Gegen das Vergessen

Grafing · Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge als Friedensmahner

Eine Mahnung zum Frieden sind die Gräber, die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gepflegt und betreut werden. Foto: VA

Eine Mahnung zum Frieden sind die Gräber, die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gepflegt und betreut werden. Foto: VA

Grafing · Noch bis zum 4. November finden die Haus- und Straßensammlungen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber-Fürsorge e.V. statt. Mit von der Partie ist auch der Grafinger Otto Hartl, der sich für die wichtige Sache mit viel Herzblut engagiert.

Auch er gehört zu den Betroffenen, die Angehörige im Krieg verloren haben, die bis heute vermisst werden. Seit vielen Jahren ist er schon Mitglied beim Volksbund, in diesem Jahr wird er auch erstmals mit der Sammelbüchse losziehen, um Geld für die gute Sache zu sammeln.

Mit dem gesammelten Geld werden rund 830 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten gepflegt. Man schätzt, dass in diesen Grabstätten rund 2,7 Millionen Opfer der beiden Weltkriege ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Am Volkstrauertag, 18. November, wird bayernweit gemeinsam mit den Kommunen und Pfarreien vor Ort der Gefallenen der Weltkriege gedacht. Die Arbeit des Volksbunds Deutscher Kriegsgräber-Fürsorge soll daran erinnern, welche schrecklichen Folgen kriegerische Auseinandersetzungen haben und damit zum Frieden gemahnen.

Dennoch wird es immer schwieriger Geld für diese wichtige Arbeit zu sammeln. Um die Bevölkerung auf die Arbeit und was dahinter steckt, aufmerksam zu machen, fährt jedes Jahr eine Delegation des Vereins an eine der Kriegsgräberstätten, um aufzuzeigen, wozu das Geld der Spender verwendet wird. In diesem Jahr führte die Teilnehmer der Reise ihr Weg nach Bulgarien. Das Land am südöstlichen Ende von Europa ist bestenfalls als preiswerte Urlaubsregion mit langen Sandstränden am Schwarzen Meer im Gedächtnis der Menschen. Und doch fanden in dem Land zwischen Okzident und Orient über Jahrhunderte hinweg viele furchtbare Schlachten statt. Auch in diesem abgelegenen Kriegsschauplatz liegen Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten, die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge angelegt und gepflegt werden.

Keiner soll vergessen werden

Der Volksbund bemüht sich damit, die Geschichten hinter den Grabsteinen sichtbar zu machen, die Verstorbenen dem Vergessen zu entreißen. Zu diesen, meist jungen Männern, die viel zu früh ihr Leben lassen mussten, gehört Johannes Uhlig: Es ist der 16. April 1941, ein Kampfflugzeug vom Typ Ju 88A der Luftwaffe des Deutschen Reiches wird über griechischem Territorium von der dortigen Flugabwehr angeschossen. (Der Sturzkampfbomber des Typs Ju 88 war mit fast 15.000 gebauten Maschinen eines der größten Rüstungsprogramme des Dritten Reiches im Zweiten Weltkrieg.) Die zweimotorige Maschine mit vier Mann Besatzung wird schwer getroffen und kommt in Schwierigkeiten, ein Absturz ist nicht zu vermeiden. Flugzeugführer Unteroffizier Johannes Uhlig lenkt die Maschine weiter nach Norden, um einem dichter besiedelten Landstrich auszuweichen. Nach etwa 20 Minuten kommt die schwer getroffene Maschine in einem unwegsamen bewaldeten Gelände im Südwesten Bulgariens in den Ausläufern des Piringebirges zum Absturz, genau am 29. Geburtstag von Pilot Johannes Uhlig.

In dem kleinen nahe liegenden Dorf Roshen, in dem nur wenige Menschen leben, sahen die Einwohner einen Feuerball und aufsteigenden Rauch an der Absturzstelle. „Einige Tage nach dem Absturz kamen deutsche Soldaten auf Pferden. Ich kann mich noch gut erinnern, denn sie schenkten uns Kindern Süßigkeiten“ erinnerte sich Iwan Kadiev. „Die Soldaten haben die Überreste der vier toten Flieger geborgen und an der Absturzstelle begraben. Die Kinder aus dem Dorf spielten mit Wrackteilen der Maschine und aus den Fallschirmen haben die jungen Frauen im Dorf Mützen geschneidert.“

Iwan Kadiev und Blagoika sind die Eltern von Ludmilla Karaiwanowa, die aus dem Dorf Rohsen stammt und seit 1998 Jugendbegegnungen in der Region betreut und deutsche Soldatenfriedhöfe pflegt und die Gräber schmückt. Auch Baba Lenka, die älteste Bewohnerin im Dorf erzählte 1998, dass sie sich noch genau erinnern kann, „...da ich in diesem Jahr geheiratet habe und mein Mann zum Militär musste. Wir hörten ein ungewöhnliches Geräusch wie ein Donnerschlag und dann stieg hinter den Hügeln Rauch auf, der Wald brannte, es war ein schreckliches Erlebnis. Das Grab der vier Soldaten geriet später fast in Vergessenheit, die Einwohner des Dorfes haben es aber doch immer wieder freigelegt und geschmückt“.

Es gibt noch viele Geschichten wie diese, was es auf lange Sicht braucht sind Mitstreiter und Spender, um die Schrecken des Krieges nicht verblassen zu lassen. Otto Hartl/hw

Artikel vom 26.10.2018
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