»Partyzone« sorgt für Unmut

Harlaching/Untergiesing · Es fehlt an Treffpunkten für die Jugend

Es könnte so schön sein. Am Kuntersweg prallen derzeit jedoch verschiedene Interessen aufeinander. Ein Runder Tisch soll Abhilfe schaffen. 	Foto: RedH

Es könnte so schön sein. Am Kuntersweg prallen derzeit jedoch verschiedene Interessen aufeinander. Ein Runder Tisch soll Abhilfe schaffen. Foto: RedH

Harlaching/Untergiesing · Am Kuntersweg zwischen der Säbener Straße und dem Tiroler Platz gibt es derzeit einige Unruhe. Jugendliche aus der Umgebung haben das im Winter als Rodelhügel genutzte Areal zum Treff unter freiem Himmel und als Bereich zum Chillen auserkoren. Die Anwohner stören sich am Lärm vor Ort.

Die Rede ist von Ruhestörung bis tief in die Nächte hinein. Einer der Anwohner wirft dort sogar den Gebrauch von Cannabis in den Raum. Auch der örtliche Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching hat sich jetzt erneut mit der Streitthematik befasst. Auch dort ist man verärgert. Allerdings vor allem über das aus Sicht des Gremiums vorschnelle Vorgehen einer Stadtbehörde.

Harlachings Problem: Es gibt keine offiziellen Jugendbegegnungsstätten oder –zentren. Die Jugend verschafft sich deshalb vermehrt Raum unter freiem Himmel. Am Kuntersweg nutzten sie den Bereich im Umgriff zweier Sitzbänke. Doch nach einer Anwohnerbeschwerde, die direkt an das städtische Kreisverwaltungsreferat gerichtete war, wurden die beiden Bänke flugs entfernt. Zu schnell ging das aus Sicht des örtlichen Bezirksausschusses, der sich in der Frage übergangen fühlt.

»Vorschnell und überzogen« sei diese Maßnahme aus Sicht des Gremiums. Er forderte in der letzten Sitzung die Stadt auf, die Bänke wieder aufbauen zu lassen. Ob das passiert, ist derzeit ungewiss. Vorab soll es erst einmal einen Runden Tisch mit den streitenden Parteien, dem BA-Jugendbeauftragten Peter Ödinger (CSU), Vertretern des BA und der Stadt geben. Dabei soll eine tragfähige Lösung des Problems erarbeitet werden.

Im Bezirksausschuss zeichnete sich diese jedenfalls noch nicht ab. Dort prallten die Interessen in einer lang ausgetragenen Kontroverse aufeinander. Die Anwohner hatten eine breite Phalanx ins Gremium geschickt. Vom BA selbst werde die Situation »verharmlost«, warfen sie den Gremiumsvertretern vor. »Unhaltbare nächtliche Zustände«, lautete ein Vorwurf. Auch zunehmende Vermüllung sei festzustellen. Ebenfalls anwesende Jugendliche hielten dagegen.

Jugend widerspricht den Vorwürfen

»Kein Jugendzentrum und keine geeigneten Begegnungsstätten« gebe es in Harlaching. »Exzesse« gebe es aber auch am Kuntersweg nicht. Seit Generationen werde der Bereich von Jugendlichen genutzt. Man treffe sich, chille oder diskutiere über Politik. »Da kommen wir auch mit vielen Menschen vor Ort ins Gespräch«, erklärte eine junge Dame. Die Wahrnehmung kommt offenbar auch am Kuntersweg auf die Blickrichtung an. Zumindest beim Thema Müll gab es zarte Tendenzen möglicher Einigung. Auch die Jugendlichen wünschten sich mehr Müll-Behälter im Umgriff. Der BA arbeitete sich selbst am Thema ab. »Immer mehr verjagt« werde die Jugend ohnehin, kritisierte Christa Knappik (SPD). Es sei nicht der Jugend zum Vorwurf zu machen, wenn keine geeigneten Flächen zur Verfügung stünden. »Seit 30 Jahren fordere ich ein Jugendzentrum«, so Knappik.

Es sei jedenfalls keine Lösung, »einfach zwei Bänke abzuschrauben«. BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) hatte die gleiche Stoßrichtung. »Wir fordern überparteilich seit Jahrzehnten ein Jugendzentrum«. Es bedürfe nicht allein der »flammenden Rede« vonseiten der SPD. Baumgärtner adressierte deutlich Kritik an die Stadt. »Was nützt es, wenn wir fordern und die Stadt immer wieder geeignete Grundstücke für ein solches Jugendzentrum anderweitig verkauft?« Zumindest die Bänke müssten wieder zurück. Sebastian Weisenburger (Grüne) sah den alleinigen Verweis auf ein Jugendzentrum ohnehin kritisch. »Nachts« sei auch das Jugendzentrum geschlossen. Das allein regele das Problem nicht. Es brauche mehr als »Kleinlösungen.« Der »Runde Tisch« soll daran arbeiten, echte Lösungen herbeizuführen und das Miteinander entlang der »Harlachinger Partymeile« zu verbessern. RedH

Artikel vom 14.10.2018
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