Transrapid-Osttrasse würde die Kleingartenanlage Riem durchqueren

Gartensterben auf Raten?

Riem · Ernste Gesichter waren es, die sich über die im Planungsreferat ausgelegten Pläne zur vorgesehenen Transrapid-Osttrasse beugten.

Die Vorsitzenden der Kleingartenanlage Riem e.V., Marlene Regensburger und Georg Prinz, mussten entsetzt feststellen, dass eben diese Trasse durch den südöstlichen Teil ihrer Anlage führen soll.

In einer Höhe von 12 Metern wird der Transrapid auf Betonstelzen über die Gärten hinwegschweben, so sehen es die Pläne vor.

»Die Errichtung einer Magnetschwebebahn (MSB) über den Ostbahnhof mit einem Haltepunkt »Messe« führt zur Vernichtung eines Teils unserer Kleingartenanlage und damit zur Zerstörung unserer Gemeinschaft«, befürchten die beiden Vorsitzenden.

»Effektiv davon betroffen wären 30 der 100 Gärten, aber durch die Lärmbelästigung wird wohl auch die Nutzung und der Aufenthalt in den restlichen Gärten unmöglich«, erklärt Prinz.

Ein Zustand, den sich die Riemer Kleingärtner so nicht bieten lassen wollen. Denn die Gärten, die zum Teil seit 50 Jahren in Familienbesitz sind, wurden und werden von ihren Besitzern liebevoll und mit hohem finanziellen Aufwand gepflegt. Noch viel wichtiger ist den Kleingärtnern aber der Erhalt der Gärten als Erholungs- und Freizeitoasen für ihre (Groß-) Familien, was am Beispiel von Marlene Regensburger deutlich wird.

Wie viele ihrer »Nachbarn« treffen sie, ihr Mann und Großmutter Maria sich dort regelmäßig mit ihren Kindern und Enkelkindern. Auch Georg Prinz, dessen Frau den Kleingarten von den Eltern geerbt hat, verbringt seit 1976 seine (Garten)-Sommer mit der ganzen Familie dort. In der letzten Sitzung beschlossen die Kleingärtner deshalb entschieden gegen den Transrapid vorzugehen. In einem Brief an Stadtbaurätin Christiane Thalgott und Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu erhoben sie »form- und fristgemäß« ihre Einwände.

Bei der Stadt hingegen sieht man den Konflikt noch verhältnismäßig gelassen. »Nachdem sich der Stadtrat gegen den Transrapid ausgesprochen hat, sind die Chancen für den Bau der MSB gesunken. Außerdem war die Ost-Trasse sowieso die Variante, die weniger in Betracht gezogen wurde«, erklärte ein Sprecher des Planungsreferats. »Im Falle eines Falles würde sich die Stadt aber sicher um irgendwelche Alternativen, also Ersatz-Gründstücke, bemühen.«

So bleibt den Betroffenen also vorerst nur abwarten und hoffen. Doch schließlich ist man in Riem schon »katastrophen-erprobt«. Mussten die Kleingärtner doch bereits 1975/76 die Zweiteilung ihrer Anlage durch den Bau der A94 hinnehmen. ct

Artikel vom 27.02.2002
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