Ein Dorf mitten in der Stadt am Tag des offenen Denkmals

München · Zeugnisse der Vergangenheit

Ein futuristisches Stadtbild aus den Siebziger Jahren im Münchner Norden: Das Olympische Dorf 1972 lädt zum Tag des offenen Denkmals ein. 	Foto: dm

Ein futuristisches Stadtbild aus den Siebziger Jahren im Münchner Norden: Das Olympische Dorf 1972 lädt zum Tag des offenen Denkmals ein. Foto: dm

München/München Nord · Was haben die Schleißheimer Kanäle und das Olympiadorf gemeinsam? Beides sind eingetragene Denkmäler, die nach denselben Kriterien geschützt werden. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (kurz BLfD) nimmt es sich zur Aufgabe und Verantwortung, »die Zeugnisse der Vergangenheit zu bewahren, auch, indem wir erklären und informieren«, so Dorothee Ott von der dortigen Pressestelle.

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Tag des offenen Denkmals in und um München und den Landkreisen
Am 9. September 2018 »Entdecken, was uns verbindet«

9. September ist Tag des offenen Denkmals

Darum geht es auch beim Tag des offenen Denkmals am 9. September. Er findet seit 25 Jahren statt und erreicht deutschlandweit jedes Jahr rund fünf Millionen Menschen. »Das ist Werbung für unsere Belange und vor allem positiv zu sehen«, freut sie sich. Koordiniert wird der Tag von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn. Das BLfD beteiligt sich auch mit einer ganzen Reihe an Veranstaltungen am Tag des offenen Denkmals.

Was wird überhaupt als Denkmal definiert?
»Ein Denkmal ist eine vom Menschen geschaffene Sache, deren Erhaltung aufgrund ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt«, heißt es im Artikel 1 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes. Wer ein Denkmal verändern möchte, braucht dafür eine denkmalrechtliche Erlaubnis. Die Bayerische Denkmalliste unterscheidet dabei nicht nach qualitativ höher- oder minderwertigeren Denkmälern. Es gibt allerdings einen Status, der gewissermaßen zusätzlichen Schutz verspricht: die Eintragung in die »Haager Liste«. »Sie listet Anlagen auf, die im Falle eines bewaffneten Konflikts unter besonderem Schutz stehen – etwa die Bayerische Staatsbibliothek oder die Residenz«, so Ott.

Wie alt muss ein Denkmal sein?
Es muss schlichtweg »aus vergangener Zeit stammen«, so Ott. »Damit ist der zeitliche Abstand von etwa einer Generation, sprich rund 30 Jahren, gedacht. Es können also auch verhältnismäßig neue Bauten zum Denkmal werden – beispielsweise der Olympiapark oder die Wohnanlagen wie Orpheus & Eurydike oder der Fuchsbau in Schwabing. »Es gibt aber immer wieder alte Bauten, die aus städtebaulicher Sicht sicherlich erhaltenswert sind, die aber nicht in ausreichendem Umfang erhalten sind, um als Einzeldenkmäler in die Denkmalliste eingetragen zu werden – so etwa die ehemalige Tierklinik an der Königin-straße.«

Was macht die Denkmalpflege?
»Entscheidend ist für uns die Frage: Was ist ein Denkmal und wie gehen wir damit um?«, so die Pressesprecherin. Seit der Gründung des Amtes 1908 sind die Führung der Denkmalliste und die Beratung von Eigentümern, Planern und Institutionen ihre Hauptaufgaben. Sie sind Ansprechpartner für alle Fragen zu Bau- und Bodendenkmälern. Sie beraten, wenn ein denkmalgeschütztes Haus umgebaut oder renoviert werden soll und begleiten archäologische Ausgrabungen. Die Denkmalpflege ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats für Denkmalschutz und Denkmalpflege. »Wir sind Dienstleister für das kulturelle Erbe Bayerns und die Menschen, die damit zu tun haben. Das BLfD informiert, berät und unterstützt und ist für alle fachlichen Fragen zuständig.

Das Gesamtprogramm mit allen offenen Denkmälern ist unter www.tag-des-offenen-denkmals.de abrufbar. Am Tag des offenen Denkmals ist auch der Münchner Norden vielfach vertreten. Es wird Führungen und jede Menge Wissenswertes zu den spannendsten Denkmälern geben.

