Scharfer Gegenwind

Waldperlach/Neubiberg · Viele Unterschriften gegen Biomasse-Anlage am Stadtrand

Waldperlach/Neubiberg · Der Gegenwind gegen den Bau einer Kompostier- und Biomasseanlage auf einem gut 5,4 Hektar großen Flächenstück an der Münchner Stadtgrenze (wir berichteten) wird immer schärfer.

Im September übergaben Vertreter der Bürgerinitiative »Saubere Luft für Neubiberg und Waldperlach« zusammen mit der Siedler- und Eigenheimervereinigung Neubiberg und Waldperlach insgesamt 3129 Unterschriften gegen das Projekt an den Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter.

Die Initiativstreiter fordern mit ihrer Petition, der Anlage auf städtischem Grund zwischen Waldperlach und Neubiberg die Baugenehmigung zu versagen. Bereits zuvor hatte der Neubiberger Gemeinderat gegen den Bau votiert. Auch innerhalb der Stadt formiert sich offenbar Widerstand. Die Rathaus-SPD hatte sich bereits in der vergangenen Woche gegen das Projekt in Stellung gebracht. »Das ist kein Platz für eine stinkende und lärmende Biomasse-Anlage«, formulierten die Genossen ihre Ablehnung durchaus drastisch. Wie aus sicheren Quellen des Rathaus-»Flurfunks« zu vernehmen ist, dürften weitere Fraktionen alsbald folgen.

Allerdings berufen sich die potentiellen Betreiber der geplanten Anlage an der Carl-Wery-Straße 63 bei ihrem Vorhaben auf offensichtlich frühere Zusagen der Stadt. Firmenanwalt Benno Ziegler hatte in jüngerer Vergangenheit bereits mehrfach auf den Umstand hingewiesen, dass das Unternehmen beim Erwerb des Grundstücks 2006 von der Stadt auch die schriftliche Zusage erhalten habe, dort eine Kompostieranlage zu errichten. Die jetzt geplante Biomasse-Anlage entspreche diesen Planungen. Hier soll künftig Biobrennstoff in Form von Brickets und Pellets durch die Verarbeitung von Gras, Laub und Algenstoffen produziert werden.

Aus Sicht der Projektgegner ein Unding. »Lärm durch die Anlagen und durch an- und abfahrende Schwertransporter, übelster Geruch, gesundheitsgefährdende Bakterien« in Luft und Abwasser zählen Initiativsprecher Oliver Hellmund und Eigenheimer-Vorstand Wolfgang Kranz als maßgebliche Ablehnungsgründe auf. Zudem sei die Anlage nur 50 Meter neben der nächsten Wohnbebauung sowie in unmittelbarer Nähe wichtiger Erholungsressourcen wie des Landschaftsparks Neubiberg und der Grünoase »Im Gefilde« geplant. Auch hier vernünftige städtebauliche Entwicklungen würden durch diese Anlage »unmöglich gemacht«. Die Initiativsprecher fordern deshalb von der Stadt, zur Not auch mit einem dezidierten Bebauungsplan ein klares Muster des Machbaren vorzugeben. Hellmund und Kranz können sich etwa Wohnungsbau als sinnvolle Alternative vorstellen.

Die Stadt ist nun in schwierger Position. Sollte sie die offensichtlichen, früheren Projektzusagen revidieren, droht das Unternehmen Garten- und Landschaftsbau Werner unverhohlen mit Klage. Ein schwieriger Verhandlungsmarathon dürfte sich hier an der Stadtgrenze abzeichnen. RedN

Artikel vom 08.10.2018
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