldkirchen bei München aufwuchsen. Foto: VA

Haidhausen-Schwabing-Feldkirchen · Der Verein siaf lädt ein zur Ausstellung „In das Nichts gewürfelt ist meine ganze Welt“ über das Leben von Regina Ullmann, zu sehen bis Freitag, 25. Januar, im Café Glanz (Sedanstraße 37).

Im Rahmen der Vernissage am Freitag, 23. November, um 19 Uhr, wird die Literaturwissenschaftlerin Kristina Kargl, die sich schon seit längerer Zeit mit bekannten und weniger bekannten Schriftstellerinnen aus der bayerischen Literaturgeschichte befasst, einen Vortrag über die Dichterin halten, die aus der Schweiz stammte, aber in München lebte und wirkte.

Regina Ullmann wurde 1884 als Tochter einer Ulmerin und eines österreichischen Stickereifabrikanten in St. Gallen geboren. Ihre Eltern gehörten der jüdischen Gemeinde an. Der Vater starb früh, die Mutter zog mit der 17-jährigen Regina und ihrer älteren Schwester 1902 nach München, wo Regina schon bald in den Kreisen der Schwabinger Bohème verkehrte. Über Vorlesungen an der Universität sowie im berühmten Café Stefanie lernte sie zwei sehr unterschiedliche Männer kennen, die beide das bestehende Gesellschaftssystem für reformbedürftig hielten und sich unter anderen für die Verbesserung der Stellung der Frau einsetzten.

Ihre Kinder musste sie heimlich bekommen

Innerhalb von zwei Jahren bekam Regina Ullmann von beiden dieser libertären Männer eine Tochter, was ihr Leben komplett aus den Fugen werfen sollte. Uneheliche Kinder waren ein Riesenproblem in der damaligen Zeit. Von den Vätern alleingelassen und von ihrer Mutter gezwungen, ihre beiden Babys heimlich zu bekommen und zunächst bei einer Bauersfrau in der Steiermark zurückzulassen, schrieb sie unter unsäglichen seelischen Qualen ihr erstes Drama „Feldpredigt“.

Ullmann war mit Rainer Maria Rilke befreundet, der sie in seine Kreise einführte und ihr bei ihrer dichterischen Arbeit behilflich war. Die Themen der konvertierten Katholikin waren immer religiös fundiert: Sie erzählen von Benachteiligten, den Kindern, den Armen, den Behinderten. Auch mit berühmten Autoren wie Wilhelm Hausenstein oder Hans Carossa verband Regina Ullmann eine herzliche Freundschaft, mit anderen wie Thomas Mann oder Hermann Hesse stand sie in brieflichem oder persönlichem Kontakt.

Schikanen unter der Naziherrschaft

Als Jüdin musste Regina Ullmann nach vielen Schwierigkeiten und Schikanen unter der Naziherrschaft zunächst nach Österreich, und dann im letzten Moment in die Schweiz emigrieren. Ihren Lebensabend verbrachte sie östlich von München, in Eglharting (Landkreis Ebersberg). 1961 starb die Dichterin im Ebersberger Krankenhaus.

Beerdigt ist sie in Feldkirchen, wo eine Straße nach ihr benannt wurde, ebenso wie im Münchner Stadtteil Johanneskirchen. Ihre Töchter, die bei Pflegeeltern in Feldkirchen aufwuchsen, hatten trotz jahrelanger Trennungen zeitlebens eine herzliche Verbindung zu ihrer Mutter.

Artikel vom 18.11.2018
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