Am 9. September ist Tag des offenen Denkmals. Im Münchner Norden ist u.a. das Olympische Dorf 1972 dabei. Architekten und Dorfbewohner laden alle zu Führungen um 11 und 14 Uhr ein, zeigen Archivfilme zum Bau des Olympiastadions und des Olympischen Dorfes und erzählen Wissenswertes zu ihrem unter Denkmalschutz stehenden Wohngebiet.

Städtebauliches Experiment, das gelungen ist

Einst exisiterte auf dem Gelände zwischen der heutigen Landshuter Allee, dem Mittleren Ring und der Moosacher und Lerchenauer Straße um einen Flugplatz, auf dem dann anschließend ein Sportler-Quartier für die Olympischen Spiele 1972 entstand. Es wurde quasi als »Stadt in der Stadt« konzipiert. Seit 1973 wurde sie dann zur Wohnstätte für rund 6.000 Menschen mit Einkaufsmöglichkeiten, einer Schule, Kindergärten, Ärzten, einer Kirche, kulturellen Einrichtungen, Gaststätten und Hotels. Entgegen böser Zungen, die das Olympiadorf als »Betonwüste« verunglimpfen, gibt es hier Spielplätze und etliche Wasserflächen. Sehr charakteristisch sind die Balkone in Süd-West-Ausrichtung, die stufenförmig ausgerichtet und mit Pflanztrögen ausgestattet sind.

Als Gesamtensemble steht das Olympiadorf seit 1998 unter Denkmalschutz. Es zeichnet sich durch eine gelungene Trennung von Auto- und Fußgängerverkehr und zukunftsweisende Wohnarchitektur aus. Privat-, Gemeinschafts-, Arbeits- und Erholungsbereiche werden miteinander strategisch verbunden. Seit über 40 Jahren gestalten die Einwohner eine Stadt zum Leben unter Berücksichtigung der Denkmalschutzbelange.

Kontakt: Manuela Feese-Zolotnitski, Telefon: 089 524589, www.eig-olympiadorf.de

Zeugnisse der Vergangenheit
Entlang einer barocken Kulisse am Tag des offenen Denkmals

Im Norden von München Norden ist u.a. der Schleißheimer Kanal dabei.

»Alternative zur S-Bahn: das Nord-Münchner Kanalsystem«

Der Kanal ist Teil des barocken Kanalsystems, der im 17. Jahrhundert zwischen den Schlössern Nymphenburg, Dachau und Oberschleißheim angelegt wurde. Gondelfahrten auf den Kanälen gab es schon zu besagter Zeit, auch heute sind sie möglich.

Von einst rund 50 Kilometern des Kanalsystems sind heute noch 36 Kilometer mit Wasser gefüllt.

Kanäle prägen die Landschaft im Münchner Norden, da sie vor allem die Flüsse Würm, Isar und Amper miteinander verbinden. Sie bilden eine außergewöhnliche Kulisse für Fuß- und Radwegverbindungen.

Führungen am Tag des offenen Denkmals gibt es mit Otto Bürger, Ortschronist, Beginn ist jeweils um 10 und 14 Uhr, die Dauer zirka 1,5 Stunden. Kontakt: Otto Bürger, E-Mail: otto-buerger@gmx.de und zur Gondelfahrt: www.la-gondola-barocca.de

Die vermutlich älteste Kirche Münchens
Alte Pfarrkiche St. Martin lädt Besucher zum Tag des offenen Denkmals ein

In Moosach ist die Alte Pfarrkirche St. Martin dabei. »Alt« trifft es da schon ganz genau: Bei der Pfarrkirche handelt es sich wohl um die älteste Kirche Münchens.

Die erste urkundliche Erwähnung gab es vor über 1.200 Jahren im Jahr 815. Lediglich die Fröttmaninger Heilig-Kreuz-Kirche steht in der Diskussion um die älteste Kirche.

Ehemals als Pferdestall genutzt

Jedenfalls ist der heutige Bau im 12. und 13. Jahrhundert enstanden. Die romanischen Grundmauern sind bis heute erhalten. Um 1500 wurde die Kirche im spätgotischen Stil »modern« gemacht. Eine dunkle Zeit überstand die Kirche im Dreißigjährigen Krieg, als sie stark demoliert und als Pferdestall genutzt wurde. Die Innenausstattung, das Deckenfresko und der Hauptaltar stammen aus dem 18. Jahrhundert. Führungen in der Kirche und über den Friedhof werden um 15 und 17 Uhr möglich sein. E-Mail: st-martin.muenchen-moosach@erzbistum-muenchen.de


Von Daniel Mielcarek

Artikel vom 05.09.2018
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