»Jugendarbeit und internationale Begegnung sind keine Eintagsfliegen«

Oberschleißheim · Kunst kennt keine Grenzen

»Young Master« schaffen interdisziplinäre Meisterwekre. Die entstandenen Werke sind ab November im Landratsamt München zu sehen. Foto re.: Junge Künstler aus Polen und Deutschland trafen sich zu einer Kreativwoche in Oberschleißheim. F.: KJR München-Land

»Young Master« schaffen interdisziplinäre Meisterwekre. Die entstandenen Werke sind ab November im Landratsamt München zu sehen. Foto re.: Junge Künstler aus Polen und Deutschland trafen sich zu einer Kreativwoche in Oberschleißheim. F.: KJR München-Land

Oberschleißheim · Ab 6. November gibt es im Landratsamt eine etwas andere Ausstellung. Während viele ihre Sommerferien am Strand oder in den Bergen verbrachten, trafen sich 20 junge Kreative zu künstlerischem Schaffen und interkultureller Begegnung im Heiner Janik Haus, der Jugendbegegnungsstätte am Tower in Oberschleißheim.

Sie sind Teil eines neuen Projekts des Kreisjugendrings München-Land gewesen und wurden für das Kunst- und Kulturstipendium »Young Master« ausgewählt. Bewerben durften sich junge Künstler aus den polnischen Partnerlandkreisen Wieliczka und Krakau sowie aus dem Landkreis München. Ziel ist zum einen die Förderung der deutsch-polnischen Beziehungen, zum anderen aber auch der künstlerische Austausch. So sollten sich bewusst Kulturschaffende aus den drei Bereichen Bildende Kunst, Musik und Performance bewerben, damit vor allem Genre übergreifende Kunstwerke entstehen – ein gelungenes Experiment.

»Die Ergebnisse waren insofern überraschend, da wir Dozenten eine ernsthafte Auseinandersetzung mit anspruchsvollen Themen bemerkt haben. ‘Anspruchsvoll‘ bedeutet für 15-jährige Teenager oft theoretisch und langweilig. Der Anspruch ist aber gerade, daraus sein eigenes Thema zu machen. Das ist sowohl eine gestalterische, wie auch intellektuelle Herausforderung, da es viel Freiheit bietet, mit der man aber auch erst mal umgehen können muss«, zieht Stefan Wanzl-Lawrence eine positive Bilanz. Der bildende Künstler und Geschäftsführer Berufsverband bildender Künstler Oberbayern Nord begleitete neben Alexander Maschke (Musiker, Filmmusik, Produzent) und Stefan Stoll (bildender Künstler und Hausleitung der JBS) die 20 Teilnehmer in der Seminarwoche.

Sie waren von einer Jury aus deutschen und polnischen Künstlern und Kunsthistorikern im Juni für das Projekt ausgewählt worden. »Positiv überrascht hat mich der Arbeitsgeist. Die Jugendlichen haben von morgens 9 Uhr bis abends um 22/23 Uhr gearbeitet, einige sogar freiwillig mit verkürzten Essenszeiten«, erklärt Stefan Wanzl-Lawrence: »Dabei waren sie offen und haben sich sowohl auf sachliche Aufgaben, wie auch auf Experimente eingelassen. Und diese Offenheit brachte Ergebnisse hervor, die über dem Altersdurchschnitt lagen und von Reife zeugten.« Entstanden sind alleinstehende oder in Zusammenarbeit mit anderen interdisziplinäre Kunstwerke.

Bevor es für die jungen Kreativen wieder nach Hause ging, klang die Stipendiumswoche mit einer Vernissage aus. Ein bisschen Aufregung mischte sich mit Erschöpfung, Erleichterung und auch Wehmut. Im lichtdurchfluteten Raum der JBS zeigten die jungen Teilnehmer ihre Plastiken aus Ton und Ytong, Radierungen, Fotografien sowie großformatigen Portraits. Drei Musiker präsentieren ihre musikalischen Werke: Hackbrett, Klavier und Synthesizer vereint in einer Komposition. Inspiriert wurden die Musikstücke von den Werken der Bildenden Künstler.

Das Stipendium ist mit dem verstorbenen Altlandrat Heiner Janik verbunden. Für den Ideengeber der JBS sollte die internationale Jugendbegegnungsstätte das Zusammenwachsen zwischen Deutschland und Polen fördern.

Das Projekt spricht vor allem junge Künstler aus dem Landkreis München und den polnischen Partnerlandkreisen Krakau und Wieliczka an. Nachdem die Ausstellung 2018 und 2019 in den Landkreisen zu sehen ist, wird das Kunst- und Kulturstipendium auch 2020 erneut ausgelobt, was Stefan Wanzl- Lawrence freut: »Es ist für die Jugendlichen eine wichtige Bestätigung, die sie zugleich auf ihren Berufswunsch vorbereitet. Gerade bei den jungen Teilnehmern sind zugleich Blauäugigkeit, Unsicherheit und Ängste vorhanden, die in einer Gruppe mit gleichen Interessen abgebaut werden.«

Das Kunst- und Kulturstipendium wurde dieses Jahr zum ersten Mal durchgeführt. »Es wurde in den Partnerlandkreisen und bei uns sehr gut angenommen, was uns selbstverständlich riesig freut«, so Jan Museler, Vorsitzender des Kreisjugendring München-Land. »Wenn junge Menschen zusammenkommen, gemeinsam gestalten und sich verwirklichen, ist das ein Riesenerfolg.« Das Projekt soll fortgeführt werden: »Jugendarbeit und besonders Internationale Begegnung sind keine Eintagsfliegen. Sie leben davon, möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zur Entfaltung und zum Austausch zu geben. Diese wollen wir auf jeden Fall für 2020 ermöglichen und wenn möglich darüber hinaus.« red/dm

Artikel vom 27.10.2018
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